Volleyball:Unter Männern

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ASV-Volleyballer Jonas Sagstetter, 15, ist das Küken der zweiten Liga

Von Sebastian winter, Unterschleißheim

Ganz am Ende des Spiels, Dachau hatte nun neun Matchbälle gegen Waldgirmes, bekam Jonas Sagstetter seine Bühne. Das ASV-Trainertrio Klaus Dammann, Andreas Schwarz und Torsten Schulz bat ihn von der Auswechselzone zu sich. Sie zeigten beim Schiedsgericht einen Spielerwechsel an, sagten zu Sagstetter, alle nacheinander, er solle einen Sprungaufschlag machen, als wäre das so einfach. Und dann betrat der 15-Jährige das Feld, nahm den Ball, lief an und sprang. Sagstetters Traum ist es, Volleyballprofi zu werden, Nationalspieler. Und an jenem 27. September ist er diesem Traum zumindest einen kleinen Schritt näher gekommen. Denn er hatte im Spiel Dachaus gegen Waldgirmes den ersten Zweitliga-Einsatz seiner Karriere. Ganz nebenbei: So jung wie Sagstetter ist kein anderer Volleyballer hierzulande in der zweiten oder ersten Liga der Männer.

Der bereits 1,88 Meter große Junior erlebt gerade die wohl aufregendsten Wochen seiner bisherigen Karriere. Denn am Sonntag hat er mit Bayerns U16-Junioren in Konstanz auch noch den Bundespokal gewonnen. Im Finale rang die bayerische Auswahl Thüringen mit 2:1 nieder. Der jährlich ausgetragene Wettbewerb, in dem sich die einzelnen Landesverbände messen, ist auch ein Schaulaufen der besten Nachwuchsspieler um einen Platz in der Junioren-Nationalmannschaft. Sagstetter, Kapitän Bayerns, hat die Talentspäher überzeugt. Er darf nun im November zum Sichtungslehrgang nach Kienbaum.

In Dachau ist der Bayernligaspieler der Junioren-Akademie VC Olympia Kempfenhausen mit einem Zweitspielrecht ausgestattet, außerdem spielt er noch für die U16 des ASV und Beachvolleyball. An diesem Wochenende, wenn Dachau zum SV Fellbach fährt, gegen den der ASV am Samstag in der Liga und am Sonntag in der Qualifikation zur Hauptrunde des DVV-Pokals spielt, darf Sagstetter ausnahmsweise einmal pausieren. Das wird ihm guttun. Denn es ist für ihn schon schwierig genug, Volleyball mit der Schule irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Zumal er nicht einmal in München und Umland wohnt, sondern mit seiner Familie in Landshut.

Jonas Sagstetter, Jahrgang 1999, mit erstaunlicher Reife und spektakulärem Abgang bei seinem Zweitliga-Debüt mit Dachau gegen Waldgirmes. (Foto: Andreas Wilhelm; oh)

Alle spielen sie Volleyball, die Eltern noch ab und an zum Spaß ein Mixed im Sand, seine ältere Schwester Lina ist im Sommer deutsche U17-Meisterin im Beachvolleyball geworden. Jonas' jüngerer Bruder Benedikt spielt auch in Dachaus Jugend und in der fünften Mannschaft des ASV. Dorthin sind sie gekommen weil sie in Landshut keine Perspektive sahen, hochklassig zu spielen - und entsprechend ausgebildet zu werden. Die Eltern organisieren zweimal pro Woche den Fahrdienst zum Training. Wenn es nicht anders geht, fährt Jonas Sagstetter mit dem Zug.

Technisch wurde er hervorragend ausgebildet, auch schon in Landshut, bei seinem Heimatverein. Seine Annahme ist präzise, das Ballgefühl außergewöhnlich, außerdem zeichnet sich Sagstetter durch seinen Spielwitz aus. "Er ist ein riesen Talent, der will und wird seinen Weg machen", sagt ASV-Coach Dammann. Für Dachaus Jugendtrainer Dominic von Känel ist Sagstetter "einer der drei stärksten deutschen Spieler in seinem Jahrgang. Aber athletisch muss er noch viel tun". Viel Lob ist das für einen, der mitten in der Entwicklung steckt - und in einem Alter, wo es noch kaum möglich ist, Zukunftsprognosen abzugeben. Aber Sagstetter ist zielstrebig, mit dem Krafttraining hat er begonnen.

Es war übrigens sein Jugendtrainer von Känel, ebenfalls ein Dachauer Zweitligaspieler, der Sagstetter gegen Waldgirmes bei dem Wechsel Platz machte auf dem Feld. Sagstetter erzählt, er sei sehr nervös gewesen, natürlich war er das, aber doch so fokussiert, dass es ihm gelungen ist, der Bitte seiner Trainer zu entsprechen. Sein Sprungaufschlag, in dem viel Risiko steckte, landete im gegnerischen Feld. Waldgirmes machte zwar den Punkt, doch so durfte Jonas Sagstetter noch einen weiteren Ballwechsel genießen. "Sehr cool war das. Und ein saukrasses Gefühl, mit Fast-Profis zusammenzuspielen." An jenem Septemberabend, an dem Jonas Sagstetter sein außergewöhnliches Debüt bei den Männern feierte.

© SZ vom 24.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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