Wasserball:Glänzend auf der Baustelle

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„Sie wollen mit uns in die erste Liga. Und wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, ansonsten werden wir sie über kurz oder lang verlieren“: Anton Spanjol, Jahrgang 1999, ist eines der großen Talente, die die SG München hervorgebracht hat – und das von höherklassigen Klubs umworben wird. (Foto: Johannes Simon)

Münchens Zweitliga-Wasserballer werden Zweiter und landen zum vierten Mal in Serie auf dem Treppchen. Die SG ist längst reif für den Aufstieg - was die amateurhaften Bedingungen verhindern.

Von Sebastian Winter, München

Zweiter. Schon wieder. Wie 2015 schon. Und 2017. 2016 sind Münchens Wasserballer immerhin Tabellendritter geworden, das war mal ein bisschen Abwechslung in ihrem monotonen Zweitligaspitzenleben. Und nun, am Ende der Saison 2018? Sind sie Zweiter geworden. Ihr Spielertrainer Ivan Mikic, der zuletzt immer weniger Spieler und immer mehr Trainer war, sagt: "Es wäre schon schön, mal ganz oben zu stehen."

Grundsätzlich ist Mikic sehr zufrieden mit der Spielzeit 2017/18, die die SG am Samstag im Dantebad bei schönstem Sommerwetter mit einem hart erkämpften 9:8-Freiluftsieg gegen Cannstadt beschloss. Es war um nichts mehr gegangen in dieser finalen Partie, Weiden stand bereits als Meister der Südstaffel fest und hat sich als Ausrichter der Erstliga-Playoffs am Wochenende durch zwei Siege das Ticket fürs Oberhaus gesichert.

Die Münchner hingegen müssen weiterhin auf ihren ersten Zweitliga-Titel und den möglichen Aufstieg warten. Andererseits haben sie erneut eine starke Saison gespielt, mit 38:6 Punkten liegen sie nur einen Zähler hinter Weiden. Nur zwei Spiele hat die SG verloren, beide paradoxerweise gegen Würzburg, den Dritten des Abschlusstableaus. Den Meister Weiden bezwangen die Münchner zuhause, auswärts holten sie ein Unentschieden. Mikic sagt: "Grundsätzlich bin ich schon zufrieden."

Die Mannschaft ist längst reif für den Titel. Sie hat viel Erfahrung, Spieler wie Torwart Viktor Sipos, Linksaußen, Kapitän und Toptorjäger Marko Ristic, Rechtsaußen Ignacio Marian de Diego oder Centerverteidiger Haris Hadjioannou sind die Säulen der Mannschaft. Um sie herum gedeihen Talente wie Aaron Katona, Joachim Hess oder Anton Spanjol schon seit Jahren prächtig. Längst werden letztere von anderen Vereinen umworben, auch von Erstligisten, Ristic geht es in dieser Hinsicht nicht anders. Bislang halten sie alle ihrem Klub die Treue. "Sie wollen mit uns in die erste Liga. Und wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, ansonsten werden wir sie über kurz oder lang verlieren", sagt Mikic.

Das mittelfristige Ziel der SG ist es also schon, endlich Meister zu werden, Vorstand Andreas Füchsl, selbst Wasserballer, unterstützt sie dabei. Noch aber macht vor allem eine Baustelle diesen Plan zunichte, die schon die letzte und vorletzte Saison der Münchner verkompliziert hatte: jene in der Olympiaschwimmhalle. Die Becken dort sind eigentlich die Haupttrainingsstätte der Wasserballer, auch einzelne Spiele haben sie hier ausgetragen. Doch seit zwei Jahren können sie dort quasi nicht mehr ins Wasser - außer sonntags um 8.30 Uhr, zu einer Zeit, wo die Trainingsbeteiligung nicht gerade üppig ist. Zweimal pro Woche haben sie außerdem eine Bahn im Trainingsbecken - allerdings nur zum Schwimmen. Unter der Woche muss die SG daher auf das Anton-Fingerle-Bad ausweichen, das auch ihre Spielstätte ist. Das Giesinger Becken ist allerdings viel zu klein für Trainings mit teils mehr als 20 Spielern.

Die Situation bleibt wohl auch kommende Saison so, weil die Becken der Olympiaschwimmhalle offenbar erst im Frühjahr 2019 komplett verfügbar sind. "Bis dahin krebsen wir noch herum", sagt Mikic, der schon viel Übung darin hat, die Spieler bei Laune zu halten - trotz der schwierigen Bedingungen, die nur recht monotone Übungseinheiten erlauben. Immerhin ist mittlerweile sicher, dass auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne, wo von 2019 an ein neuer Stadtteil entsteht, das von Wasserballern wie Schwimmern und Synchronschwimmerinnen lang ersehnte zusätzliche 50-Meter-Becken mit sechs Bahnen gebaut wird - es wäre sogar erstligatauglich. Doch bis dieser Neubau fertig ist, dürften noch einige Jahre vergehen.

Irgendwie ist es schon bitter für Münchens Wasserballer: Just in den Jahren ihres bislang größten Erfolges bricht ihre Infrastruktur zusammen, ständig verzögert sich das Bauende - und damit auch ihre Erstligaperspektive. Trotzdem, und das ist die gute Nachricht für Mikic, bleibt das Team zusammen. Vielleicht kommt bald sogar noch eine Verstärkung - aus Weiden.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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