Volleyball:Kleine Schwitztour

Lesezeit: 3 min

Die Alpenvolleys Haching qualifizieren sich mit einem 3:2 beim finnischen Meister Sastamala fürs CEV-Cup-Achtelfinale. Ihre Stammspieler können sie dabei schonen.

Von Sebastian Winter, Tampere/München

In Finnland gehört die Sauna zum Kulturgut, fast in jedem Haus ist eines dieser Schwitzbäder verbaut. Bei den Ferienhäusern an den finnischen Seen gehört die Sauna ebenfalls zum Inventar. Es gibt im hohen Norden Saunen, von denen man direkt ins Eisloch nebenan springen kann, es gibt dort auch zu Saunen umgebaute VW-Busse - und eine nationale Sauna-Gesellschaft. Früher wurde in Heinola im Süden des Landes jährlich gar eine - allerdings sehr umstrittene - Weltmeisterschaft in der Schweißstube ausgetragen. Bis 2010 darin ein russischer Finalteilnehmer starb.

Von solch irren Wettkämpfen haben die Spieler der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching bei ihrer Europapokalreise nach Finnland natürlich die Finger gelassen. Aber schön fanden sie es doch, dass es in ihrem Hotel in Tampere neben dem Wellnessbereich auch einige Spielerzimmer mit Privatsaunen gab. Libero Florian Ringseis und Zuspieler Daniel Koncial kosteten diese Möglichkeit auf ihrem Zimmer am Dienstagabend dann auch aus - verdientermaßen nach dem 3:2 (25:20, 23:25, 25:17, 23:25, 15:8)-Erfolg im CEV-Cup-Rückspiel gegen den finnischen Meister Levoranta Sastamala. Die Alpenvolleys hatten schon das Hinspiel in Unterhaching am vergangenen Mittwoch gewonnen, sie stehen nun im Achtelfinale des zweithöchsten europäischen Wettbewerbs.

Der Gegner wird erst an diesem Donnerstag in der Partie Paok Thessaloniki gegen den ukrainischen Spitzenklub Lwiw ermittelt. Thessaloniki hat das Hinspiel gewonnen, ist auch im Rückspiel in Griechenland der Favorit - und zugleich der Wunschkandidat der Alpenvolleys. Jedenfalls sagte Ringeis am Dienstagabend vor dem Saunagang: "Ich würde die Griechen nehmen. Sie sind der interessantere Gegner, und es ist die attraktivere Reise."

Nach der 2:1-Satzführung ist das Duell gelaufen - der Gegner hätte 3:0 oder 3:1 gewinnen müssen

Die Alpenvolleys wünschen sich einen ähnlich angenehmen Ausflug wie nach Finnland. Sie hatten ja nicht nur gute Wellness-Möglichkeiten in Tampere, was für Trainer Stefan Chrtiansky wirklich wichtig war bei dem Pensum zuletzt: drei Spiele binnen sechs Tagen und rund 6000 Kilometer Reisedistanz. Auch die Logistik mit Flügen und Busfahrten klappte, und nicht zuletzt funktionierte der sportliche Teil sehr ordentlich.

Starke Aufschläge und Blocks sicherten den Alpenvolleys zügig vor 1000 Zuschauern im Kauppi Sportzentrum von Tampere, wohin der finnische Meister Sastamala wegen seiner kleinen Halle umgezogen war, den ersten Satz.

Im zweiten Durchgang verloren die Gäste nach einer Vier-Punkte-Führung vor allem im Block ihren Faden, Sastamala schlug jetzt wuchtig auf, die Alpenvolleys-Annahme wackelte. Aus dem Vorsprung wurde ein Fünf-Punkte-Rückstand, und als sie ihn fast wieder aufgeholt hatten, schlug Niklas Kronthaler den Ball zum 23:25 in den Block. Danach spielten sie wieder souverän, Jérôme Clère überzeugte als bester Scorer (17), Kronthaler als bester Annahmespieler und Jordan Richards als bester Aufschläger auf dem Feld. 20:12 lautete der komfortable Vorsprung, Blocker Pedro Frances verwandelte wenig später den zweiten Satzball. Mit der 2:1-Satzführung waren die Alpenvolleys eine Runde weiter - ihr Hinspiel hatten sie 3:1 gewonnen.

Es folgten zwei weitere Sätze, die nur noch statistischen Wert hatten. Chrtiansky wechselte daher quasi die gesamte Stammsechs aus und schenkte den Ersatzspielern Einsatzzeit. Der Australier Max Staples, eigentlich Außenangreifer, ersetzte gar Libero Ringseis, was dieser so kommentierte: "Selbst ich bin geschont worden." Allzu oft passiert das tatsächlich nicht, weil Ringseis nominell der einzige Libero im Kader ist. Da Chrtiansky allerdings 13 Spieler für die Partie in Tampere gemeldet hatte, musste er den Regularien zufolge zwei Abwehrchefs benennen - die Wahl fiel auf den im Angriff bislang wenig überzeugenden Staples. Dieser spielte dann wie die anderen so gut, dass die Alpenvolleys nach dem knapp verlorenen vierten Satz den Tiebreak gewannen. "Wir waren einfach besser", sagte Chrtiansky nach der Partie.

Ringseis und Tommi Siirilä bekamen später noch ein paar Weihnachtsgeschenke, sie hatten früher mal für Sastamala gespielt. Ringseis freute sich außerdem über Transparente mit seinem Namen und "einen Haufen Käse". Eine finnische Familie mit Schweizer Wurzeln, zu der er noch guten Kontakt hat und die den Käse selbst produziert, hatte ihm ein Verzehrpaket für die Heimreise geschnürt - die Alpenvolleys sollen am Samstag (19 Uhr, Utzweg Unterhaching) gut gestärkt in ihr letztes Spiel vor Weihnachten gegen Lüneburg gehen.

Danach feuerten Ringseis und Koncial die Sauna in ihrem Zimmer auf 90 Grad an, mehr habe der Ofen nicht geschafft, wie Ringseis tags darauf berichtete. Ein paar Aufgüsse haben sie gemacht, und zwischendurch sind sie auf den Balkon zum Abkühlen gegangen. Das konnte man auch gut in Tampere bei knapp über null Grad - während in Innsbruck und München Föhn wehte. "Auf dem Balkon haben wir in den Himmel geschaut und uns das Polarlicht vorgestellt", sagte Ringseis. In Wahrheit regnete es. Man kann auch nicht alles haben bei einer Wellnessreise in den Norden.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: