Volleyball:"Es wäre ein Signal"

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Der TSV Herrsching kann erstmals das DVV-Pokal-Endspiel erreichen. Teammanager Fritz Frömming über den Fluch von Bühl, schleichende Überheblichkeit und den Traum vom Finale.

Interview von Sebastian Winter

An diesem Mittwoch (20 Uhr) können Herrschings Volleyballer ihrer jüngst so erfolgreichen Vereinschronik ein weiteres Kapitel hinzufügen - jenes von der ersten Finalteilnahme überhaupt im DVV-Pokal. Nur Bühl steht der Mannschaft von Trainer Max Hauser noch im Weg. Nur? Ausgerechnet! Im Reben- und Zwetschgenort Bühl nahe der deutsch-französischen Grenze haben die Herrschinger noch nie gewonnen. Am vergangenen Samstag bestätigten sie diese schwarze Serie mit einer 1:3-Niederlage in der Liga. "Unser mit Abstand schlechtestes Saisonspiel", fand Hauser. Teammanager Fritz Frömming verrät im Interview, wie seine Mannschaft die Blockade in Bühl durchbrechen will.

SZ: Herr Frömming, die Ligapleite vom Samstag in Bühl war nicht unbedingt die beste Generalprobe für das Pokal-Halbfinale an selber Stelle. Was war los?

Fritz Frömming: Wir haben so schlecht gespielt, das habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen. Wir hatten unsere Nerven nicht im Griff, die Aufschlagquote war unterirdisch, Annahme und Zuspiel waren schwach. Bis auf unseren Libero Ferdinand Tille waren alle unter ihrem Niveau. Ich konnte das gar nicht fassen, was ich da gesehen habe.

Man kann nicht unbedingt sagen, dass Herrsching Bühls Halle liegt. Nie hat der TSV dort gewonnen. Liegt auf der Halle in Bühl ein Fluch?

Jeder Fluch kann gebrochen werden. Aber es stimmt schon: Uns liegt die Halle nicht. Da ist eine recht aggressive Stimmung, wir kassieren immer wieder Karten, irgendetwas passt dort nicht. Aber sie hat ja derselbe Architekt entworfen, der auch die Halle in Unterhaching gebaut hat. Und dort haben wir im Pokal-Achtelfinale gewonnen.

Trotzdem spricht gerade nicht viel für Herrsching: 0:3 gegen Friedrichshafen, 1:3 in Bühl. Ist die Mannschaft nach starken Leistungen im Herbst - unter anderem hat der TSV überraschend Meister Berlin aus dem Pokal geworfen - jetzt kurz vor Weihnachten erschöpft?

Erschöpft sind wir nicht. Aber vielleicht haben wir angefangen, ein bisschen abzuheben nach Berlin. Max Hauser musste die Jungs wieder auf den Boden holen, jetzt sind wir geerdet. Bühl geht als Favorit ins Spiel, und an einem Sahnetag schlagen wir sie und kommen ins Finale.

"Es ist das wichtigste Spiel der Saison und eine ganz große Chance": Teammanager Fritz Frömming, 54, muss das Halbfinale wegen einer gebrochenen Zehe vom Sofa aus verfolgen, glaubt aber an einen Sieg. (Foto: Georgine Treybal)

Es wäre der größte Erfolg in der Klubgeschichte. Was würde der Einzug ins Pokalfinale für den TSV Herrsching bedeuten?

Zunächst einmal ist es das bislang wichtigste Spiel dieser Saison. Für uns im Management, für den Trainer, für die Fans und für die Mannschaft sowieso. Es ist eine ganz große Chance, uns wieder ein bisschen mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu spielen, auch das der Volleyball-Bundesliga. Mehr Präsenz zu haben, die Außendarstellung zu stärken, ein Zeichen an die Sponsoren zu senden. Mein Eindruck ist, dass das in letzter Zeit ein bisschen weniger geworden ist. Und natürlich wäre die Final-Teilnahme auch ein klares Signal an die Gemeinde Herrsching und an unseren Bürgermeister.

Sie spielen auf die noch immer nicht gelöste Problematik an, spätestens 2020 in einer neuen Arena spielen zu müssen, weil die Nikolaushalle den Vorgaben der Liga nicht entspricht.

Natürlich. Dass der Gemeinderat im vergangenen Sommer beschlossen hat, das Hallenthema nicht weiter zu verfolgen, muss ja nicht das Ende sein. Sollten wir jedenfalls ins Finale kommen, werden wir nicht nur vom Landkreis und der Gemeinde bei Neujahrsempfängen geehrt, sondern haben am 4. März ein Livespiel im Fernsehen. In der Mannheimer Arena schauen dann 12 000 Zuschauer zu. Das Finale hat einen riesigen Eventcharakter.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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