Volleyball:Netzroller als  Pointe

Lesezeit: 2 min

Grafings Zuspieler Fabian Wagner (li.) und Außenangreifer Daniel Kirchner jubeln über den 3:1-Erfolg. (Foto: Wolfgang Zink/imago images)

Grafings Volleyballer rücken mit ihrem 3:1-Erfolg in Schwaig Richtung Spitze - und untermauern damit ihre Ansprüche in der zweiten Liga.

Von Sebastian Winter, Schwaig/Grafing

Markus Zymmara hielt vor dem letzten Ballwechsel seine Wasserflasche in der linken Hand, mit der rechten zeigte Grafings Trainer auf einen nicht näher definierten Punkt im Feld des Gegners SV Schwaig, kurz hinter der Drei-Meter-Linie. Genau dort landete dann der Aufschlag von TSV-Außenangreifer Florian Krenkel, es war ein Netzroller, der dadurch unerreichbar für Schwaigs Annahme herunterplumpste. Die Wasserflasche kullerte danach auf dem Boden herum Richtung Mittellinie, Zymmara hatte sie während seines wilden Jubelsprungs verloren. Die pure Erleichterung, die Grafings Trainer zeigte, war verständlich. Denn seine Mannschaft war in diesem vierten Satz bereits 2:10 zurückgelegen, Schwaig hatte den Entscheidungssatz bereits vor Augen.

Doch irgendwie schafften es die Grafinger, zum 20:20 auszugleichen, vor Krenkels Aufschlag lagen sie dann 24:23 vorne. Von "glücklichen" drei Punkten in der zweiten Volleyball-Bundesliga durch den 3:1 (25:21, 15:25, 25:21, 25:23)-Erfolg sprach später Zymmara, kurz bevor er den Bus Richtung Heimat betrat, "das war sehr emotional". Im Bus selbst war er dann kaum noch zu verstehen am Telefon, so laut feierten die Grafinger. Sie hatten ja auch allen Grund, anzustoßen.

Einerseits, weil es immer ziemlich unangenehm ist, in Schwaig zu spielen, in der vergangenen Saison lagen die Mittelfranken vor dem Corona-bedingten Abbruch auf Rang drei - einen Platz vor Grafing. Zum anderen hat sich der TSV mit diesem wichtigen Sieg gegen einen Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel auf Platz drei vorgeschoben. Der Klub ist nun punktgleich mit dem Zweiten Mimmenhausen und liegt nur noch zwei Zähler hinter dem SSC Karlsruhe, der allerdings auch ein Spiel mehr absolviert hat. Am kommenden Samstag kommen ebendiese Karlsruher nach Grafing, das tags darauf noch das Schlusslicht Volley Youngstars Friedrichshafen empfängt - und dann neuer Tabellenführer sein könnte. Zymmara wähnt seine Mannschaft daher auch "total im Soll", was bei acht Siegen aus den ersten neun Spielen fast untertrieben ist. Jedenfalls kristallisiert sich langsam heraus, dass Grafing sich wieder zu einem Kandidaten für den Titel entwickelt, wie 2018, als der TSV zum ersten Mal Zweitligameister wurde.

Bis zum Spiel gegen Karlsruhe müssen Zymmara und seine Spieler aber noch an einigen Problemen arbeiten, beispielsweise gelangen ihnen nur zwei Blocks gegen Schwaig, das selbst elf Grafinger Angriffe auf den Boden blockte. "Auch unsere Annahme war nicht so stark, wie wir sie kennen", sagte Zymmara, sein Steller Fabian Wagner konnte daher nicht wie gewohnt sein schnelles Spiel aufziehen. Starke Abwehraktionen von TSV-Libero Benno Voggenreiter retteten Grafing den vierten Satz. Und natürlich der Netzroller von Florian Krenkel. Zymmara hofft nun, dass sein Team die Formkurve behält. Daran, dass der Spielbetrieb mit normaler Hin- und Rückrunde beendet wird, glaubt er ohnehin nicht. "Die Lage ist superkritisch, es kann jederzeit sein, dass er ausgesetzt wird", sagt Zymmara. Aber so lange es geht, streben Grafings Volleyballer weiter Richtung Spitze.

© SZ vom 23.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: