Als die Staatsbibliothek im Frühjahr 2007 ankündigte, in Kooperation mit Google eine Million Bände aus dem eigenen Bestand zu digitalisieren, schien das ein Projekt für Jahrzehnte zu sein. Heute, keine zehn Jahre später, sind die Werke längst eingescannt und im Internet frei verfügbar. Möglich war das - zumindest in diesem Tempo - nur mit Hilfe von Scanrobotern, die für die Bestände der Staatsbibliothek erstmals in Deutschland eingesetzt wurden.
Vier solche Roboter sind derzeit in der Bibliothek in Betrieb. "Der Scanner liest immer zwei Seiten gleichzeitig ein", erklärt Klaus Kempf vom Münchner Digitalisierungszentrum. Mit Luft werden die Seiten angesaugt und umgeblättert, 600 bis 700 Seiten scannt ein Roboter so pro Stunde. In dieser Zahl ist sogar schon das letzte Stück Handarbeit berücksichtigt: Die Bücher müssen richtig eingelegt werden. "Sonst würden die Geräte doppel so viele Seiten schaffen", sagt Kempf.
Googles weltweites Buchprojekt ging mit einem langen Streit um Urheberrechte einher, der auch in München Spuren hinterlassen hat. Die Staatsbibliothek achtet genau darauf, dass nur Werke digitalisiert werden, bei denen es keine urheberrechtlichen Bedenken gibt. Ansonsten geht mit den Scanrobotern erstaunlich wenig schief: Weder bei der Massendigitalisierung durch Google noch bei den 200 000 weiteren Werken, die im Digitalisierungszentrum eingescannt wurden, ist laut Kempf je ein Schaden entstanden. Das ist vor allem bei wertvollen Handschriften und sehr alten Büchern wichtig, denn gerade die werden "zum Bestandserhalt" digitalisiert, wie Kempf erläutert.
Neben den Robotern sind noch zahlreiche andere Scansysteme und Kameras bei der Stabi im Einsatz. Manche Werke wurden wegen eines bestimmten Themenschwerpunkts zur Digitalisierung ausgewählt, andere, weil Nutzer dies bestellt haben - zum Teil als bezahlte Auftragsarbeit. Eine alte Karte von San Sebastian zum Beispiel, die ein Mitarbeiter gerade bearbeitet und in den Katalog einfügt. Auch mit 3-D-Scannern wird hier bereits gearbeitet - allerdings noch längst nicht, wenn es um Masse geht.