Sportpolitik:Nicht gewollte Diskussion

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Runde mit Ecken und Kanten: Podiumsdiskussion der Deutschen Olympischen Gesellschaft mit Moderator Gerd Rubenbauer (Mitte). (Foto: Martin Hangen)

DOSB-Chef Vesper wirbt in München für Olympia in Hamburg

Von Alexander Mühlbach, München

Irgendwann konnte Katharina Schulze ihre ganzen Fragen nicht mehr zurückhalten. "Ich nehme an, dass ich zu dieser Diskussion sowieso nur eingeladen wurde, um ketzerische Fragen zu stellen", mutmaßte die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, bevor sie loslegte. Warum zeigen die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) keine klare Kante gegen Politiker, die Menschenrechte verletzen? Warum ist Olympia jedes Mal eine völlig überdimensionierte Sportveranstaltung? Und warum sollte man die Knebelverträge des IOC überhaupt akzeptieren?

Es war der Moment in der Podiumsdiskussion, zu der die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) in den Münchner Olympiapark geladen hatte, in dem auch der Letzte im Auditorium merkte, dass dieser Abend eine nicht gewollte Wendung genommen hatte. Denn eigentlich sollte es doch um "Leistung und Freude im Sport" gehen, so lautete die Überschrift. Darum, wie viele Leistungssportler sich eine Gesellschaft leisten kann und wie man Kinder dazu bringt, sich mehr zu bewegen. Deswegen waren in Christina Hering (Leichtathletik) und Philipp Crone (Hockey) auch zwei Athleten eingeladen worden, die an internationalen Meisterschaften teilgenommen haben.

Aber dann drehte sich doch alles um die Olympischen Spiele. Was auch daran lag, dass Schulze sich einige Wortgefechte mit Michael Vesper lieferte. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte extra den Wahlkampf in Hamburg unterbrochen, wo am Wochenende die Bürger über die Olympiabewerbung der Hansestadt für 2024 abstimmen. Aber so ganz hatte Vesper auf seinem einstündigen Flug seinen Wahlkampfmodus nicht ablegen können.

"Merken Sie denn nicht, dass sich in den letzten zwei Jahren so einiges beim IOC verändert hat?", konterte er Schulzes Fragen mit einer Gegenfrage. Das IOC hätte die vorgeschriebenen Zuschauerkapazitäten in den Stadien aufgegeben, um Überdimensionierung zu vermeiden. Zudem sollen die Spiele in Zukunft nur noch in Städte vergeben werden, die sowieso schon einige Sportstätten vorzuweisen hätten. Dass die Winterspiele 2022 in das nicht gerade als Wintersport-Hochburg bekannte Peking vergeben wurden, nun: "Mir wäre es ja auch lieber gewesen, wenn das hier stattgefunden hätte", spielte Vesper auf die Münchner Bewerbung an, die vor gut zwei Jahren an einem Bürgerentscheid gescheitert war.

Vesper hadert auch heute noch mit der Entscheidung. Er sieht Olympia nicht nur als zweiwöchige Veranstaltung, sondern als langjähriges Entwicklungsprojekt, das sowohl dem Breitensport als auch dem Leistungssport zu Gute kommt. "Schauen Sie sich doch den Olympiapark in München an, der wird doch von allen gut benutzt", sagte Vesper. "Bei aller Kritik an Olympia muss man auch uns mal die Chance geben, anderen Ländern zu zeigen, wie man die Spiele richtig organisiert."

Sollte Hamburg sich am Sonntag für Olympia aussprechen, könnte Vesper den Deutschen zeigen, wie das geht. Bis es allerdings so weit ist, wird es weiterhin Kritiker wie Schulze geben, die ihre Fragen loswerden wollen.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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