Türkgücü-Ataspor:Der Löwe bleibt am Leben

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Bissige Löwen: Christian Köppel (l.) und der spätere Rot-Sünder Marin Culjak nehmen Türk-Gücüs Luka Odak in die Zange. (Foto: Claus Schunk)

Der Tabellenführer schafft es in Überzahl nicht, das Spiel gegen den TSV 1860 II vorzeitig zu entscheiden.

Von Stefan Galler, Kirchheim/München

Nach Spielende sammelte Sebastian Lubojanski seine jungen Löwen um sich. Von "Stolz" war in seiner Ansprache die Rede und davon, dass die Talente des TSV 1860 München "heute ganz viel dazugelernt" hätten. Noch eine Stunde zuvor dürfte es der 36 Jahre alte Trainer der Sechziger U 21 wohl kaum für möglich gehalten haben, dass er und seine Jungs den Sportpark Heimstetten mit etwas Zählbarem würden verlassen können. Doch obwohl die Blauen über eine Halbzeit lang in Unterzahl spielten, holten sie gegen den Tabellenführer der Fußball-Bayernliga Süd, SV Türkgücü-Ataspor, ein 1:1. Andreas Pummer, Trainer des Spitzenreiters, war naturgemäß nicht zufrieden mit dem Ergebnis: "Wir haben sie zu lange am Leben gelassen, deshalb gehen wir mit einem Unentschieden in die Winterpause. Dennoch mache ich mir angesichts von zwölf Punkten Vorsprung keinen Kopf."

Die Löwen hatten einen guten Start in die Begegnung hingelegt, Dennis Dressel traf schon in der sechsten Minute die Querlatte, auch Marin Culjak verpasste ebenfalls das mögliche Führungstor (11.). Türkgücü kam nur langsam rein, Kapitän Yasin Yilmaz und Masaaki Takahara hatten erste Gelegenheiten, zwingend waren die Bemühungen des Favoriten jedoch nicht.

Der Knackpunkt der Begegnung folgte in der 35. Minute: Culjak, bereits verwarnt, ging mit gestrecktem Bein gegen Stephan Thee in den Zweikampf, Schiedsrichter Fabian Kilger zeigte Gelb-Rot und die Löwen waren fortan einer weniger. Und während der Sünder wütend seine Handschuhe auf den Boden pfefferte, tüftelte sein Coach an einer Taktikänderung. "Wir mussten nach dem Platzverweis unsere Art, Fußball zu spielen, anpassen", sagte Lubojanski und meinte damit die extrem defensive Ausrichtung seiner zehn verbliebenen Spieler. Doch der Riegel funktionierte so richtig erst im zweiten Durchgang. Unmittelbar vor dem Seitenwechsel war Türkgücü-Ataspor nämlich in Führung gegangen. Sechzigs Simon Seferings traf im Strafraum der Türken den Ball nicht richtig, Jérôme Fayé leitete den Konter ein, Takahara marschierte über die linke Außenbahn, ließ zwei Verteidiger stehen und legte für Yilmaz ab, der Kapitän traf mit einem herrlichen Schlenzer in den oberen rechten Winkel (45.).

Die taktische Ausrichtung der Teams in der zweiten Hälfte war klar zu sehen: Türkgücü wollte möglichst schnell den Sack zumachen, die dezimierten Löwen spekulierten darauf, den Rückstand knapp zu halten und erst kurz vor dem Ende das Risiko zu erhöhen. Dass dieser Plan aufging, lag daran, dass es die Pummer-Elf einerseits nicht schaffte, ihre Möglichkeiten zu verwerten. So hatte alleine Pablo Pigl zwei dicke Gelegenheiten, scheiterte jedoch mit seinem Schuss freistehend an Torwart György Szekely (51.) und setzte einen Kopfball denkbar knapp vorbei (60.). Takahara traf einmal das Außennetz (64.), ein 20-Meter-Kracher des Japaners zischte am Pfosten vorbei (69.). "Wir hätten in der zweiten Halbzeit das Tempo besser halten müssen. Irgendwann haben wir den Gegner nicht mehr richtig bewegt", schimpfte Pummer.

Es folgte das Signal von Lubojanski an seine Löwen, jetzt alles auf eine Karte zu setzen. Prompt kam zunächst Severin Buchta zum Abschluss, doch Türkgücü-Torwart Issa Ndiaye parierte den Aufsetzer zur Ecke. Diese bekamen die Gastgeber nicht aus der Gefahrenzone, der Ball fiel Dressel vor die Füße, und der 1860-Kapitän überwand Ndiaye aus acht Metern (84.). "Eine irrsinnig disziplinierte Leistung meiner Mannschaft, die konzentriert geblieben ist und es immer wieder geschafft hat, den Gegner zu stellen. Am Ende haben wir uns selbst belohnt", sagte Lubojanski. Nur eines ärgerte den Coach: "Spielerisch war das immerhin unteres Regionalliganiveau. Aber dadurch, dass der Schiedsrichter immer auf das Geschrei vermeintlich gefoulter Spieler hereingefallen ist, hat er die Qualität um eine Liga nach unten gezogen."

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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