Volleyball:Durststreckenweise

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Grafings Block mit Christian Seitz und Fabian Wagner ist gegen Mimmenhausens Angreifer Lukas Alexander Ott (vorne rechts) in dieser Szene chancenlos. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zweitligist Grafing hadert im ersten Heimspiel der Saison mit Einstellungsproblemen und Alkoholverbot.

Von Katrin Freiburghaus, Grafing

So hatten sich Grafings Zweitliga-Volleyballer ihren Heimauftakt zum Wiesn-Start vermutlich nicht vorgestellt. Nicht genug damit, dass lediglich 65 Zuschauer in fein säuberlich getrennten Grüppchen auf den Tribünen saßen, kein Bier ausgeschenkt werden durfte und parallel bekanntlich auch kein Oktoberfest begann, auf dem man das Spiel am Sonntag gemeinsam hätte nachbereiten können: Die Grafinger hatten am Ende nicht einmal einen sportlichen Grund zum Feiern. Gesungen wurde am Samstagabend lediglich auf dem Feld - vom Gegner aus Mimmenhausen. Der Frust über den Spielausgang hielt sich nach dem 2:3 (24:26, 25:23, 21:25, 25:11, 12:15) dennoch in Grenzen. "Die waren auch einfach saustark", sagte TSV-Manager Johannes Oswald über den Zweiten der abgebrochenen Vorsaison. Mit dem Ergebnis könne er leben, pflichtete ihm Trainer Markus Zymmara bei, mit der Art und Weise, wie es zustande gekommen war, tat er sich dagegen schwerer.

Den ersten Satz hatten die Grafinger knapp abgegeben, den zweiten nicht minder knapp für sich entschieden. "Im dritten Satz habe ich mit unseren Jungs dann ein Problem, weil wir es zu locker nehmen", monierte Zymmara. Seine Mannschaft hatte stark begonnen und war schnell auf 12:7 davongezogen und mit 16:12 in die zweite technische Auszeit gegangen. Anschließend hatte Mimmenhausen jedoch zum 16:16 ausgeglichen. Grafing hatte sich anschließend wieder gefangen und bis zum 21:21 mitgehalten. Dann hatte Mimmenhausen um Spielertrainer Christian Pampel den Durchgang jedoch mit einer weiteren Vier-Punkte-Serie beendet. "Damit, dass wir den Satz in der Art verschenken, kann ich als Trainer natürlich nicht mitgehen", grantelte Zymmara.

Die Trotzreaktion im vierten Satz, die den Grafingern immerhin einen Punkt sicherte, hob er lobend hervor, der fünfte Durchgang hatte zwei Teams auf Augenhöhe gezeigt. Auch wenn drei Punkte aus den ersten beiden Saisonspielen "kein Beinbruch" seien, wurmte Zymmara das Einstellungsproblem zur Mitte des dritten Satzes nachhaltig. Das hat damit zu tun, dass Grafing die komplette Saison über mit einem Wettbewerbsnachteil umgehen wird müssen. "Wir trainieren einfach nur halb so viel wie die anderen", sagte Zymmara, nämlich zweimal pro Woche. Das sei grundsätzlich kein Problem, "aber wir dürfen es an solchen Spieltagen eben nicht vergessen", mahnte er. Volleyballerisch könne sein Team mit weniger Balleinheiten "problemlos in der Liga mithalten und auch alle Gegner schlagen", entscheidend sei dafür aber die Gewissheit, "dass das alles keine Selbstläufer sind". Denn in den Grundelementen mache sich die fehlende Übung in kritischen Spielsituationen bemerkbar, "da sind wir nicht so sicher wie die anderen". Künftig wünsche er sich, "dass wir konsequenter sind und es nicht auf die leichte Schulter nehmen". Das nächste Heimspiel gegen Gotha am kommenden Samstag bietet unmittelbar Gelegenheit zur Umsetzung. Auch die Tribünen sollen dann zumindest mit mehr als 100 Zuschauern besetzt sein. "Wir wissen ja bereits jetzt, dass wir spielen dürfen und auch Zuschauer erlaubt sind, und nicht erst wieder Freitag Mittag vorm Spiel", sagte Oswald. Weil die zulässige Zuschauerzahl auch davon abhängt, wie viele getrennte Haushalte kommen, schwankt seine Prognose. Grundsätzlich lasse der Sitzplan 121 Zuschauer zu, "aber wenn wir ausschließlich E-Mail-Anmeldungen von Einzelpersonen bekommen, sind es nur 80".

Klarheit erhofft er sich dagegen in der Frage, ob Bier ausgeschenkt werden darf. Weil die zweite Liga bei den Corona-Auflagen als Profi-Sport eingruppiert wurde, ist der Ausschank von Alkohol verboten. Am kommenden Wochenende ergibt sich daraus allerdings die einigermaßen absurde Situation, dass Bier beim nachmittäglichen Regionalliga-Spiel erlaubt, beim anschließenden Zweitliga-Spiel mit identischer Zuschauerzahl hingegen verboten wäre. Grundsätzlich war Oswald mit dem Start unter Hygiene-Auflagen jedoch zufrieden: "Wir sind einfach froh, dass wir spielen können." Die Ansprüche haben sich den Bedingungen angepasst. Nur die Sache mit dem Bier werden sie wohl nachverhandeln.

© SZ vom 21.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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