Volleyball:Kleiner Leuchtturm

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Planeggs Volleyballerinnen dümpeln seit Jahren in der dritten Liga. Nun sind sie Erster - und loten aus, ob ein Aufstieg Sinn macht. Ihr Gegner ist das Geld.

Von Sebastian Winter, Planegg

Wer bei den Dentalservice Gust Volleys Chemnitz gastiert, der muss das Schlimmste befürchten. Wer trifft schon gerne auf einen Gegner, dessen Hauptsponsor Bohrer und Schläuche aus Zahnarztpraxen repariert. Nach vier Siegen aus den jüngsten fünf Spielen haben Planegg-Kraillings Volleyballerinnen nun also wieder verloren, 0:3 lautete am Samstag das Endergebnis. Es war eine, man muss das so sagen, äußerst schmerzhafte Niederlage. 20, 18, 21, so wenige Punkte gelangen den Planeggerinnen in den einzelnen Sätzen. Die lange Fahrt nach Chemnitz hat also keine Ernte eingebracht, "was schade ist", wie Planeggs Volleyball-Abteilungsleiter Markus Ludwig sagt, "wir sind wohlgemut dorthin gefahren und haben uns vielleicht ein bisschen zu sicher gefühlt."

"Wenn wir es dieses Jahr schaffen, sportlich, finanziell und vom Kader her, dann machen wir es."

Man kann ihnen dieses Gefühl gar nicht vorwerfen, die Saison läuft ja bislang grandios für Planegg, das trotz der Pleite in Sachsen mit neun Siegen und auch schon fünf Niederlagen weiterhin Tabellenführer in der sehr ausgeglichenen dritten Liga Ost ist. Das Tableau ist allerdings reichlich verzerrt, Planegg hat so oft gespielt wie kein Ligakonkurrent, der Zweite Ansbach hat nur zwei Punkte weniger, ihm fehlen aber noch zwei Partien. Der Dritte Lohhof II hinkt gar drei Spiele hinterher und hat fünf Zähler Rückstand. Alles ist im Fluss auf dem Tableau, aber dass es so gut läuft für Planegg, das hätten auch die Verantwortlichen nicht gedacht. "Die Abteilung legt sich sehr ins Zeug, das Team ist sehr lernwillig, dort passen die Charaktere auch sehr gut. Man ist sehr ehrlich miteinander", sagt Trainer Sven Lehmann.

Eigentlich hatte Planegg, das vor zwei Jahren fast abgestiegen wäre und vergangene Saison im Mittelfeld dümpelte, vor, in dieser Spielzeit so früh wie möglich den Klassenerhalt zu sichern. Doch mittlerweile haben sie im Münchner Westen ein neues Ziel: den Zweitligaaufstieg. Wenn nicht diese Saison, dann eben mittelfristig. Auch deshalb machen sie bei der Vorlizenzierung der Volleyball-Bundesliga (VBL) mit, die eine Voraussetzung für einen möglichen späteren Aufstieg ist. Bei dieser Art Vorprüfung schaut sich die VBL an, ob der Klub einen Aufstieg in die nächsthöhere Liga finanziell und organisatorisch stemmen kann. "Unser Verein steht dahinter, dass wir irgendwann hochwollen. Wenn wir es dieses Jahr schaffen, sportlich, finanziell und vom Kader her, dann machen wir es", sagt Trainer Lehmann. Schon vor Jahren hatten sie sich diesen Schritt überlegt, einmal wollten sie ihn aus eigener Kraft gehen, was sportlich scheiterte, das andere Mal mittels einer Fusion mit Schwabings Frauen, was auch nicht funktionierte, weil das Bündnis nicht zustande kam.

Mit seinen ambitionierten Zielen bildet Planegg in der viergleisigen dritten Liga, die vor sechs Jahren als Scharnier zwischen Profi- und Amateurbereich eingeführt wurde, jedenfalls eine Ausnahme. Denn in der jüngereren Vergangenheit wollten immer weniger Drittligisten in die zweite Liga, vergangene Saison zog es gar kein Frauenteam mehr in die Südstaffel hoch, weswegen dort zurzeit nur noch zehn Mannschaften spielen. Die Etat-Schere ist - wie zwischen zweiter und erster Liga, wo dieselben Probleme herrschen - zu groß, die Anforderungen der VBL steigen immer weiter, sie will auch den Erstliga-Unterbau mehr und mehr professionalisieren. Wer Zweitliga-Spitze sein will, der braucht inzwischen einen kleinen sechsstelligen Etat. Planegg hat derzeit etwa 20 000 Euro zur Verfügung, "40 000 Euro brauchen wir aber schon", sagt Abteilungsleiter Markus Ludwig: "Es wäre bei uns eher das Herrschinger Modell, mit viel Eigeninitiative", spielt Ludwig auf den Männer-Erstligisten vom Ammersee an, der mit seinem vergleichsweise bescheidenen Etat von rund einer halben Million Euro und viel Improvisationskunst eine gute Rolle spielt. Auch Planeggs möglicher künftiger Zweitliga-Lokalrivale Lohhof hat mehr Geld, wie Sonthofen, das vornehmlich aus Münchner Spielerinnen besteht.

Planegg möchte dennoch zu einem kleinen Volleyball-Leuchtturm in der Großstadt werden. Der Unterbau mit vielen Talenten passt, und der Drittliga-Kader hat das Potenzial, bald mal Zweitligaluft zu schnuppern. Auch Kapitänin und Zuspielerin Diana Hübner und Außenangreiferin Lisa Baumgartner, die Schlüsselfiguren, des Teams, hätten nichts dagegen. Am Samstag im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Hammelburg können sie den nächsten Schritt dorthin machen. Ganz furchtlos.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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