Volleyball:Ilarias Papa träumt von Olympia

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Herrschinger Steuerwald und Malescha für Qualifikation nominiert

Von Sebastian Winter, Herrsching

Das Erstliga-Spiel in Coburg vom Samstag werden Herrschings Volleyballer nicht so schnell vergessen, insbesondere gilt das für Zuspieler Patrick Steuerwald und Diagonalmann Daniel Malescha. Für Steuerwald war es das erste Volleyballspiel nach der Geburt seiner Tochter Ilaria, allerdings ein besonders bitteres. Herrsching hatte die Partie dominiert, die ersten beiden Sätze gewonnen, doch dann riss der Faden - der bayerische Rivale aus Coburg gewann das Duell im fünften Satz.

Steuerwald hatte danach ziemliche Rückenschmerzen, Malescha tat auch jeder Muskel weh, ihnen war wie der gesamten Mannschaft "nach einem sehr harten November", wie es Herrschings Trainer Max Hauser ausdrückte, die Energie ausgegangen. Und dennoch durften sie sich freuen, über ein Lob, das noch weit über Maleschas Auszeichnung als wertvollster Spieler seiner Mannschaft hinausging. Denn Bundestrainer Vital Heynen hatte sich die Partie angeschaut, und im Anschluss teilte er den beiden mit, dass er sie wohl für den erweiterten Kader der deutschen Volleyballer für das Olympia-Qualifikationsturnier Anfang Januar in Berlin nominieren wird, offenbar neben den Rückkehrern Robert Kromm (Berlin) und dem ehemaligen Hachinger Christian Dünnes (Frankfurt).

Routinier: Patrick Steuerwald, 29, hat 120 Länderspiele absolviert. Nach zwei Jahren Pause wurde der Zuspieler erstmals wieder berücksichtigt. (Foto: Georgine Treybal)

Heynen muss den Ausfall seines Kapitäns und Diagonalspielers Jochen Schöps verkraften, der sich vor zwei Wochen beim Verlassen eines Fahrstuhls eine Schultereckgelenksprengung zugezogen hat. Die Topscorer der Bundesliga, Dünnes und Malescha, der zurzeit in bestechender Form spielt, könnten ihm weiterhelfen. Auf der Zuspielposition erhofft sich Heynen nach dem enttäuschenden achten Platz bei der Europameisterschaft im Herbst mehr Flexibilität. "Er hat letzte Woche bei mir angerufen, am Samstag sagte er mir dann in Coburg, dass es bisher gut gelaufen sei bei mir, dass er die Leistung gesehen habe. Und dass ich Erfahrung voraus habe gegenüber Jan Zimmermann (22, Rüsselsheim)", sagte Steuerwald, 29, den Heynen in letzter Zeit nicht mehr berücksichtigt hatte. "Das hilft bei einem so knüppelharten Turnier, ist aber auch keine Garantie." Die deutsche Auswahl trifft in ihrer Gruppe unter anderem auf Weltmeister Polen und den aktuellen Weltliga-Sieger Serbien, ein möglicher Gegner in der Finalrunde ist Olympiasieger Russland.

Steuerwald steht nun im direkten Konkurrenzkampf mit den anderen beiden Zuspielern Lukas Kampa und Jan Zimmermann um die beiden Plätze für Berlin, wobei: "Lukas wird erst einmal als Nummer eins reingehen", sagt Steuerwald, der aber keine schlechten Chancen hat, beim entscheidenden Qualifikationsturnier - nur der Sieger löst das Ticket nach Rio - zumindest auf der Bank zu sitzen. Maleschas Aussichten dürften nicht ganz so gut sein, die Konkurrenz auf seiner Position ist durchaus stark. Andererseits: Warum sollte Heynen den zurzeit weitaus besten Scorer der Liga nicht als Überraschungskandidaten präsentieren?

Debütant: Daniel Malescha, 21, ist noch vor dem ehemaligen Hachinger Christian Dünnes der derzeit beste Angreifer der Volleyball-Bundesliga. (Foto: Georgine Treybal)

Der vorläufige, 22-köpfige Kader wird jedenfalls noch schrumpfen, an diesem Donnerstag gibt Heynen auf einer Pressekonferenz weitere Details zu seinen Planungen bis Januar bekannt.

Herrsching stellt in Steuerwald und dem erstmals nominierten Malescha, 21, nun immerhin drei deutsche Nationalspieler. Ferdinand Tille dürfte neben Steuerwalds Bruder Markus als einer von zwei Liberos gesetzt sein. Herrschings Trainer Max Hauser ist zufrieden mit dieser Situation und hat in Coburg auch gleich Synergieeffekte genutzt. Denn auch Hauser hatte kurz Kontakt zu Heynen, "er kannte mich ja bisher nicht so", und fragte den Belgier, ob es denn möglich sei, in nächster Zeit einmal bei ihm zu hospitieren. Der Bundestrainer bejahte die Anfrage, allerdings muss sich Hauser noch ein wenig gedulden, bis der ganze Olympia-Rummel vorbei ist.

Die drei Herrschinger dürften erst so langsam anfangen, der Qualifikation entgegenzufiebern, die aber auch eines bedeutet: Die Vorbereitung startet am 26. Dezember. Damit der junge Familienvater Steuerwald dann nicht aus der Übung kommt, hat er jetzt schon angefangen, fleißig Windeln zu wechseln.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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