Volleyball:Rückkehr mit Rum

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Der Längste der Liga hat allen Grund zur Freude: Saso Stalekar wurde gegen die Netzhoppers erstmals MVP. (Foto: Marcel Lorenz/imago)

Saso Stalekar führt die Alpenvolleys Haching zum 3:0-Erfolg über den unangenehmen Außenseiter aus Königs Wusterhausen. Während der Mittelblocker MVP wird, zählt der Klub einen seiner Außenangreifer an.

Von Sebastian Winter, München

Die Premiere hatte etwas Komisches. Da posierte Saso Stalekar erstmals für das Abschlussfoto, das wie üblich unmittelbar nach Spielende vor der eilig aufs Feld gerollten Werbetafel gemacht wurde. Stalekar, seit dieser Saison Mittelblocker und beim souveränen 3:0-Erfolg gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen erstmals wertvollster Spieler der Alpenvolleys Haching, sah etwas entrückt in die Kamera. Mit seiner eindrücklichen Größe von 2,14 Metern überragte er zwei der vier anderen Männer auf dem Bild um einen Kopf, die anderen um fast zwei Köpfe. Dazu hielt er die Goldmedaille in die Kamera - und als Präsent vom Sponsor einen Karton mit Diplomatico-Rum aus Venezuela.

"Men's Day" hieß ja das Motto des Spieltags in Innsbrucks Olympiahalle - und so durften nicht nur alle männlichen Zuschauer ein Schlückchen trinken, sondern Stalekar (und der Kanadier Casey Schouten bei Königs Wusterhausen) sich auch gleich noch den Vorrat an Hochprozentigem für die Weihnachtstage aufbessern. In Innsbruck tun sie da ja nicht so überkorrekt wie anderswo, Spieler, Trainer und Manager gönnen sich nach Spielende gerne noch ein Bierchen oder Weinchen. Und am Sonntag hatten sie es sich auch durchaus verdient.

Denn der Erfolg gegen den durchaus unangenehmen Außenseiter, der Mitte November überraschend Frankfurt bezwungen und Friedrichshafen wie auch Berlin immerhin einen Satz abgeknöpft hat, war sehr souverän herausgespielt. So souverän wie wohl kein anderer der bisher fünf Saisonsiege. Das lag mal wieder an Diagonalspieler Paulo da Silva, aber auch erneut an Niklas Kronthaler, der im Angriff, mit konstanter Annahme und vier direkten Blocks überzeugte. Doch nicht nur an ihnen. Der Australier Jordan Richards zeigte mit sieben von acht verwandelten Attacken, dass er zu einer immer besseren Option für Trainer Stefan Chrtiansky wird - auch wenn seine Annahme weiterhin ausbaufähig ist. Seine Konkurrenten auf der Außenposition, Jérôme Clère und Max Staples, hat er jedenfalls im Moment ausgestochen. Außerdem gab es da noch jenen jungen Spieler, mit dem es längenmäßig in der Liga niemand aufnehmen kann: Stalekar, der Mann mit dem Rum, der die Alpenvolleys nun auf Tabellenplatz drei zurückführte.

Drei Asse gelangen dem 23-jährigen Slowenen gegen die Randberliner aus Königs Wusterhausen, dazu zwei Blocks, außerdem verwandelte er all seine drei Angriffe. Es waren keine herausragenden Werte, aber ausgewogene und gute Quoten in mehreren Bereichen. Stalekar stand also am Sonntagabend genau für die Konstanz, die Trainer Chrtiansky zuletzt vermisst hatte. "Er ist ein sehr intelligenter, positiver Bursche, der im Training interagiert, viel fragt. Auch seine Größe ist kein Handicap, seine Bein- und Handmotorik ist sehr gut. Es ist kein Zufall, dass er bei uns so viele Chancen bekommt", sagt Chrtiansky.

Stalekar hat zuletzt einige internationale Erfahrung gesammelt, auch sie hilft ihm bei seinem ersten Klub im Ausland. Mit Slowenien wurde er bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr Neunter, vor gut zwei Monaten unterlag er mit dem Co-Gastgeber erst im Finale der Europameisterschaft gegen Frankreich. Allerdings hatte Stalekar kaum Spielanteile. "Er kam trotzdem glücklich zu uns", sagt Chrtiansky, der die Vertragsoption für die kommende Saison - falls die Alpenvolleys überhaupt weiterspielen nach dem Ende ihres Dreijahresprojekts - unbedingt ziehen möchte, wenn Stalekar sich weiter so gut entwickelt. Dass ihn die erfahrenen brasilianischen Blocker Douglas da Silva und Pedro Frances anleiten, hilft ihm dabei enorm. Anfang Januar spielt Stalekar übrigens bei der Olympia-Qualifikation in Berlin auch gegen Deutschland um das einzige verbliebene europäische Ticket.

Außenangreifer Staples macht Chrtiansky hingegen mehr Sorgen. Der Australier hat momentan fast keine Spielanteile, Annahme wie Angriff sind nicht gut genug. "Wenn er sich in den nächsten drei Wochen bis Weihnachten nicht zeigen kann, müssen wir schauen, ob wir reagieren", sagt Chrtiansky. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Alpenvolleys den Markt sondieren und in der Weihnachtspause möglicherweise noch einen stärkeren Außenangreifer verpflichten, der idealerweise auch noch ähnlich gut annimmt wie Kronthaler. Staples muss nun also liefern. Am besten schon im nächsten Spiel, dem CEV-Cup-Duell gegen den finnischen Klub Sastamala am 11. Dezember.

© SZ vom 03.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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