Sportschießen:Passt schon

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Schützen müssen sich im Ligafinale mit Teilerfolgen trösten

Von Julian Ignatowitsch, München

So ein Finale in der Luftgewehr-Bundesliga gibt Rätsel auf, selbst für die ganz Erfahrenen. "Das ist schon manchmal eine unberechenbare Sache", sagt Ralf Horneber, Trainer von Germania Prittlbach. Er ist seit der Gründung der Liga vor 17 Jahren dabei. Dass sein Team aus dem Landkreis Dachau trotz Platz eins in der Hauptrunde am Wochenende im Viertelfinale in Paderborn Gastgeber Hubertus Elsen (2:3) unterlag, ruft bei ihm dennoch Achselzucken hervor. "Wir haben uns fast nichts vorzuwerfen", meint er. Im Gegenteil: "Wir haben noch mal gezeigt, was wir drauf haben." Es reichte trotzdem nicht.

Prittlbach erzielte im Viertelfinale das beste Teamergebnis aller Vereine, jeder Schütze traf mindestens 390 Ringe, aber da im Bundesliga-Modus nur die Einzelpunkte gewertet werden, lag der Gegner knapp vorne. "So ist das eben", sagt Horneber. Duell um Duell war Prittlbach dann doch unterlegen, zweimal im Stechen. Anna-Lena Kinateder und Sebastian Franz zitterten am Ende doch ein wenig die Hände. Es blieb die Erkenntnis, "dass wir das nächste Mal etwas schneller schießen müssen, um nicht in Zugzwang zu kommen" - gegen Ende schlichen sich ein paar Fehler zu viel ein. Und: Prittlbach verlor wieder einmal gegen den späteren Meister. "Glück hatten wir die vergangenen Jahre im Finale nicht", konstatierte Horneber, der schon vor der Partie vom vermeintlich schwersten Gegner gesprochen hatte.

Bei der HSG München war es anfangs genau umgekehrt: Als Vierter gerade noch so ins Finalturnier gerutscht, besiegte sie im Viertelfinale Buer-Bülse 4:1, den Ersten der Gruppe Nord. Anschließend wirkten sich aber auch hier die Eigenheiten der Bundesliga aus. Olympia-Teilnehmerin und Europameisterin Selina Gschwandtner bekam das besonders zu spüren. Sie selbst lieferte beste Ergebnisse ab (395, 399 und 396 Ringe) und gewann jedes ihrer Einzelduelle, "ganz wunderbar" sei das gewesen. Aber: Die Teamkollegen, namentlich Mario Nittel und Theresa Schwendner, schwächelten - so mussten sich die Münchner nach zwei Niederlagen mit Platz vier begnügen. "Man hat es nicht alleine in der Hand", erklärte Gschwandtner. Für Schützen ist das ungewohnt, abhängig von anderen zu sein. Aber genau das macht die Bundesliga ja so interessant, wenn die Teams in zwei Fünferblöcken am Schießstand stehen. Laute Fans, volle Halle. "Darauf muss man sich einstellen und mit dem Druck klarkommen", so Gschwandtner. Nicht einmal die Olympischen Spiele könnten einen darauf vorbereiten, meint sie. Und wer alleine bereit ist, bewirkt letztlich nichts.

Manch einer dachte wieder mal über Regeländerungen nach. Vielleicht solle man in Zukunft einen Zähler für das Teamergebnis vergeben, was Prittlbach geholfen hätte? Oder den besten Schützen mit einem Extrapunkt prämieren, was Gschwandtner zugute gekommen wäre? Ralf Horneber schüttelt den Kopf: "Das passt schon so, wie es ist", sagt er. Spannender als bei einem Stechen wird es im Sportschießen selten. Wieso also die Regeln ändern?

"Wir versuchen es weiter", sagt Horneber. Prittlbach hat als einziges Münchner Team noch keine Meisterschaft gewonnen, trotz oft guter Aussichten. Nach dem erneuten Rückschlag hat sich die Mannschaft zusammengesetzt und beschloss: Wir bleiben zusammen! Prittlbachs Teamgeist sucht seinesgleichen. Die Schützen sind alle jünger als 26 Jahre und die Aussichten dürften nur noch besser werden.

Die HSG dagegen ist übersättigt von der Bundesliga und meldet ihr Team ab, die Mitglieder interessieren sich schlicht nicht für den Wettbewerb. Spitzenschützin Selina Gschwandtner schon. Sie schaut sich nach einem neuen Klub um. Es gibt da ja noch einen Verein in München-Allach, der überraschend gar nicht im Finale war: Die FSG "Der Bund" München sucht dringend Verstärkung. Auch wenn noch nichts offiziell ist: Manche Rätsel sind berechenbarer als andere.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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