Volleyball:In Österreich daheim

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König ohne Land: Alexander Tropschug, Herrschings Hallensprecher und Regent im Exil. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Herrsching transportiert sein komplettes Hallen-Inventar für ein Playoff-Spiel mit dem Lkw nach Innsbruck.

Von Sebastian Winter, München

Wer umzieht, weiß: Das ist Stress pur. André Bugl bekommt auch gerade ein Gefühl für solche Ortswechsel. Der Marketing-Manager des Volleyball-Erstligisten TSV Herrsching plant einen Umzug, den er sein Leben lang nicht vergessen dürfte.

Weil die eigene Nikolaushalle laut Regularien der Volleyball-Bundesliga zu klein ist, trägt Herrsching sein "Heimspiel" im Playoff-Viertelfinale gegen die United Volleys Rhein-Main am kommenden Mittwoch (20 Uhr) knapp 130 Kilometer südlich in Innsbruck aus. In der dortigen Universitätssporthalle ist das Hypo Tirol Volleyballteam beheimatet, achtmaliger österreichischer Meister, mehrfacher Champions-League-Teilnehmer und Kooperationspartner der Herrschinger, die dort schon Testspiele und Trainingslager absolviert haben. Mit seiner Mannschaft war der TSV schon mehrmals in Tirol, aber jetzt siedelt quasi seine gesamte Halle mit dem Team nach Österreich über. Und das ist ein Mammutprojekt.

Am Dienstag beladen die Herrschinger einen Zwölf-Tonnen-Lkw mit allem Interieur, was sie auch in der Nikolaushalle bei normalen Heimspielen brauchen: Lichtanlage samt Spieler-Einlauftor, Lautsprecher-Boxen, LED-Banden, DJ-Pult. Immerhin muss der TSV den farblich abgesetzten Hallenboden nicht transportieren, die Innsbrucker haben einen eigenen. Einen Livemusiker für die Halbzeitshow bringen die Herrschinger auch mit. Und natürlich, längst teil des Inventars, den König vom Ammersee - alias Hallensprecher Alexander Tropschug.

Für das Spiel im einstigen Kaiserreich wird der Kini sich etwas Besonderes einfallen lassen. Allerdings reist er im Auto an und nicht im Zwölftonner, was freilich auch nicht sehr royal ist - aber mit einem Zwölfspänner hätte er eine ganze Tagesreise vor sich, inklusive kräftigem Anstieg zwischen Garmisch und Seefeld.

Apropos Anstieg: Bugl berichtet, dass er sehr viele Ticketanfragen für das Heimspiel bei den Freunden in der Fremde bekomme. Zwei große Reisebusse haben die Herrschinger schon gechartert, Fahrt, Getränke und Tickets sind für einen fairen Pauschalpreis inklusive. Einige Zuschauer reisen mit dem eigenen Auto an. Bugl sagt, er rechne "mit 150 bis 200 Leuten, die uns nach Innsbruck begleiten". Der VfL Wolfsburg hat in der Fußball-Bundesliga auch nicht mehr.

In Innsbruck hoffen die Herrschinger auf insgesamt mehr als 1000 Zuschauer, dann nämlich dürfen sie sich an den Ticket-Einnahmen beteiligen. So haben es die Klubs ausgemacht. Die Tiroler, muss man dazu wissen, dominieren die österreichische Liga seit Jahren, offenbar so sehr, dass sie manchmal vor nur 500 Zuschauern spielen. Insofern sind sie froh, diesen außergewöhnlichen deutsch-österreichischen Spieltag auszurichten.

Überhaupt waren es Bugl zufolge sehr unkomplizierte Gespräche. Die Innsbrucker, die direkt vor Herrschings Viertelfinale ihr Playoff-Halbfinale gegen die SG Raiffeisen Waldviertel spielen, zahlen gar die Kosten für Lkw und Transport. Dafür stellt Herrsching Organisation und Equipment. Direkt nach der Partie und dem Abbau fährt der lärmarme Lkw wieder zurück an den Ammersee. Lärmarm deshalb, weil es in Österreich zwischen 22 und 7 Uhr ein Nachtfahrverbot für normale Brummis gibt. "Wieder was gelernt", sagt Bugl.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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