Volleyball:Späte Vorstellung

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Stefan Chrtiansky (li.) und Bartosz Pietruczuk feiern trotz der Niederlage gegen Frankfurt eine starke Ligapremiere in Unterhaching. (Foto: Claus Schunk)

Die Alpenvolleys tragen erstmals ein Bundesliga-Heimspiel in Unterhaching aus. Es kommen zwar weniger Zuschauer als erhofft, attraktiven Sport bietet das Team beim 2:3 gegen Frankfurt aber allemal.

Von  Julian Ignatowitsch, München

Lange war er eher regungslos am Spielfeldrand gesessen, fast versteckt in der zweiten Reihe hinter der Trainerbank. Jetzt stand Mihai Paduretu und klatschte zum Takt der Trommeln in die Hände. "Fast wieder das alte Unterhaching-Gefühl", sagte er - und als der Brasilianer Douglas Duarte da Silva den Ball zum Gewinn des vierten Satzes ins Feld blockte, brach ein lauter Schrei aus ihm heraus.

Der Manager weiß: "Natürlich müssen uns die Zuschauer erst noch kennenlernen."

"Hier wächst etwas heran", sagte Paduretu. "Ein neues Projekt mit offenem Ausgang." Alpenvolleys nennt sich dieses österreichisch-oberbayerische Volleyballprojekt zwischen Innsbruck und Unterhaching. Seit Oktober mischt die Mannschaft in der deutschen Liga mit. Nun also, kurz vor Weihnachten, das erste Bundesliga-Heimspiel in der Sportarena Unterhaching. Gegen das Spitzenteam United Volleys aus Frankfurt mussten sich die Alpenvolleys zwar letztlich dann doch mit 2:3 (25:16, 22:25, 22:25, 30:28, 8:15) geschlagen geben, boten aber weitestgehend ein Match auf Augenhöhe. Insgesamt sprach Paduretu, der die Hachinger Seite verantwortet, von einem "gelungenen Einstand", auch wenn man sich vom Publikumsinteresse wohl mehr als 700 Zuschauer erwartet hätte. Einen Schwank aus vergangenen Tagen konnte sich Paduretu da nicht verkneifen: "Wir haben hier Champions League und Meisterschaftsfinale gespielt - und keinen hat es interessiert!" Auch in Innsbruck sind die Zuschauerzahlen bislang überschaubar. Immerhin, der "Hachinga Hammerblock" machte Stimmung, und die Spieler auf dem Feld zeigten eine kämpferische Leistung. "Am Ende war die Erfahrung der Frankfurter entscheidend", meinte Angreifer Stefan Chrtiansky, der mit krachenden Schmetterschlägen und einer soliden Annahme einmal mehr bester Akteur seines Teams war.

Sportdirektor Paduretu hingegen war nach dem Matchball schnell verschwunden, so blieb mehr das Bild vom Platz in der zweiten Reihe haften. Die Nachbesprechung des Spiels übernahm die österreichische Seite, allen voran Geschäftsführer Hannes Kronthaler, der das Projekt initiiert und beim österreichischen Verband auf dessen Durchsetzung gedrängt hatte: "Die Stimmung war heute schon ganz gut", sagte Kronthaler. "Natürlich müssen uns die Zuschauer erst noch kennenlernen. Das Wichtigste ist, dass wir guten Sport bieten." Das war gelungen.

Gut ein Drittel der Saison ist jetzt vorbei. "Wir sind grob im Plan", meinte Kronthaler. Als Saisonziel hat er Platz fünf ausgegeben, dann könnte sein Team im europäischen Wettbewerb antreten. Momentan liegen die Alpenvolleys als Siebter einen Zähler dahinter. Der Dreijahresplan des Vereins sieht vor, dass schon im nächsten Jahr verstärkt deutsche und österreichische Top-Spieler verpflichtet werden sollen. "Im Idealfall auch der ein oder andere Ex-Hachinger", konkretisierte Kronthaler. Ambitionierte Pläne. Zuletzt hatten die Alpenvolleys in Zuspieler Georgi Topalov den letzten verblieben Hachinger aus dem Kader entlassen.

Überhaupt bietet die Mannschaft derzeit keinen Lokalkolorit. Der 21-jährige Angreifer Jonas Sagstetter ist der einzige Deutsche im Kader, schaute gegen Frankfurt, wie fast immer in dieser Saison, aber nur zu. Ein ehemaliger Hachinger wurde dagegen auf der anderen Seite zum Matchwinner: Zuspieler Patrick Steuerwald, der im ersten Satz noch pausierte, präsentierte sich nach seiner Einwechslung als emotionaler Leader der Frankfurter.

Statt mit Paduretu sah man ihn nach dem Spiel in österreichischer Runde, neben Frankfurts Trainer Michael Warm, der seit diesem Jahr auch die österreichische Nationalmannschaft trainiert und dessen Co-Trainer Steuerwald ist, und dem Ehrenpräsidenten des Österreichischen Volleyballverbandes, Peter Kleinmann. Kleinmann sieht das Projekt Innsbruck/Unterhaching kritisch, "vor allem für den österreichischen Volleyball". Er sah die durchwachsene Premiere der Alpenvolleys auch mit ein wenig Genugtuung: "Sportlich sind sie in der deutschen Liga Mittelmaß - und Zuschauer sind weniger da als vorher." Noch zwei Heimspiele wird es in dieser Saison in Unterhaching geben, im nächsten Jahr soll dann die Hälfte der Spiele hier stattfinden. Wenn alles nach Plan läuft.

© SZ vom 19.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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