Süddeutsche Zeitung

Volleyball:Im Rotations-Modus

Herrschings Volleyballer wechseln gegen Berlins Talente munter durch - und gewinnen ihr Heimspiel 3:1. Mit dem Pflichtsieg rücken sie auch ihrem Ziel näher, vor den Playoffs Platz vier zu erreichen.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Als Herrschings Volleyballer am Samstagabend nach ihrem 3:1-Erfolg gegen Olympia Berlin auf die Tabelle blickten, dürfte sie sich gefreut haben. Vierter sind sie nun wieder, hinter Tabellenführer Friedrichshafen, Düren und den Berlin Volleys. Erster Verfolger der drei Besten der Liga also. Weil Frankfurt in Giesen nur 3:2 gewann und damit einen Punkt verlor, schob sich Herrsching an den Hessen vorbei. Max Hauser, der Trainer der Oberbayern, hatte genau dieses Ziel formuliert vor der Partie gegen Berlin: "Wir wollen Platz vier."

Rang vier vor den Playoffs wäre deshalb so komfortabel, weil die Herrschinger dann im Viertelfinale auf den Fünften treffen würden und Heimrecht hätten. Das Spitzentrio würden sie dadurch in der Runde der letzten Acht umschiffen. Zugleich ist das Rennen um die beste Ausgangsposition vor der Endrunde in dieser Saison besonders eng: Der Tabellenneunte Bühl liegt gerade einmal sechs Punkte hinter Herrsching. Der Nebel in der durch Spielverlegungen arg verzerrten Tabelle dürfte sich erst am Ende der Rückrunde lichten, bis dahin ist es die Aufgabe von Hausers Team, in den verbleibenden Spielen gegen Unterhaching, Düren, Giesen und die Berlin Volleys noch möglichst viele Punkte zu sammeln.

Das Duell gegen Berlins Talente vom Samstag und das nächste Spiel gegen Unterhaching kommen Hausers Mannschaft dabei gerade recht. Es sind schließlich Spiele gegen die schwächsten Teams der Liga, Berlin hat in bislang keine seiner 18 Partien gewinnen können.

Hauser nutzte daher auch die Gelegenheit gegen die Junioren-Nationalspieler aus der Hauptstadt, eifrig zu rotieren in seinem recht schmalen 12er-Kader. Iven Ferch spielte statt Luuc van der Ent im Mittelblock, Außenangreifer David Wieczorek stand für Tim Peter in der Startformation. Nach ausgeglichenem Beginn führte in Jalen Penrose mit starken Aufschlägen und Angriffen aber doch ein Stammspieler die Herrschinger zur 18:12-Führung im ersten Satz.

"Er ist der Spieler, dem ich in meinem Leben am meisten vertraut habe", sagt Herrschings Trainer Hauser über seinen Steller Johannes Tille

Hauser rotierte weiter, während der Vorsprung wuchs, im Zuspiel hatte Justus Lembach, 19, Kurzeinsätze, Laurenz Welsch kam als Libero. Die Brüder Johannes und Ferdinand Tille, ansonsten Säulen des Herrschinger Spiels, fanden Platz auf der Auswechselbank, was selten genug vorkommt. Als Iven Ferch zweimal den Ball auf den Boden blockte, hatte Herrsching den ersten Satz mit 25:17 gewonnen.

"Eigentlich ist es nicht meine Philosophie, so viel durchzurotieren", sagte Hauser, "weil es das Spiel nicht unbedingt besser macht." Das machte sich im zweiten Satz bemerkbar, in dem Berlins Hauptangreifer Erik Röhrs und Filip John ihr Talent zeigten. Die Herrschinger bekamen in fast allen Elementen Probleme, ihren frühen 3:9-Rückstand konnten sie auch nicht mehr aufholen.

Genug der Rotation, dachte sich Hauser danach - und brachte van der Ent und Peter, die in den folgenden beiden Sätzen wieder mehr Ruhe ins Herrschinger Spiel brachten. Währenddessen musste VCO-Kapitän Röhrs bald mit einer Handverletzung vom Feld, auch John wurde ausgewechselt, vermutlich, um ihn für das wichtigere Spiel in Unterhaching zu schonen. Herrsching hatte Berlin nun im Griff, nach genau 100 Spielminuten verwandelt Tim Peter den Matchball. Und Johannes Tille wurde später MVP.

Hauser lobte tags darauf Lembach und Welsch, sie hätten ihre Sache gut gemacht. Vor allem lobte er aber seinen Zuspieler Johannes Tille. "Er war immer der Fleißigste, auch im Kraftraum, hat sich alles erarbeitet. Er hat mir zu 110 Prozent vertraut, er ist der Spieler, dem ich in meinem Leben am meisten vertraut habe." Die neuerliche MVP-Auszeichnung war Tilles siebte in dieser Saison, vor ihm steht in dieser Kategorie nur Friedrichshafens Hauptangreifer Linus Weber. Bei aller Rotation: Konstanten wie Tille braucht es, um am Ende Vierter zu werden.

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