Volleyball:Aufschwung mit Makel

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Vergeblich gestreckt: Simeon Topuzliev (li.) verliert mit Hachings Volleyballern knapp gegen die favorisierten Giesener. (Foto: Wolfgang Fehrmann /HMB-Media/Imago)

Hachings Volleyballer verlieren auch im neuen Jahr weiter, kommen beim 1:3 gegen Giesen aber fast in den Tiebreak - und machen ihr wohl bestes Spiel in dieser Saison.

Von Sebastian Winter, Unterhaching

Am Tag danach lenkte sich Patrick Steuerwald ab, indem er den Familienfrieden pflegte. Schlittenfahren mit seiner Tochter stand auf dem Programm, Schneeschaufeln vor der Haustüre auch. Die 1:3 (18:25, 25:19, 14:25, 23:25)-Heimniederlage gegen die Helios Grizzlys Giesen huschte dem Trainer des TSV Unterhaching aber auch da noch ständig durch die Hirnwindungen. So nah waren der Trainer Steuerwald und seine junge Mannschaft dem dritten Punkt in der Volleyball-Bundesliga gekommen, um am Ende doch wieder ohne zählbaren Erfolg aus ihrer Halle gehen zu müssen.

Die Statistik wies die Hachinger gar bei den direkten Blockpunkten als Sieger aus, die Annahmeleistung war fast deckungsgleich mit jener von Giesen. Im Aufschlag machte der Favorit aus Niedersachsen nur ein Ass mehr, dafür aber wesentlich weniger Fehler. Dafür tat sich im Angriff, dem Schlüsselelement an diesem Abend, ein Graben auf: Giesen hatte eine Quote von knapp 60 Prozent, die Hachinger kamen nur auf 45 Prozent, was für die Talente in dieser Saison sehr ordentlich ist, aber eben nicht genug war am Sonntagnachmittag. "Die Enttäuschung ist sehr groß gewesen", sagte Steuerwald, "wir waren selten so nah dran am zweiten Gewinnsatz, das war vielleicht unser bestes Spiel diese Saison."

Die Hachinger trugen neue Outfits gegen Giesen, unter dem Motto "local heroes gegen Corona" wurden spezielle Trikots angefertigt, ein kleines Dankeschön an die treuen Sponsoren in dieser finsteren Zeit. Nach dem verlorenen ersten Satz konterte Steuerwalds Mannschaft und entwickelte einen Spielwitz, den sie zuvor kaum einmal gezeigt hatte. Der rumänische Diagonalmann George Alexandru Zahar und der bulgarische Außenangreifer Simeon Topuzliev schmetterten höchst erfolgreich gegen Giesens Block, und Jonas Sagstetter zeigte, warum er so wichtig für seine Mannschaft sein kann.

"Jonas hat sehr teamdienlich gespielt, er ist sehr wichtig für uns", sagt Hachings Trainer Steuerwald

Der 21-Jährige hatte zwar keine bahnbrechende Angriffsquote, aber er zeigte seine Allrounder-Qualitäten, übernahm neben dem wieder glänzend aufgelegten 16-jährigen Libero Leonard Graven, viel Verantwortung in der Annahme, war aufmerksam in der Abwehr, glänzte im Block und auch mit cleveren Aufschlägen. "Jonas hat sehr teamdienlich gespielt, er ist sehr wichtig für uns", sagte Steuerwald.

Die Wucht von Topuzlievs Angriffen bekam Mitte des zweiten Satzes dann Giesens Mittelblocker Stijn van Tilburg zu spüren, der nach einem Kopftreffer kurz benommen auf den Boden sackte, aber weiterspielen konnte. Durch ein Ass von Topuzliev bauten die Hachinger ihre Führung auf 16:13 aus, ein paar eindrucksvolle Blocks von Sagstetter begruben die Hoffnungen Giesens, auch den zweiten Satz zu gewinnen. Nach dem für Steuerwalds Mannschaft fast schon zum üblichen Einbruch, diesmal im dritten Satz, kam sie noch einmal mit Macht zurück und spielte Giesen in Durchgang vier phasenweise an die Wand.

Mit 18:12 führten die jungen Vorstädter zwischenzeitlich, diese Phase war die wohl stärkste der gesamten Saison. Doch dann kam van Tilburg an den Aufschlag, der seinen Kopftreffer offenbar noch nicht vergessen hatte. Mit einer Serie von Servicewinnern brachte er Giesen heran, auf 16:20, 18:20, beim 22:22 hatte Giesen ausgeglichen. Und als Zahar einen Angriff meterweit ins Aus schlug, hatte Giesen plötzlich den ersten Matchball - und verwandelte ihn.

Von fehlendem "Killerinstinkt" sprach Steuerwald danach, "den vierten Satz hätten wir gewinnen müssen". Aber der Trainer sieht auch die positive Entwicklung des Teams in den jüngsten Heimspielen gegen Bühl und Giesen. Das zusätzliche Training in Kleingruppen seit dem 4. Januar, in denen man die einzelnen Spieler auch im taktischen Bereich gut fördern kann, scheint sich auch auszuzahlen. "Wichtig war, über Weihnachten mal den Kopf freizubekommen, die Pause war mehr als nötig", sagt Steuerwald: "Ich hoffe, dass wir jetzt aus dem bitteren Ende gegen Giesen lernen."

Druck haben die Hachinger im nächsten Spiel jedenfalls nicht, aber wohl auch nicht so gute Chancen auf einen Satzgewinn. Denn am Samstag spielen sie beim Tabellenführer VfB Friedrichshafen.

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