Einen Grund zur Sorge kann Andreas Blaschke in der aktuellen Situation wahrlich nicht erkennen. Glaubt man einem alten Sprichwort, dann folgt auf eine verpatzte Generalprobe in den meisten Fällen eine gelungene Premiere. Doch was, wenn bei der Generalprobe alles rund läuft, ja sogar perfekt? Vielleicht ein schlechtes Omen? Blaschke lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Vielmehr hätte sich der Trainer der Bogenschützen der BSG Ebersberg keine bessere Generalprobe vor dem Bundesliga-Finale am Samstag in Wiesbaden wünschen können. Vor knapp zwei Wochen, am letzten Wettkampftag der Bundesliga Süd, trat das Team von Blaschke zu sieben Duellen an. Alle sieben entschieden die Ebersberger Bogenschützen für sich.
Wenig verwunderlich, dass Blaschke und sein Team nun mit viel Selbstvertrauen im Gepäck nach Wiesbaden reisen. Im vergangenen Jahr landeten die Ebersberger auf einem überraschend starken dritten Rang, nachdem sie im Halbfinale an dem späteren deutschen Mannschaftsmeister aus Berlin gescheitert waren. "Es wäre schön, wenn wir dieses Ergebnis verbessern könnten", zeigt sich Blaschke angriffslustig. Er erwartet "konstante Leistungen, wie wir sie im letzten Wettkampf gezeigt haben." Dann sei das Finale durchaus machbar, glaubt Blaschke.
Etwas zurückhaltender präsentiert sich der zweite Vorsitzende der BSG, Sebastian Eichler. Er hofft, den dritten Platz aus dem Vorjahr erst einmal festigen zu können. Wobei auch Eichler lachend zugeben muss: "Nachdem wir am letzten Wettkampftag alle sieben Matches gewonnen haben, erwarte ich mir schon was." Er selbst wird live dabei sein und die Ebersberger Schützen gemeinsam mit 20 "Edelfans" (Blaschke) anfeuern.
Schon seit knapp 30 Jahren ist Eichler ein Teil der BSG. Als 1989 der Verein im Pfarrsaal in Ebersberg aus der Taufe gehoben wurde, war er eines der 17 Gründungsmitglieder. "Mittlerweile ist nur noch die Familie Eichler als letztes Gründungsmitglied dabei", erzählt er nicht ohne Stolz. Die anderen hätten den Verein im Laufe der Jahre verlassen, Eichler ist dabei geblieben. Um ihn herum haben sich bis heute circa 130 neue Mitglieder geschart - und ein erfolgreiches Bundesliga-Team.
In Maximilian Weckmüller, Michelle Kroppen und Marc Rudow befinden sich sogar drei Bundeskaderathleten in den Reihen der Ebersberger. Komplettiert wird die Mannschaft in Wiesbaden von Krzysztof Skrzydel und Christian Höck. Eigengewächse sind allerdings nicht mit dabei, bedauert Blaschke. Dafür ziehe der Verein immer wieder starke Bogenschützen aus anderen Vereinen an. Die kommen gerne nach Ebersberg in dem Wissen, dort in der Bundesliga mitmischen zu können.
Zum fünften Mal in Serie hat es die BSG ins Finale geschafft, in dem jeweils die besten vier Teams aus der Süd- und der Nord-Staffel aufeinandertreffen. Bereits zum zweiten Mal veranstaltet der Deutsche Schützenbund das Event in Wiesbaden, im vergangenen Jahr füllten gut 650 Zuschauer die Halle. Auch per Livestream im Internet wird zu sehen sein, wie sich die Elite der deutschen Bogenschützen duelliert. Der aktuelle Meister aus Berlin setzt dabei vor allem auf die derzeit beste deutsche Schützin: Lisa Unruh.
Die Silbermedaillengewinnerin von Rio - Markenzeichen: Sonnenhut - wurde kürzlich zur Weltschützin des Jahres 2016 ernannt. Neben ihr sind weitere Bogenschützen der Spitzenklasse am Start. "Das wird nicht einfach", weiß Eichler. Auf dem hohen Niveau könne bereits "ein schlechter Schuss ausschlaggebend sein." Trainer Blaschke ist dennoch zuversichtlich, dass seine Schützen gut abschneiden werden. Der letzte Wettkampftag in der Süd-Staffel hat Mut gemacht: "Mir war vor allem wichtig, dass wir die Führenden der Liga geschlagen haben." Wie auch im vergangenen Jahr droht in einem möglichen Halbfinale ein Wiedersehen mit den Berlinern um Unruh. Angst brauchen die Ebersberger vor diesem Duell aber nicht zu haben, da ist sich Blaschke sicher: "Wir gehen mit dem Bewusstsein ins Finale, dass wir alle schlagen können."