Sportmesse Ispo:Wie Start-ups die Welt der Sportartikel aufmischen

Ski aus Hanf, Powerriegel aus Insekten, eine intelligente Atemmaske - bei der Ispo in München stellen kleine Unternehmen ihre Erfindungen vor.

Von Inga Rahmsdorf

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(Foto: dpa)

Von der intelligenten Skibrille bis zum Holzfahrrad findet man so ziemlich alle Sportprodukte auf der Fachmesse Ispo. In diesem Jahr geht es besonders um ökologische Aspekte sowie um digitale Technologien, die in Fitnessbändern, Atemmasken oder Kleidung integriert sind. Die etwa 2800 Aussteller sind noch bis Mittwoch in den 16 Hallen auf dem Münchner Messegelände zu sehen. Vertreten sind nicht nur große Unternehmen, sondern auch kleine Start-ups mit neuen Ideen.

Sblocs Bike

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(Foto: Stephan Rumpf)

Lastenfahrräder transportieren neben dem Fahrer noch Einkäufe, Kinder, Hunde oder Pakete. Meist haben sie aber den Nachteil, dass sie nicht besonders schnittig in der Kurve liegen, ja, das ganze Gefährt durchaus auch umfallen kann, wenn man zu scharf abbiegt. Das kann man doch ändern, dachten sich Marcus Dittberner und sein Neffe Matti Cartsburg. Die beiden Berliner gründeten ein Unternehmen und entwickelten das Sblocs Bike, ein Lastenfahrrad, das nicht nur eine Drehlenkung hat, sondern auch noch eine Neigungstechnik. Matti Cartsburg führt vor, was das bedeutet: Die beiden Vorderräder neigen sich, sobald er in die Kurve fährt. Auf die Vorderradkonstruktion haben sie ein Patent angemeldet. Fünf Mitarbeiter sind in dem Unternehmen beschäftigt. In der ersten Serie haben sie 50 Räder gebaut, die Rahmen selbst zusammengeschweißt, alles komplett in Deutschland hergestellt. Und für die Wintersportler haben sie ein Modell mit Spikes an den Reifen und einer Ski-Befestigung gebaut. Damit können Skitourenläufer weit auf den Berg hinauffahren - eine umweltfreundliche Anreise.

Insektenriegel

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(Foto: Stephan Rumpf)

Sportriegel versprechen Gesundheit und Energie, enthalten dafür meist allerlei mehr oder weniger schmackhafte Dinge wie ungeschwefelte Beeren oder Sojaeiweiße. Man kann sich auch noch ganz anders Proteine und Vitamine zuführen. Timo Bäcker und Christopher Zeppenfeld haben sich für ein, zumindest in Europa doch eher ungewöhnliches Nahrungsmittel entschieden: Insekten. Um genau zu sein: Grillen, und zwar Grillen mit allem drum und dran, zu Pulver verarbeitet. Insektenriegel sind die ideale Sportnahrung, sagen die beiden Kölner, die vor zwei Jahren ihre Jobs kündigten und sich auf eine Reise nach Asien begaben, um Wasserwanzen, Hornissenwaben, Käfer und allerlei andere Kleinsttiere zu kosten. Das Fazit ihrer Gourmet-Tour: Grillen sind eine gute Alternative zu Molkeprodukten. Sie verursachen weniger Treibhausgase, verbrauchen weniger Wasser und Fläche als ein Rind. Dafür bieten sie hohen Protein- und Ballaststoffgehalt und Vitamin B 12. Damit der europäische Gaumen nicht überfordert ist, werden die Grillen mit Nüssen, Beeren und Schokolade gemischt. Wie die Riegel schmecken? Immerhin ungewöhnlich.

Hillstrike

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(Foto: Stephan Rumpf)

Jaša Kofol fährt im Sommer gern Mountainbike, im Winter Ski, aber es fehlte ihm die Verbindung der beiden Sportarten. Also hat der 27-jährige Slowene gemeinsam mit vier Freunden den Hillstrike entwickelt, ein Gerät, das aussieht wie ein Fahrrad auf drei Skiern. Es sei für Anfänger ebenso geeignet wie für Profis, die damit 30 Meter weit springen können. 50 Stück haben sie 2017 schon verkauft. Dieses Jahr wollen sie die Produktion, alles handgemacht in Slowenien, verdoppeln.

Microsfere

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(Foto: Stephan Rumpf)

Judit Fabian lebte lange in asiatischen Großstädten mit hoher Luftverschmutzung. Gerade beim Sport sei das eine hohe Belastung, sagt sie. "Ich war überrascht, dass es keine Masken auf dem Markt gab, die stylish sind und gut zu tragen." Also entwickelte sie eine eigene Atemmaske, die Microsfere. Sie filtert nicht nur die Luft, sondern sendet per App auch Leistungsdaten über den Sportler auf das Smartphone. Ob man mit so einer Maske nun stylisher beim Joggen aussieht, sei einmal dahin gestellt.

Grown-Hemp-Ski

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(Foto: Stephan Rumpf)

Hanf gilt als Wunderpflanze. Einst als Droge in Verruf geraten, schwören heute viele auf ihre medizinische Wirkung oder nutzen sie als Dämmmaterial. Tobias Luthe sieht in ihr aber noch viel mehr Potenzial. Gemeinsam mit Studenten hat der Professor der Eidgenössichen Technischen Hochschule (ETH) Zürich Skier entwickelt, die fast ausschließlich aus Holz und Hanf bestehen, lokal angebaut. Sie funktionieren genauso gut wie andere Skier auch, sagt er. Dafür sei aber der ökologische Fußabdruck viel kleiner. Und wer den Holz-Hanf-Ski, der Grown-Hemp-Ski heißt, irgendwann aussortiert, kann ihn auf dem Komposthaufen entsorgen. Für den Öko-Ski haben sie auf der Ispo die Auszeichnung Eco-Achievement-Award erhalten.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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