Wassersport:Paddelbruch einer Zufallsverwandtschaft

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Im Kanu-Triathlon ergänzen sich Clemens Pfeiffer Galvez und Leon Pfeiffer perfekt. Dabei wissen die Cousins erst seit Kurzem voneinander.

Von Nico Horn, München

Clemens Pfeiffer Galvez war erst gut 250 Meter unterwegs, da passierte ihm dieses blöde Missgeschick. Ein Malheur, an dem er nicht schuld war, schließlich konnte er nichts dafür, dass ihm sein Carbon-Paddel einfach in zwei Teile brach. Aber das kostete ihm und seinem Teamkollegen Leon Pfeiffer den Sieg. Am Ende belegte das Duo beim 27. Münchner Kanu-Triathlon am vergangenen Sonntag den dritten Platz unter allen Staffeln, obwohl es lange Zeit in Führung gelegen hatte.

Münchner Kanu-Triathlon an der Surferwelle. (Foto: Claus Schunk)

Leon Pfeiffer, der die ersten beiden Disziplinen, Laufen und Radfahren, übernahm, hatte die Staffel zwischenzeitlich an die Spitze geführt, bevor bereits er vom Künstlerpech heimgesucht wurde: Auf einer der drei fünf Kilometer langen Radrunden war er falsch abgebogen, sodass er knapp hinter den Führenden auf Clemens übergab: "Das geht auf meine Kappe", sagte er hinterher. Der Rest ging dann nicht mehr auf Leon Pfeiffers Kappe, eher war irgendeine höhere Gewalt für dieses Pech verantwortlich.

Clemens Pfeiffer Galvez paddelte zunächst los, mit dem klaren Ziel, auf der abschließenden, vier Kilometer langen Kanustrecke die Führung zurückzuerobern. Nur wenige Minuten später lag er mit seinem Kanu am Rande des Flößerdenkmals und konnte nichts weiter tun, als zu warten - aus seinem schicken schwarzen Paddel waren zwei nicht mehr ganz so schicke halbe Paddel geworden. Er musste ausharren, bis ihm die Organisatoren des Deutschen Touring-Kajak-Clubs München (DTKC) mit einem Ersatzpaddel aushalfen. Diese taten alles, um eine schnellstmögliche Weiterfahrt des 19-Jährigen zu arrangieren, ein Polizist auf einem Roller verließ aus diesem Grund sogar seinen Posten und eilte zum Start- und Zielbereich an der Floßlände, wo das Reservestück wartete. "Das war ein richtiger Noteinsatz", sagte Clemens Pfeiffer Galvez nach dem Rennen: "Das hat der DTKC richtig gut organisiert."

Beweisstück A für die Jura-Studenten: Clemens Pfeiffer Galvez und Leon Pfeiffer (von links) präsentieren während der Siegerehrung ihr zerstörtes Paddel. (Foto: oh)

Trotz des bemerkenswerten Einsatzes einiger der etwa 60 ehrenamtlichen Helfern waren wertvolle Minuten vergangen, die Führenden längst außer Sichtweite. Aber die Teamkameraden ließen sich nicht zu lange von den Unwägbarkeiten, die nun mal auch die besten Sportler heimsuchen, stören. "Dann zählte eben der Wettkampfgeist", waren sie sich über das leicht abgewandelte olympische Motto einig.

Wie sollten auch ausgerechnet jene zwei von Unglück sprechen, die eine glückliche Fügung überhaupt erst zusammengebracht hatte. Denn obwohl Pfeiffer (Leon) und Pfeiffer Galvez (Clemens) Cousins sind, kannten sie sich bis vor Kurzem noch gar nicht. Der eine, Clemens, wuchs in München auf, der andere, Leon, war im Norden zu Hause, in der Nähe Hamburgs - ahnungslos von der Existenz des Cousins am anderen Ende der Republik. Dem Zufall war es zu verdanken, dass die beiden Sportler zusammenfanden: An der Universität, beide studieren Jura in München, erspähten sie einander in der Teilnehmerliste eines Kurses. So traf sich, was heute eine ideale Kombination für einen Kanu-Triathlon darstellt; Leon, 20, startet für das Team Icehouse in der zweiten Triathlon-Bundesliga, während Clemens in der Kanuabteilung des ESV München aktiv ist. Laufen und Radfahren sind für Triathlet Leon Pfeiffer folglich nichts Neues, für die Kanu-Strecke übergibt er den virtuellen Staffelstab an seinen kürzlich entdeckten Cousin.

Der Kanute Clemens Pfeiffer Galvez ist als Münchner schon oft beim vom DTKC organisierten Triathlon dabei gewesen. "Der hat das ja quasi erfunden", scherzt sein Cousin Leon. Natürlich ist das übertrieben, der Wettkampf an der Isar existierte schließlich schon acht Jahre vor der Geburt des 19-Jährigen, aber Leon Pfeiffer, dem Neu-Münchner, muss es wohl so vorkommen: Im Gegensatz zu seinem Cousin war er dieses Jahr zum ersten Mal dabei.

Im Zielbereich schwärmten beide bereits vom Wettkampf, als sie noch gar nicht sicher wussten, dass sie es in 1:13:32 Stunden als Dritte auf das Staffel-Podest geschafft hatten. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die Sieger, Johannes und Christoph Wüstner (57:50), aufgrund des Paddel-Pechs weit enteilt waren. Auch in Zukunft wollen Leon und Clemens gemeinsam in Thalkirchen an den Start gehen - natürlich als Team. "Wir sind heiß auf nächstes Jahr", versicherten sie. Ohne Umwege und Paddelbrüche sei ja vielleicht sogar der Sieg drin.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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