Zu wenige Hallen und Sportplätze, zu wenige Trainingszeiten: Achtzig Prozent aller Anfragen, die er von Sportvereinen bekomme, beträfen diese beiden Punkte, sagt Hermann Brem. "Infrastruktur und Kapazitätsnöte" seien die dringlichsten Themen, führte der Vorsitzende des Kreises München-Stadt im Bayerischen Landessportverband (BLSV) am Freitag beim Jahrespressegespräch aus. Darüber hinaus beklagte Brem die unzureichende Kommunikations- und Organisationsbereitschaft der Stadt. Die Tonart, in der manche E-Mail beantwortet werde, sei "besonders für Ehrenamtler gewöhnungsbedürftig". Oft handele es sich um schmallippige Absagen in Behördensprache. "Der Umgangston muss besser werden", fordert deshalb Brem. Wenigstens ein Satz dazu, dass man sich um Lösungen bemühe, ließe sich erwarten.
Aus dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt hatte es jüngst geheißen, die Gesamtsituation sei "zufriedenstellend". Allen Vereinen könne "ein angemessener Spiel- und Trainingsbetrieb ermöglicht werden".
Auch Dominik Friedrich, seit November Vorsitzender der Münchner Sportjugend (MSJ), fordert mehr "geistige Beweglichkeit und Flexibilität". Das gelte auch für den Austausch mit den Schulen, ergänzte Katharina Seßler, seit zwei Jahren Mitglied im MSJ-Vorstand. Sie plädiert dafür, vor dem Bau neuer Hallen oder der Sanierung bestehender eine gemeinsame Nutzung durch Schule und Vereine "im Voraus mitzudenken". Brem sagt: "Schulen und Vereine müssen miteinander kooperieren." Die Hallennutzungszeiten für Vereine dürften nicht vom "Goodwill der Schulleitung" abhängen. "Tausende Belegungszeiten" seien wegen organisatorischer Fehlleistungen nicht nutzbar. In den Vereinen erzeuge das zusätzlichen Frust. Ohnehin kämpften viele darum, ehrenamtlich Engagierte zu finden, die längerfristige Aufgaben wie etwa Vorstandsposten übernehmen. Das sei die zweite große Herausforderung neben der angespannten Hallensituation. In diesem Punkt gelte es auch die eigenen Positionen neu zu definieren.
"Die Vereine standen bislang zu wenig im Mittelpunkt, machen aber die Hauptjugendarbeit", sagt Dominik Friedrich. Gemeinsam mit Katharina Seßler wolle er das ehrenamtliche Engagement fördern. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Sportjugend im Dialog" wollen sie dazu am kommenden Mittwoch, 18 Uhr, in der Vereinsgaststätte des ESV Neuaubing mit den Vereinen ins Gespräch kommen.
Auf einer gemeinsamen Vorstandssitzung am Donnerstag haben BLSV und MSJ darüber hinaus beschlossen, mehr Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund in Führungsämter zu bringen. "Die Sportvereine sollten die Vielfalt der Stadtgesellschaft abbilden", sagt Brem. Seit kurzem gebe es etwa ein Frauencafé, das der Vernetzung, aber auch der inhaltlichen Auseinandersetzung dienen soll. Zentrales Anliegen bleibe aber die Hallenkapazität.