TSV 1865 Dachau:Lähmende Dummheit

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In Unterzahl wehrt sich Dachau erfolgreich gegen Aufsteiger Schwaben Augsburg - bis kurz vor Schluss das 0:1 fällt.

Von Christian Bernhard, Dachau

Alexander Buch wusste sofort, dass es das wohl gewesen war. Der Mittelfeldspieler des TSV 1865 Dachau sank zu Boden und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Eine knappe Stunde lang waren er und seine Teamkollegen aufopferungsvoll in Unterzahl aufgetreten, doch dieser eine Ballverlust in Minute 87 machte alles zunichte. Buch hatte sich den Ball beim Versuch eines Konters etwas zu weit vorgelegt und ihn im Mittelfeld verloren, was die Gäste vom TSV Schwaben Augsburg in dieser ersten Partie der neuen Bayernliga-Saison zum 1:0-Siegtreffer nutzten.

Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte hatte seinen Kopf nach dem Gegentor ebenfalls in den Händen vergraben. Nach Schlusspfiff machte er seinem neuen Sechser keinen Vorwurf, "aber das Ding bricht uns halt das Genick". Marcel Richter, Dachaus Sportlicher Leiter, nahm den ehemaligen Profi Buch in die Pflicht: "Mit seiner Erfahrung darf er den Ball da nicht verlieren."

In der Nachspielzeit trifft Doll nur noch den Außenpfosten

So richtig in die Bredouille gebracht hatte den TSV Franz Hübl, der in der 32. Minute Rot sah, weil er einen Gegenspieler beleidigt hatte. Lamottes Urteil war deutlich: Eine "Dummheit". Die Gastgeber verarbeiteten den Rückschlag gut und traten fortan sehr diszipliniert auf. Der Platzverweis habe das Spiel, das bis dahin sehr intensiv und dynamisch gewesen war, "etwas gelähmt", fand Augsburgs Trainer Sören Dreßler, der bis zur roten Karte mehrmals den Torschrei auf den Lippen hatte. Alleine Angreifer Maximilian Löw, der wie sein Sturmpartner Michael Geldhauser aus Illertissen (also aus der Regionalliga) zu den Schwaben gewechselt war, vergab zwischen der 22. und 28. Minute drei Top-Gelegenheiten. "Wir waren nicht aggressiv genug und haben sie zu viel und zu einfach spielen lassen", erklärte Lamotte. Dass die Schwaben kein typischer Aufsteiger sein würden, hatte er schon vorher geahnt. Sie hatten mit nur vier Niederlagen in zwei Jahren den Durchmarsch von der Bezirksliga in die Bayernliga geschafft und in der Vorbereitung die Regionalligisten Memmingen und Pipinsried geschlagen. "Die werden oben mit dabei sein", vermutet auch Richter nach der Partie.

Nach der Pause, als Lamotte den zuvor einige Monate verletzten Fabian Negele ins Spiel brachte, präsentierte sich der TSV stark verbessert; er agierte diszipliniert, stand taktisch gut und veranlasste die Schwaben mit einigen gefährlichen Kontern zu erhöhtem "Sicherheitsdenken" (Dreßler). Einer dieser Konter führte zur bis dahin größten Chance des Spiels, doch Sebastian Brey entschied sich in Minute 57 im letzten Moment dazu, querzulegen statt zu schießen. Der Querpass auf Negele kam nicht an. Lamotte sprach von einer "100-Prozentigen", von denen man in Unterzahl normalerweise nicht viele bekomme. Und die eine, sagte er, "muss man dann machen". Was Dachau nicht gelang, schafften die Augsburger: Nach Buchs Ballverlust umkurvte der eingewechselte Kevin Gutia TSV-Torhüter Maximilian Mayer und schob zum Siegtreffer ein. Doch das war es noch nicht: In der Nachspielzeit hatten die Dachauer nach einem Eckball mehrmals die Chance zum Ausgleich, aber Christian Dolls letzter Versuch ging an den Außenpfosten.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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