Süddeutsche Zeitung

Volleyball:Viele Emotionen, kein Erfolg

Lohhofs Volleyballerinnen unterliegen dem VC Neuwied zum Saisonauftakt in eigener Halle überraschend deutlich mit 0:3.

Von Sebastian Winter, Unterschleißheim

"Wir punkten mit Emotionen", so lautet ein Leitspruch von Lohhofs Volleyballerinnen, und die gab es reichlich am Sonntag beim Zweitligaauftakt gegen den VC Neuwied. Zuspielerin Lisa Keferloher, die wegen ihrer Langzeit-Rückenprobleme mit nur 24 Jahren zurücktritt vom Leistungssport, wurde ebenso vor dem Anpfiff verabschiedet wie Noëlle Forcher - die 26-jährige Mittelblocker nahm ein attraktives berufliches Angebot in den USA an. "Das war alles sehr emotional, viele haben Pipi in den Augen gehabt", sagte Lohhofs unermüdlicher Abteilungsleiter, Sponsorenbetreuer und Hallensprecher Matthias Kock. Die folgende Partie gegen Neuwied passte zum fast schon feierlichen Rahmen zwischen Abschiedstränen und Anfangseuphorie, sie versprach ein hochklassiges Duell zweier Mannschaften, die nicht gerade als Fallobst in der zweithöchsten deutschen Spielklasse bezeichnet werden können. Nur gepunktet hat Lohhof in diesem Vergleich dann viel zu selten.

Mit 0:3 (15:25, 24:26, 22:25) verlor die Mannschaft ihr Auftaktspiel, nach der blumigen Dankeszeremonie sah Trainer Patrick Sprung vor allem einen Fehlstart in den ersten Satz. 3:7, 10:17, 13:21, das waren Spielstände, die so ziemlich alle positiven Emotionen schnell im Keim erstickten. "Schade, wir hatten gute Ansätze, aber unser Aufschlag funktionierte nicht wie erhofft, und das Zusammenspiel auch noch nicht", sagte Kock. Lohhofs langjähriger Macher hatte Verständnis dafür, immerhin hatte die Mannschaft zuvor kein einziges Vorbereitungsturnier absolviert, weil viele Spielerinnen noch im Urlaub waren.

Im zweiten Satz spielte Lohhof deutlich besser, verschluderte dann aber die 24:23-Führung und verlor gleich drei Punkte in Serie - 0:2. Auch danach spielte Sprungs Mannschaft auf Augenhöhe mit Neuwied, das Kock am Ende "auf Platz eins bis drei" sieht - bis zum 22:22 im dritten Satz jedenfalls. Drei Punkte später pfiff das Schiedsgericht die Partie ab.

Diese 0:3-Niederlage hatten sie in Unterschleißheim im ersten Spiel nicht unbedingt erwartet. Andererseits hat Sprung gegen Neuwied gleich Mut bewiesen und die Zugänge Lilian Engemann, 19, Nikola Ziegmann, 20, und Elisabeth Kettenbach, 18, die zuvor alle bei Ligakonkurrent Sonthofen unter Vertrag waren, spielen lassen. Engemann spielte den zweiten Satz durch, Kettenbach, wie Engemann in Lohhof ausgebildet, und Ziegmann den dritten Satz. "Die Neuen haben sich zeigen können", sagte Kock, der froh ist, neben Stefanie John nun auch wieder eine einsatzfähige zweite Zuspielerin im Kader zu haben; zumal Kettenbach als eines der großen Talente in Deutschland gilt. "Sie hat eine begeisternde Art mit ihren schnellen Pässen und der Spielfreude", sagt Kock. Auch ihre älteren Schwestern Alexandra, die in Sonthofen spielt, und Veronika, die nach drei Jahren als Sonthofens Kapitänin eine Weltreise macht, wurden in Lohhof ausgebildet.

Genau das ist nach wie vor Lohhofs Philosophie, eigene Talente in die Zweitliga-Mannschaft zu hieven - oder sie eben wieder zurückzuholen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Der Klub strebt nach drei eher schwierigen Jahren im Tabellenmittelfeld wieder mehr nach oben, mindestens Rang sechs, das ist der Wunsch von Kock. Ein Aufstieg in die erste Liga, wo Lohhof zuletzt vor zehn Jahren spielte (und mit 2:50 Punkten direkt wieder abstieg), sei "für uns überhaupt kein Thema. Wir sehen uns fest verankert in der zweiten Liga und wollen dort Spitzensport im Amateurbereich bieten", sagt Kock. Der Fall des Vorjahresmeisters Offenburg, der ungeschlagen mit 16 Punkten Vorsprung den Titel gewann, dann aber mangels Sponsoren nicht in die erste Liga ging, sondern in die dritte Liga, ist auch für ihn ein warnendes Beispiel. Zweitligaklubs haben im Schnitt einen Etat von an die 100 000 Euro, für das Abenteuer erste Liga braucht es mindestens eine halbe Million - um dort vielleicht zu überleben. In Lohhof wissen sie längst, dass das für sie kein erstrebenswertes Ziel mehr ist.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2019
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