Sportschießen:Leises "Klack", lautes "Ja"!

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„Das war schon alles ein bissl tragisch, aber der Frust ist spätestens in einer Stunde wieder verflogen“: Prittlbachs Anna-Lena Geuther hatte am Wochenende massive Probleme mit ihrem Gewehr – und dazu noch Schusspech. (Foto: Claus Schunk)

Der Bund München gewinnt in der Luftgewehr-Bundesliga das Derby gegen Prittlbach - beide Klubs haben die Endrunden-Teilnahme weiter fest im Visier.

Vor ihrem letzten Schuss atmet Anna-Lena Geuther noch einmal tief ein. 381:391 steht es im Duell mit Lisa Haensch. Um in das Stechen zu kommen, muss sie eine Zehn schießen. Wenn sie es nicht schafft, ist die Niederlage des SV Germania Prittlbach im Derby gegen die Feuerschützengesellschaft Der Bund München schon so gut wie sicher. Denn Michaela Walo ist nicht mehr einzuholen und Pierre-Edmont Piasecki liegt gegen Isabella Straub deutlich vorne. Geuthers Schuss, das wusste sie, würde spielentscheidend sein. Die Füße fest auf dem blauen Belag der Allacher Tennishalle, visiert sie den nur einen halben Millimeter großen Punkt in der Mitte der Scheibe an. In der Halle hört man ein leises "Klack", gefolgt von einem lauten, langgezogenen: "Nein!" - neun Punkte und somit der zweite sichere Punkt für die FSG Der Bund. Die einzige Hoffnung für Prittlbach ist, dass Piasecki eine unterdurchschnittliche letzte Runde schießt.

Für den Bund ist es die erste Saison ohne Olympiasiegerin Barbara Engleder

Für die FSG Bund München ist es die erste Saison ohne ihren großen Star: Barbara Engleder - Olympiasiegerin, zweimalige Welt- und vierfache Europameisterin. Sie hatte vor der Saison ihren Rücktritt verkündet, um sich mehr um ihre Familie kümmern zu können. "Wir haben eine wahnsinnig gute Stimmung in der Mannschaft. Wir versuchen, durch diese Gemeinschaft aufzufangen, dass sie nicht mehr dabei ist", sagt Michaela Walo über ihre alte Teamkameradin. Bisher klappt das recht ordentlich. Der Klassenerhalt ist nach einem guten Saisonstart eher Formsache, die Teilnahme an der Finalrunde mehr als realistisch. Obwohl der Bund am Vorabend des Derbys sein Duell gegen Saltendorf knapp verloren hatte, war Teammanager Simon Muschiol guter Dinge: "Über die Niederlage ärgere ich mich nicht. Wir haben auf einem extrem hohen Niveau geschossen, da kann man ein so knappes Ding schon mal verlieren." Die Saltendorfer Mannschaft war insgesamt zu konstant, siegte mit 3:2 und ordnete sich vor dem Wettkampf am Sonntag in der Tabelle direkt hinter dem Bund auf Platz fünf ein. Vor ihnen: der Lokalrivale aus Prittlbach.

Für den Klub aus dem Dachauer Hinterland hatte das Wochenende gut begonnen. Am Samstag hatte er deutlich 4:1 gegen den SV Buch gewonnen. Isabella Straub hatte 400 Ringe geschossen, eine perfekte Runde, Julia Bauer 399. Nur Anna-Lena Geuther hatte am Samstag geschwächelt und blieb mit 386 Ringen deutlich hinter ihren Erwartungen: "Anna-Lena hatte am Samstag Probleme mit ihrem Gewehr, glücklicherweise haben wir das bis zum Derby beheben können. Aber natürlich dauert es, bis sie sich wieder komplett umgestellt hat", sagt Prittlbachs Teammanager Sven Körper. Doch auch am Sonntag muss Körper Geuther gut zusprechen. Nachdem sie ihren letzten Schuss nicht getroffen hat, steht sie lange bei ihrem Teammanager und ist sichtlich frustriert. "Das war schon alles ein bissl tragisch, aber der Frust ist spätestens in einer Stunde wieder verflogen und in zwei Wochen sieht es wieder anders aus", sagt Teamchef Körper.

In der Zwischenzeit ist das Derby schon weit fortgeschritten, 2:2 steht es in der Mannschaftswertung. Nur das Duell zwischen Piasecki und Straub ist noch nicht entschieden. Die Prittlbacherin Straub hat 394 Ringe vorgelegt, Piasecki muss noch zwei Mal schießen. Für den Derbysieg reichen dem Franzosen 19 Ringe. Der erste Schuss: eine Zehn. Vor seinem letzten Schuss lässt sich Piasecki lange Zeit, visiert an - diesmal folgt auf das leise "Klack" ein lautes "Ja!". Piasecki hat in die Mitte getroffen und damit den Derbysieg für den Bund München klargemacht.

Direkt nach dem Schuss läuft er in die Mitte der Halle, wo er seinen Teamkollegen in die Arme fällt. Mit Piasecki und Hanna Bühlmeyer schaffen gleich zwei Schützen der FSG 396 Ringe und werden von Teamkollegin Walo sogar noch übertroffen. Die Münchnerin Walo stellt mit 397 Ringen ihren Ligarekord ein. "Das ist wirklich mega. Ich komme heute aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Dass ich das im Derby geschafft habe, macht es sogar noch ein Stückchen schöner", sagte Walo.

Prittlbach-Manager Sven Körper blickt nach dem verlorenen Duell ernüchtert drein, natürlich, doch das Ziel, unter die letzten Vier zu kommen, sieht er noch nicht in Gefahr: "Die Komfortzone ist ein bisschen kleiner geworden, aber kein Grund zur Panik. In den kommenden Wochen haben wir auch ein paar machbare Aufgaben vor uns." Am 1. Dezember findet der nächste Wettkampf auf dem Gelände der SV Prittlbach statt. Vielleicht ist bis dahin die Komfortzone wieder ein bisschen größer geworden.

© SZ vom 22.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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