Das Münchner Label Squama-Records:Junger Jazz mit hippem Chic

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Die Sängerin Enji wuchs in Ulan Bator auf, hat in München Jazz-Gesang studiert. Ihr Debüt-Album erschien bei Squama. (Foto: Hanne Kaunicnik / Selection)

Der Musiker Martin Brugger und der Grafiker Maximilian Schachtner haben vor fünf Jahren das Münchner Jazz-Label Squama Records gegründet. Nun feiern sie im Ruffinihaus mit einem offenen Verkauf und einem Konzert.

Von Rita Argauer

Es erinnert an die goldenen Zeiten des Musikbusiness. Ein Label bringt Musik heraus, verkauft auch in Asien und in den USA. Die Musik ist anspruchsvoll, und das Interesse ist da, obwohl kein großer Konzern dahinter steht. Squama-Records aus München veröffentlicht jungen, weitgefassten Jazz. Labelmitbegründer Martin Brugger ist gerade in New York, produziert dort mit einer Band, die er zuvor in Texas kennengelernt hat. Da war er mit der Sängerin Enji beim „SXSW“-Festival. Die wuchs wiederum in Ulan Bator auf, hat in München Jazz-Gesang studiert. Ihr Debüt-Album, veröffentlicht von Squama, wurde hochlobend besprochen vom britischen Guardian, von der New York Times, der Washington Post.

„Ja, das ist unser Export-Schlager“, sagt Maximilian Schachtner, Grafiker und zweiter Mann hinter Squama Records und lacht. Denn diese Business-Sprache passt eigentlich gar nicht zu dem Münchner Label, das nun sein fünfjähriges Bestehen im Ruffinihaus feiert – mit einem offenen Verkauf, Kennenlernangeboten und einem Konzert an diesem Mittwoch und Donnerstag, 30. und 31. Oktober.

Squama Records entstand wie so viele Labels: Weil die späteren Betreiber kein passendes Label für die eigene Musik fanden. Im Falle von Squama war das die experimentierfreudige Jazz-Band Fazer, in der Martin Brugger Bass spielt. Nach dem Studium an der Münchner Musikhochschule lag das erste Album vor. Da es keiner veröffentlichen wollte, machte das Martin Brugger gemeinsam mit dem Grafiker Maximilian Schachtner eben selbst. 2019 war das. Und dann erweiterte sich das Portfolio über die ersten Jahre wie von selbst. Etwa mit den Soloprojekten des mit dem Musikförderpreis der Stadt München ausgezeichneten Fazer-Trompeters Matthias Lindermayr. Oder des Schlagzeugers Simon Popp. Der wiederum spielt auch im Duo mit Sängerin Enji.

Vinyl-Platten pressen, aufwendig designt, so etwas wirkt immer noch wie aus der Zeit gefallen. „Wir machen das gar nicht aus so einem nostalgischen Gefühl heraus“, erklärt Maximilian Schachtner, aber: „In der digitalen Welt sind die Sachen so flüchtig“, führt er aus. Mit den Platten wollen sie aber auch „Sachen mit einem gewissen Wert manifestieren“. Auch für ihn als Grafiker. Dazu passt, dass ihn noch lange vor Squama eine Ausstellung im Haus der Kunst des Labels ECM inspiriert habe. Musik, die etwas mehr Aufmerksamkeit braucht, trifft auf Grafik, die etwas mehr Aufmerksamkeit braucht. Beides wirkt dadurch in der Rezeption länger und findet in der haptischen analogen Aufmachung ein Pendant dazu.

Mit dem ersten Album der experimentierfreudige Jazz-Band Fazer, in der Martin Brugger Bass spielt, ging es los. (Foto: Maximilian Schachtner)

Die meisten Musikerinnen und Musiker, die Squama veröffentlicht, kommen aus dem Jazz. Doch gediegene Big-Band-Blue-Notes gibt es hier nicht. „Wir machen Jazz, ja, aber der ist nicht mehr das, was Jazz in den Sechzigerjahren war“, sagt Schachtner. Die Musik trägt die Idee des Jazz ins Heute, ins Junge. Squama veröffentlicht die Art von Musik, die man in den USA vielleicht von Labels wie Constellation oder International Anthem kennt. Jazz im Heute kennt Pop, kennt Hip-Hop, kennt elektronische Musik. Hat aber einen ungebrochenen Anspruch auch um Ecken zu gehen, mit Gewohntem zu brechen und anders zu klingen. Und bei Squama hat das Ganze durchaus auch einen gewissen sehr hippen Chic.

Ideell funktioniert das gut. International, aber auch lokal, etwa die Kollaboration der Pianistin Masako Otha mit Matthias Lindermayr auf dem Album „Mmmmh“. Oder die Violin-Solostücke der Münchner Komponistin Sophia Jani, die im Frühjahr erschienen sind. Und finanziell? „Es trägt sich selbst“, sagt Schachtner. Aber viel springe noch nicht extra raus. „Die Grenze des Machbaren ist im Moment erreicht.“ Eine Veröffentlichung pro Monat ist es im Moment, längst sei man im Selbstausbeutungsbereich angekommen. Umso größer aber ist der Wert für die Münchner, aber auch die internationale Musikszene.

Squama Records im Ruffinihaus, Rindermarkt 10, Mittwoch und Donnerstag, 30. und 31. Oktober, jeweils 14 bis 21 Uhr.

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