Volleyball:Harte Dschungelprüfung

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Herrschings Volleyballer liefern sich einen zerfahrenen, aber außerordentlich spannenden Kampf mit Bühl - und verlieren.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Gerade läuft ja mal wieder das Dschungelcamp, 13. Staffel, am kommenden Samstag ist das Finale der C-Promi-Nabelschau inmitten von Kakerlaken, Tierhoden und anderen Leckereien. Die Marketing-Abteilung von Herrschings Volleyballern hat es sich nicht nehmen lassen, am Samstag vor Beginn des Bundesliga-Spiels gegen Bühl einen kleinen Ausflug ins Dschungelcamp zu wagen. Ihr König und allseits geschätzter Stimmungsmacher musste im Kampf um die begehrten Sterne ein paar Aufgaben erfüllen: In einer Kiste mit wilden Tieren (in Form von Gummibärchen und -schlangen!) durfte er Fragen beantworten, dann zwei Bisoneier (gekochtes Hühnerei!) verzehren und schließlich noch einen halben Liter Bisonblut (Rote-Beete-Saft!) trinken. All das erledigte der Regent mit Bravour, die drei Sterne waren ihm somit sicher.

Allerdings erwiesen sich die Bühler Bisons in den folgenden dramatischen Stunden als extrem zäher und alles andere als schmackhafter Gegner. 134 Spielminuten lang lieferten sie sich mit Herrschings Volleyballern einen keineswegs hochklassigen, sehr zerfahrenen, aber außerordentlich verbissenen Kampf um die Punkte. 3:2 (28:26, 24:26, 28:30, 25:17, 19:17) hieß es am Ende der Partie, die in vier der fünf Sätze in die Verlängerung ging, für Bühl, das dadurch zwei Punkte aus der Nikolaushalle mitnahm. Wie schon in der Hinrunde mussten sich die Herrschinger mit einem Zähler gegen die Badener begnügen.

Durchgefallen durch die Dschungelprüfung, könnte man also sagen, aber Herrschings Trainer Max Hauser stellte seine eigene Rechnung auf: "Der eine Punkt ist ganz wichtig, um vor Bühl zu bleiben. Wenn sie drei holen und wir keinen, dann wäre es schon blöd gewesen." So aber hat Herrsching, das eine Partie mehr gespielt hat, als Siebter vier Punkte Abstand zum Achten Bühl, der zurzeit auf dem letzten Playoffplatz steht. Auf den Neunten Königs Wusterhausen hat Hausers Mannschaft schon einen recht beruhigenden Vorsprung von acht Zählern; das Playoff-Viertelfinale ist also in greifbarer Nähe.

Allerdings dürften Hauser die Begleitumstände des wieder einmal facettenreichen Abends in der Nikolaushalle auch einiges Kopfzerbrechen machen - nicht nur wegen der durchaus mageren Kulisse von nur rund 600 Zuschauern, die den Weg in die bei minus acht Grad Außentemperatur ziemlich frostige Spielstätte gefunden hatten. Kapitän Lukas Bauer spielte gar nicht, seine Verletzung aus dem Vorwochen-Spiel gegen Rottenburg stellte sich dann als Bänderriss heraus, der den 29-jährigen Mittelblocker noch zu einer dreiwöchigen Pause zwingt. Und Tim Peter kam wegen seiner Schulterprobleme, die den Außenangreifer schon die ganze Saison beschäftigen, nur zu einem Kurzeinsatz im Aufschlag. Gleich zwei Führungsspieler fehlten Hauser damit im ohnehin nicht gerade aus allen Nähten platzenden Kader.

Und so improvisierten die Herrschinger. Erst spielte Nicholas West für Bauer im Mittelblock, als das nicht funktionierte, kam der unerfahrene Norbert Engemann für West. Der wiederum ersetzte später zwischenzeitlich seinen Konkurrenten auf der Diagonalposition, Griffin Shields. Es war ein ständiges Kommen und Gehen auf dem Feld, allein, es half nicht, das Spielniveau durchgehend auf einem guten Level zu halten. Viel zu viele Aufschlagfehler unterliefen den Herrschingern, die auch im Angriff zu unkonzentriert waren. Alpar Szabo überzeugt in der Mitte noch am ehesten, Artem Sushko und Griffin Shields spielten ordentlich, hatten aber auch ihre Schwächephasen. Die Annahme war noch am stabilsten, mit Ausnahme von Bryan Fraser, der insgesamt keinen guten Tag hatte. Bühl ging es aber ganz ähnlich in den meisten Spielelementen, und so wurde es ein ausdauerndes Kopf-an-Kopf-Rennen.

Im ersten Satz rammte Sushko den Ball zum 26:28 in den Bisons-Block, den zweiten Satz entschied Fraser mit seinen beiden besten Angriffsaktionen des Spiels für Herrsching. Im dritten Satz machte Herrschings Zuspieler Johannes Tille den entscheidenden Punkt zum 30:28, im vierten zog Bühl schnell auf und davon. Und dann lag Herrsching im fünften Satz schon 0:4 zurück, holte auf, führte 10:7 und 12:10, und verlor am Ende doch wieder seine Ruhe im Angriff - an diesem Abend der verschenkten Sterne.

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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