Nachtreten ist nicht die Sache von Arno Hartung. Den 65-Jährigen aus der Reserve locken? Aussichtslos. Hartung bleibt stets ein eloquenter und freundlicher Gesprächspartner, so sehr man ihn auch kitzelt. Sicher, die vergangenen Wochen seien nicht einfach gewesen, sagt er, der Betrieb sei durch die Personalie Ralph Huber schon behindert gewesen. Der Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH (OMG) war wegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in die Schlagzeilen geraten, seit Anfang November ist er abberufen; mittlerweile geht es dem Vernehmen nach nur noch um die Auflösung seines bis 2017 laufenden Vertrages. Hartung hatte die Geschäfte ohnehin längst geführt, seit August war Huber nicht mehr im Olympiapark zugegen. Hartung will sich zu dem Thema nicht mehr groß äußern, er sagt: "Für die Firma, die Mitarbeiter und damit auch mich war es einfach sehr wichtig, dass eine Entscheidung getroffen wird." Das ist nun der Fall. Hartung wird bis zum 31. Dezember 2016 Geschäftsführer der OMG bleiben.
Die drängendsten Projekte hatte er bereits im vergangenen halben Jahr federführend begleitet. Die neue 10 000-Zuschauer-Halle für Eishockey und Basketball ist auf den Weg gebracht, bei der Sanierung des Olympiastadions geht es im Januar nur noch um das Volumen; das Reitturnier Munich Indoors wird langfristig gehalten, und auch der Vertrag mit dem Deutschen Eishockey Bund zur Fortsetzung des Deutschland Cups stehe kurz vor der Verlängerung, wie Hartung andeutet. Zudem hat der OMG-Aufsichtsrat grünes Licht für zwei prestigeträchtige Großveranstaltungen gegeben: Hartung hat den Auftrag erhalten, die Verträge für Weltcup-Parallelslalom und Munich Mash jeweils um fünf Jahre zu verlängern.
Im Fall der Skiveranstaltung ist das momentan freilich kein günstiger Zeitpunkt, denn man muss davon ausgehen, dass die OMG in Absprache mit dem Deutschen Skiverband (DSV) und dem Weltverband Fis das für den 1. Januar terminierte Rennen an diesem Donnerstag absagen wird, zum dritten Mal in fünf Jahren. Offiziell will Hartung dem nicht vorgreifen, der Blick aus dem Fenster lässt indes keinen anderen Schluss zu. Dennoch sind alle Vertragspartner entschlossen, weiterhin an dem sogenannten City-Event festzuhalten.
"Das Rennen ist eine unserer schönsten Veranstaltungen", sagt Walter Vogel, Geschäftsführer Marketing im DSV. Man müsse sich zwar "in Zukunft eine Strategie überlegen, das Rennen noch sicherer zu machen", womit er Schneesicherheit und Zeitpunkt meint, aber: "Wir haben eine positive Haltung." Die Fis hat München bereits bis 2018 im Langzeitkalender vorgemerkt, erinnert aber daran, dass über die Renntermine explizit erst vor jeder Saison Anfang Juni abschließend abgestimmt wird. Nichtsdestotrotz sind dies deutliche und positive Signale für die Fortführung der Veranstaltung am Olympiaberg. Eines werde man aber nicht tun, sagt Hartung: "Irgendwelche Harakiri-Aktionen, die weder vertretbar noch vermittelbar sind." Soll heißen, dass die OMG keinen Schnee per Hubschrauber von der Zugspitze einfliegen lässt, eine im Übrigen keineswegs absurde Vorstellung. So hatte das österreichische Kitzbühel im vergangenen Jahr sein weltberühmtes Spektakel auf der Streif erst ermöglicht.
Beim Munich Mash gestaltet sich das Ganze wesentlich unproblematischer. Das Actionsport-Festival wird von der OMG selbst veranstaltet. Hartung betont, dass man auch ohne den auf diesem Gebiet so versierten Partner Red Bull im Sommer an den Start gehen könnte. Der Getränkehersteller sei allein wegen seines Know-how und der Präsenz in München indes der "sehr naheliegende" Partner, doch die so wichtige "neue Besuchergruppe" werde man sich im Notfall auch im Alleingang sichern. "Trendsport passt einfach in den Olympiapark", glaubt der neue Chef. Eine eigene Veranstaltung sei darüber hinaus "ein Leuchtturm-Projekt und eine wichtige Motivation für die ganze Firma", so Hartung.
Die Erleichterung über die nun herrschende Klarheit ist Hartung anzumerken. Seine neuen Aufgaben nimmt er mit Verve in Angriff: "Ich glaube, es ist ein vernünftiger Zeitraum, um das auf den Weg zu bringen, was ich mir vorgenommen habe." Neben baulichen Projekten und der Akquise neuer sowie der Verlängerung bestehender Vereinbarungen meint Hartung auch die Erstellung einer Leitlinie für die Zukunft. Dazu hatte die OMG Marktanalysen in Auftrag gegeben. Ein weiterer wichtiger Punkt auf seiner Agenda sei auch die Verbesserung der internen und externen Kommunikation. Kontaktpflege mit Agenturen und Sportverbänden, aber auch mit der Stadt oder Kritikern: "Wir müssen erreichen, wieder miteinander zu reden, nicht übereinander." Der neue OMG-Geschäftsführer findet, dass "wir zum Ende des Jahres schon eine ganze Menge geschafft haben". Wichtig ist ihm, dass dies nur im Team möglich sei: "Und damit meine ich alle Mitarbeiter."
Dann sagt Hartung: "Auch Ralph Huber war an vielem noch beteiligt."