Anglizismen im Rathaus:Manche CSUler wünschen sich den Klapprechner zurück

Blick vom Alten Peter auf die Münchner Altstadt, 2015

Blick vom Alten Peter auf die Münchner Altstadt.

(Foto: Robert Haas)

Im Stadtrat fordern sie, Anglizismen und Abkürzungen zu vermeiden. Bürgermeister Schmid hingegen weiß: Die Weltstadt funktioniert nicht ohne Englisch. So sorry!

Kolumne von Günther Knoll

Ach wie waren sie damals stolz, die PR-Helden von der CSU, als sie den Begriff "Laptop und Lederhose" prägten, um so zu dokumentieren, dass man auch im Würmtal Silicon Valley konnte. Dann aber kam Peter Ramsauer, der sich als viel beschäftigter Verkehrsminister auch noch die Zeit nahm, die Reinheit des Amtsdeutschen wiederherzustellen. Er ließ in seinem Haus den Laptop sofort abschaffen, der mobile Teil seiner Ministerialen bekam stattdessen den "Klapprechner". Ob man unter Ramsauer für den Gebrauch eines Anglizismus oder einer Abk. einen Euro ins Sparschwein werfen musste, wissen wir nicht, es wäre aber mindestens schon einmal ein Grundstock für die Pkw-Maut gewesen.

Auch die Münchner CSU fordert Klartext, wenn es um die Amtssprache geht. Ihre Stadträte Alexandra Gaßmann und Reinhold Babor hatten im Oktober 2017 den Antrag gestellt, die Verwaltung der Landeshauptstadt möge sich in allen öffentlichen Schreiben "für die Bürger verständlich" ausdrücken und Anglizismen und Abkürzungen "möglichst" vermeiden.

Jetzt kam die Antwort von Bürgermeister Josef Schmid, CSU, und sie lässt in ihrer Verständlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Zur Amtssprache gibt es gesetzliche Vorgaben wie z.B. Art. 23 des Bayerischen Verwaltungsverfahrensgesetzes (BayVwVfG) oder § 184 des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) i.V.m. § 55 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO)." Dazu der Hinweis auf die AGAM, die Allgemeine Geschäftsanweisung der Landeshauptstadt München. Die gibt für die städtischen Veröffentlichungen genau das vor, was die beiden Sprachhüter einfordern.

Bürgermeister Schmid bittet bei etwaigen Verstößen des Rathauses dennoch um Milde: Eine weltoffene Großstadt wie München könne sich den Entwicklungen der Zeit nicht verschließen, Englisch sei nun einmal die Lingua franca der Gegenwart, für manche Fachbegriffe gebe es gar keine deutsche Entsprechung, und Abkürzungen könnten auch das effiziente Arbeiten erleichtern. So sorry! Selbst wenn es amtlich wird, darf in München die Weltoffenheit also nicht aufhören.

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