Süddeutsche Zeitung

Türkgücü München:Schmidts  neue Kompaktklasse

Im ersten Auftritt an historischer Stätte erobert Türkgücü gegen Wehen Wiesbaden einen weiteren Punkt. In der Schlussphase muss der Aufsteiger allerdings wieder zittern.

Von Christoph Leischwitz

Zum ersten Mal schienen sie mit der Punkteteilung zufrieden zu sein bei Türkgücü München. Die Drittliga-Partie gegen den SV Wehen Wiesbaden im Olympiastadion endete 0:0. Damit ist der Aufsteiger immerhin weiter ungeschlagen. Und Trainer Alexander Schmidt hatte ja auch Recht, als er sagte, man habe in der ersten Halbzeit gut gespielt. Da sei "das einzige Manko die Chancenauswertung" gewesen. Mehrmals hatten sie beim Abschluss aus guter Position zu lange gezögert, sodass der Abschluss per Grätsche noch geblockt wurde, so wie bei Tom Boere nach zehn Minuten; einmal klärte der Wiesbadener Keeper Tim Boss mit dem Fuß gegen den freigelaufenen Kilian Fischer (22.).

In der Schlussphase allerdings waren die Gäste dem Siegtreffer näher, Türkgücü zog sich weit zurück und lauerte nur noch auf Konter. Wenn es nach Schmidt geht, war das auch so gewollt: Nach dem 4:4 eine Woche zuvor bei Waldhof Mannheim, als sie in der Schlussphase eine 4:2-Führung verspielt hatten, habe man diesmal "bis zum Schluss Gegenwehr gezeigt, um kein Gegentor zu bekommen", sagte Schmidt und merkte an: "Wenn's am Schluss passiver ausgesehen hat - aus meiner Sicht war es einfach kompakter." Kompakt wirkte es allerdings kaum, als der Ex-Bayern-Junior Benedict Hollerbach den Ball in der 87. Minute an den Pfosten trat, und auch in einigen weiteren Szenen geriet Türkgücü im Münchner Nieselregen ins Schwimmen.

Schmidt pflegt eine laufintensive, anstrengende Spielweise, verweist dabei auf die "super Laufwerte" seiner Mannschaft, die ihm das auch ermöglichten. Trotzdem hatte die Mannschaft in den ersten vier Partien im Profifußball vor allem gegen Ende der Partie ihre Probleme, während sie in der ersten Halbzeit meist klar überlegen war. Ein 30-Jähriger wird oft in der Schlussphase eingewechselt: Marco Holz, Mittelfeldspieler mit mehr als 200 Drittliga-Einsätzen. Einmal stand er gar nicht im Kader, ohne offizielle Begründung. Dreimal wurde er gegen Ende eingewechselt, einmal schoss er nach wenigen Sekunden ein wichtiges Tor, diesmal traf er in der 77. Minute die Latte. Mit anderen Worten: Bei Türkgücü sitzt immer noch viel Erfahrung auf der Bank, die möglicherweise helfen könnte, dass es am Ende nicht noch spannend wird.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2020
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