Süddeutsche Zeitung

Wakeboard-Wettkampf beim Mash in München:On Air

Wakeboard-Weltmeister Dominik Gührs will es bei seinem Mash-Auftritt besser machen als 2017 und 2018 - und freut sich auf die Premiere der Frauen.

Von Sebastian Winter

Es sieht ziemlich rasant aus, wie Dominik Gührs im Video die schwimmenden Märkte von Bangkok umkurvt, mit seinem Wakeboard über Longtail-Boote voller Obst und Gemüse springt, über Schleusen hinweg und unter Tempelanlagen hindurch. Sein Sportgerät hatte er zuvor auf einem der ortsüblichen Tuk-Tuk-Taxis transportiert, das ihn zum Drehort brachte. Das Video mit Gührs war am Montag fast überall zu sehen, ob bei RTL, n-tv oder auf Spiegel Online. Und für Gührs endete damit ein zwei Jahre währendes Projekt mit seinem Hauptsponsor. Das Ergebnis ist ein Hochglanz-Videoclip, "der mehr für die Mainstream-Szene gemacht ist, damit die Leute Lust kriegen, nach Bangkok zu reisen", wie Gührs sagt. Gerade ist der Sendlinger wieder zurückgekehrt nach München, nachdem er drei Monate lang fast ununterbrochen in Südostasien war. Am Dienstag klingelte um 15 Uhr bereits das nächste Filmteam an der Tür seines Elternhauses - für ein weiteres Interview mit dem gefragten zweimaligen Weltmeister. Entsprechend wenig Gedanken hat sich der 29-Jährige bislang über seinen Start beim Wakeboard-Contest am kommenden Wochenende im Rahmen des Mash in München gemacht.

Groß planen oder vorbereiten könne man den Wettbewerb, dessen Setup die Fahrer jedes Jahr aufs Neue überrascht, ohnehin nicht, erzählt Gührs. Zumal die Profis nur am kommenden Donnerstag und Freitag dort trainieren dürfen. Klar ist, dass die im Olympiasee verankerte Bahn aus Geländern und Schanzen in diesem Jahr drei völlig neue Hindernisse bietet. Gührs hat bislang nur Modellzeichnungen des Aufbaus gesehen, er sagt: "Auf dem Bild sieht es ganz gut aus, aber live kann das schon wieder ganz anders sein." Der Münchner hat ja ein durchaus zwiespältiges Verhältnis zu seinem Heim-Contest, vor drei Jahren war er umjubelter Zweiter geworden, 2017 schied er völlig überraschend in der Qualifikation aus, im vergangenen Jahr verletzte er sich im Training beim Doppelsalto-Versuch schwer am Oberschenkel - und lief danach zwei Monate lang an Krücken. Die Verletzung ist inzwischen vollständig ausgeheilt, am vergangenen Wochenende wurde Gührs beim Weltcup in Bratislava Dritter. Dennoch ist er vorsichtig mit Prognosen beim Mash: "Ich mache mir meine Gedanken, wenn ich die ersten Trainingsläufe hinter mir habe."

Als absolute Bereicherung sieht auch er, dass Mash weiblicher wird. Denn wie auch beim Red Bull Roller Coaster, wo sich die internationale Skateboardszene misst, sind auch beim Wakeboard-Wettbewerb erstmals Frauen am Start, die neben Topfahrern wie Gührs oder weiteren Deutschen wie Nico von Lerchenfeld und X-Games-Gewinner Felix Georgii bestehen wollen. Von Lerchenfeld, Georgii sowie der Amerikaner John Dreiling waren übrigens an der Entwicklung der neuen Hindernisse beteiligt, die auch ihre Namen tragen. "Die Frage ist nur, wie die Mädels mit so einem Setup klarkommen, das in München ja schon in den vergangenen Jahren megaanspruchsvoll war", sagt Gührs. "Aber die, die am Start sind, gehören zu den weltbesten Fahrerinnen, die machen das schon." Gührs sieht die Frauen ständig bei den internationalen Wettkämpfen, in Trainingslagern oder bei Werbedrehs, für ihn sind sie gleichgestellter Teil der "Wakeboard-Familie", wie er sie bezeichnet.

In Monika aka Momo Dudzinski (Kempten), Anne Freyer (Brombachsee) und Julia Rick (Köln) sind drei deutsche Frauen im 18er-Feld, Rick gilt als neunmalige Weltmeisterin, viermalige Weltcup-Siegerin und sechsmalige Europameisterin als eine der weiblichen Größen der Szene. Auch die US-Amerikanerin Anna Nikstad, Weltmeisterin von 2017, die Französin Maryh Rougier und die Italienerin Claudia Pagnini haben ihr Kommen zugesagt. Sie tragen parallel zu den Männern im Kampf um die 100-Punkte-Bestnote einen eigenen Wettbewerb aus, samt Qualifikation am Samstag sowie dem Halbfinale und Finale am Sonntag. Premiere feiert beim Mash außerdem der Team-Wettbewerb, der den Best-Trick-Contest ersetzt. Starten werden dort bereits am Freitag (19 Uhr) vier Teams - bestehend aus je einem Kapitän und je einem Wakeboarder und einer Wakeboarderin. Als Kapitäne sind bereits von Lerchenfeld, Georgii, Dreiling und Mash-Vorjahressieger Raph Derome aus Kanada gesetzt.

Gührs lässt sich auch von diesem Mannschafts-Wettkampf, der im Einzelsport völlig unüblich ist, überraschen: "Ich habe keine Ahnung, was mich dort erwartet". Was Gührs danach erwartet, das weiß er allerdings schon ziemlich genau. Direkt nach Mash fliegt er in die Türkei, zum nächsten Videoprojekt. Bis Mitte August ist er dann unterwegs, und im November ist dann die Weltmeisterschaft in Mexiko. Dritter war er dort 2018. Dieses Jahr träumt er von seinem dritten WM-Titel.

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Quelle:
SZ vom 26.06.2019
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