Volleyball-Bundesliga:Nette Verpackung

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Aufsteiger Herrsching ist beim 0:3 gegen Pokalsieger Friedrichshafen chancenlos - Libero Prüsener wieder verletzt

Von Sebastian Winter, Herrsching

Die Volleyballer des TSV Herrsching sind mit einer guten und einer schlechten Nachricht aus Friedrichshafen zurückgekehrt. Die gute: Ihre gründlich inszenierte Tramp-Aktion an den Bodensee hat sich über die sozialen Kanäle rasend schnell verbreitet, sie fand selbst Anklang bei Friedrichshafens Mittelblocker Max Günthör, der nach dem Spiel von "gutem Marketing" sprach. Gutes Marketing ist bei vielen deutschen Volleyball-Erstligisten nach wie vor ein Fremdwort - nicht nur, weil es ein Anglizismus ist. Insofern können sich die Herrschinger durchaus etwas einbilden auf die Worte Günthörs, des Olympia-Fünften, der mit Friedrichshafen 2007 die Champions League gewann.

Die TSV-Volleyballer sind dann, chauffiert von den eigenen Fans, Mittwochnacht auch wieder gut an den Ammersee zurückgekehrt, allerdings mit keinen schönen Erinnerungen an den Abend, trotz des gelungenen Marketing-Gags. Denn die Herrschinger, das ist aber noch nicht die eigentliche schlechte Nachricht, hatten nicht den Hauch einer Chance beim Pokalsieger, dem sie 0:3 (17:25, 15:25, 21:25) unterlagen. Das war erwartbar, damit musste der Aufsteiger rechnen, auch wenn sich Trainer Max Hauser einen Satzgewinn erhofft hatte. Die eigentliche Hiobsbotschaft für die Gäste war der Ausfall ihres Liberos Sebastian Prüsener. Den 32-Jährigen plagen derzeit Beschwerden im rechten Knie, die Gefahr, ihn einzusetzen, wäre Hauser zufolge zu groß gewesen. "Der Physio meinte, wenn Prüsi am Samstag spielen soll, muss ich ihn heute schonen. Also hab ich das gemacht. Samstag geht es hoffentlich wieder", sagte Hauser im Hinblick auf das wichtige Heimspiel gegen den CV Mitteldeutschland.

Ohne Prüsener fehlten Herrsching ausgerechnet gegen Friedrichshafens mächtige Sprungaufschläge der beste Annahmespieler und die ordnende Hand in der Abwehr, ein Verlust, der nicht zu kompensieren war. Julius Höfer, der wegen Schulterproblemen nicht im Außenangriff spielen konnte, ersetzte Prüsener, er mühte sich, aber ihm unterliefen sechs der neun direkten Annahmefehler Herrschings. Es war ein Spiel, in dem es - auch für Höfer - letztlich nur um Schadensbegrenzung ging.

Seltenes Glück: Thomas Ranner setzt sich im Angriff gegen Friedrichshafens Max Günthör durch. Luke Smith schaut verwundert zu. (Foto: Günter Kram/VfB Volleyball/oh)

Immerhin führten die Gäste nach dem deutlich verlorenen ersten Satz vor 1200 Zuschauern in der schwach besetzten Halle im zweiten Satz 8:6, doch ein paar Punkte später stand es schon 16:11 für Friedrichshafen. Nur im dritten Satz, in dem der VfB die Spannung verlor, hielt Herrsching bis zum 20:21 einigermaßen mit. Auch weil der Australier Luke Smith, der später zum wertvollsten Spieler der Gäste ernannt wurde, immer besser in Schwung kam. "Wenn du 2:0 vorne liegst, dann schleichen sich Fehler ein", sagte VfB-Trainer Stelian Moculescu. "Herrsching spielt dann frei auf und wir haben unsere Probleme. Wichtig ist, dass wir zurückkommen und auch diesen Satz für uns entscheiden." Im Hinspiel war das ja noch anders gewesen. Da hatte Herrsching den ersten Durchgang gewonnen und Friedrichshafen trotz der 1:3-Niederlage erhebliche Probleme bereitet.

Wenn am Samstag (19 Uhr, Nikolaushalle) Chemie Volley Mitteldeutschland in Herrsching gastiert, hat Hausers Mannschaft wieder völlig andere Rahmenbedingungen. In ihren jüngsten sechs Heimspielen sammelten die Herrschinger elf Punkte, Gegner ihrer Kragenweite haben zunehmend Schwierigkeiten, in der Nikolaushalle zu bestehen. Der in Leuna beheimatete CV Mitteldeutschland zählt genau zu diesen Mannschaften. Die Sachsen-Anhaltiner sind Neunte, sie haben fünf Punkte Rückstand auf den Achten Herrsching, aber auch zwei Spiele weniger absolviert. Es geht in dieser Partie um viel, denn Herrsching möchte Rang acht behaupten, um dann in den Pre-Playoffs das Heimrecht zu haben. Der Gegner dort heißt wohl entweder Coburg oder: Mitteldeutschland. An Leuna haben die TSV-Spieler allerdings keine guten Erinnerungen, denn in der Hinrunde zeigten sie bei der 0:3-Schlappe ihre bislang schwächste Saisonleistung. Nicht gut fürs Marketing.

© SZ vom 06.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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