Volleyball:Durchhänger in Düren

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Die in der Liga unbesiegten Alpenvolleys verlieren ihr Pokal-Achtelfinale sang- und klanglos 0:3. Aufschlag, Annahme und der Diagonalangriff schwächeln - und am Mittwoch kommt Bühl.

Von Sebastian Winter, München

Man kann nicht sagen, dass der DVV-Pokal sich zu einem guten Freund für die Alpenvolleys entwickelt. Er ist ja eigentlich der Wettbewerb, in dem die Volleyballer so zügig wie sonst nirgendwo einen Titel gewinnen können - aber auch jener, in dem der Verlierer eben sofort die Segel streichen muss. Und der Verlierer in der ersten Runde heißt nun schon zum zweiten Mal: Hypo Tirol Alpenvolleys Haching.

In ihrer Premierensaison erging es den Alpenvolleys fast exakt vor einem Jahr ausgerechnet gegen den Lokalrivalen Herrsching so, sie verloren ihr Pokal-Achtelfinale auf dramatische Art und Weise in ihrer eigenen Halle in Unterhaching mit 2:3. Nun wurde es am frühen Sonntagabend zwar nicht so dramatisch, dafür umso ernüchternder: Nach zehnstündiger samstäglicher Busfahrt und einer Übernachtung unterlagen die Alpenvolleys den SWD powervolleys Düren mit 0:3 (19:25, 21:25, 24:26). Eineinhalb Stunden hatte die Partie nur gedauert, 2000 Zuschauer johlten, und Gäste-Trainer Stefan Chrtiansky zürnte noch vor der nächtlichen Rückfahrt: "Einige Leistungsträger haben heute absolut nicht das gezeigt, was sie können."

Den Knackpunkt hatten die Verantwortlichen schnell ausgemacht. Neben der spielerischen Stärke Dürens, das schon viele Jahre lang zur erweiterten Spitze zählt, bemängelten sie vor allem den schwachen eigenen Aufschlag. Drei Asse standen dort statistisch 13 direkten Fehlern gegenüber, der brasilianische Außenangreifer Hugo - im Angriff durchaus passabel - schlug den Ball in diesem Element alleine fünfmal ins Netz oder Aus. "Der Service hat das Spiel entschieden", sagte Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler, "Hugo hat dort nichts zustande gebracht." Düren schon, neun Asse standen neun Fehlaufschlägen gegenüber - alleine der Chilene Sebastian Gevert feuerte vier Winner übers Netz. "Wir dagegen haben sie einfach nicht unter Druck gesetzt", sagte Kronthaler.

Allerdings wäre es zu einfach, die Niederlage nur mit dem Ausfall eines Elements zu erklären. Auch die Annahme war zu schwach für den Einzug ins Viertelfinale. Hugo unterliefen drei direkte Fehler, so viele wie der gesamten Dürener Mannschaft, Pawel Halaba gar vier, auch viele weitere Annahmen hatten eine hohe Streuung. Eine solche Streuung ist ein großes Problem für den Zuspieler, der bei wackliger Annahme oft nicht mehr den Pass stellen kann, den er gerne spielen möchte - sondern sich mit einem Notzuspiel helfen muss. Der gegnerische Block kann sich dafür seelenruhig positionieren. Womit man schon beim dritten Problem der Alpenvolleys an diesem Abend in Düren wäre, der nach drei Ligasiegen in Serie die erste Saisonpleite für das transalpine Volleyballprojekt zwischen Bayern und Tirol bereithielt: den enttäuschenden Diagonalspielern.

Diese Hünen werden nicht selten als wertvollste auf dem gesamten Volleyballfeld bezeichnet, weil sie normalerweise diejenigen sind, die ein Spiel mit ihren Brachialangriffen entscheiden können - und auch sollen. Was allerdings der neue Australier Thomas Hodges gegen Düren dort zeigte, war eher von bescheidener Durchschlagskraft. Kein einziger Punkt wollte dem bemitleidenswerten 24-Jährigen in knapp eineinhalb Sätzen gelingen, danach wurde er vom zweiten Alpenvolleys-Zugang auf dieser Position, Kirill Klets, erlöst. Allein, dem 20-jährigen Russen Klets gelang auch nicht viel mehr, während Dürens Gervert als ihr Konterpart 18 Punkte einstrich. Auf dieser Position "haben wir noch eine Baustelle", gab Trainer Chrtiansky zu: "Hodges muss noch souveräner werden, er hat zu wenig Spielpraxis. Und Kirill muss noch konstanter werden, da feilen wir auch an der Technik." Für Kronthaler ist es auch eine Frage der (fehlenden) Erfahrung: "Wir müssen dem Russ' einfach sagen, dass er nicht so viel nachdenken soll."

Die Alpenvolleys hoffen, dass sich bis Dezember ein klarer Stammspieler auf der Position herauskristallisiert. Eigentlich hatten sie dahingehend auf Klets gesetzt, aber nicht damit gerechnet, dass er so sehr ins Grübeln gerät. Am 29. November ist das erste Europapokalspiel der Alpenvolleys in Unterhaching, danach folgen in der Liga Berlin, Herrsching, Friedrichshafen, Frankfurt - und Düren. Gegner also, für die es neben einem starken Service und einer soliden Annahme auch einen gut aufgelegten Hauptangreifer braucht. Jetzt aber kommt am Mittwoch erst einmal Bühl in die Olympiahalle nach Innsbruck. Ein Mittelfeldklub, gegen den Alpenvolleys-Manager Kronthaler einen klaren Auftrag formuliert: "Da müssen wir 3:0 drüberfahren."

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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