Volleyball:Nichts zu holen in der Hauptstadt

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Berliner Gefühl: Danilo Gelinski und die Alpenvolleys Haching reisen mal wieder enttäuscht und ohne Ertrag nach Hause. (Foto: Bernd König/imago)

Die Alpenvolleys verlieren in Berlin - und liegen nun schon zwölf Punkte hinter dem in dieser Bundesliga-Saison noch unbesiegten deutschen Meister.

Von Sebastian Winter, Berlin/München

Der längste Ballwechsel des Abends war zugleich der charakteristischste für dieses Spitzenspiel in der Max-Schmeling-Halle. 12:12 stand es am Donnerstagabend zwischen dem gastgebenden deutschen Meister und Tabellenführer Berlin Recycling Volleys und dem Dritten Hypo Tirol Alpenvolleys Haching im zweiten Satz, als es fast eine Minute lang hin und her ging. Die in dieser Saison in Liga und Pokal noch ungeschlagenen Berliner droschen die Bälle ins gegnerische Feld, doch die Alpenvolleys-Abwehr verwandelte sich kurzzeitig in eine Gummiwand. Berlins Angriffe konnten noch so hart sein, sie prallten einfach an den Armen von Paulo da Costa, Jérôme Clère und gleich zweimal Libero Florian Ringseis ab und blieben im Spiel. Am Ende aber blockte Berlins Kapitän Moritz Reichert den Angriff von Clère, der wie manch Kollege in sich zusammensank. "Unglücklich", nannte das Ringseis tags darauf, als er in München aus dem Flugzeug gestiegen war. Wie auch der Abend vor 4098 Zuschauern in der Hauptstadt unglücklich für die Alpenvolleys verlaufen war. Sie hatten sich mehr erhofft als diese 1:3 (15:25, 25:23, 21:25, 20:25)-Niederlage gegen Berlin, gerade weil sie Reicherts Mannschaft auswärts noch nie bezwingen konnten.

Die Voraussetzungen waren eigentlich gut, um dem Favoriten die erste Saisonniederlage außerhalb der Champions League zuzufügen, immerhin hatten Berlins Führungsspieler Benjamin Patch und Samuel Tuia gerade erst Verletzungen auskuriert. Beide wurden eingewechselt, besonders der so sprunggewaltige Patch hatte am Ende eine überragende Angriffsquote. Aber es war nicht Patch, der verantwortlich war für die Niederlage der Alpenvolleys. Es war auch nicht nur ihr Zuspieler Sergej Grankin, obwohl dieser den Block der Gäste andauernd foppte mit seinen feinen Zuspielen, und ohnehin als bester Steller der Liga gilt.

Es war die Angriffswucht Berlins (die natürlich von den Zuspielen Grankins begünstigt wurde), gepaart mit einer Leistung der Alpenvolleys, die ordentlich war, aber eben auch zu schwankend, um einer solchen Mannschaft gefährlich zu werden. Vor allem der erstaunliche Einbruch im ersten Satz beim 15:15, als die Alpenvolleys während einer Aufschlagsserie von Nicolas Le Goff in sich zusammenfielen und keinen einzigen Punkt mehr machten, wirft Fragen auf. "Wir müssen analysieren, warum wir immer wieder in solche Situationen kommen", sagte Ringseis, der zugleich betonte: "Das heißt ja jetzt nicht, dass wir die Meisterschaft verloren haben." Der Libero hatte sich in Berlin übrigens seine erste MVP-Medaille geholt, seit er für die Grenzgänger aus Oberbayern und Tirol spielt.

Die Alpenvolleys haben als punktgleicher Dritter mit Friedrichshafen nun zwölf Zähler Rückstand auf Berlin. Der zweite Platz ist nach wie vor ihr Ziel, um sich eine günstige Ausgangsposition für die Playoffs zu sichern. "Da ist schon noch ein Stück zu machen", sagte ihr Manager Hannes Kronthaler, der Berlin "überall ein bisschen besser" fand: "Aber ich will die ja auch noch nicht jetzt aussischießen, sondern im Finale."

Jetzt reisen sie aber erstmal in die Ukraine, zum Europacup-Spiel am Mittwoch gegen Lviv.

© SZ vom 25.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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