TSG Bavaria Eching:Weltmeisterlich

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Maya Simonov und Angelina Coppola leben fürs Tanzen

Von Isabella Lößl, Eching

Die meisten Athleten lieben ihre Sportart. Maya Simonov und Angelina Coppola, beide zwölf Jahre alt, gehen da noch einen Schritt weiter, denn Tanzen ist für sie ihr Leben. Die beiden Schülerinnen trainieren seit 2010 zusammen Jazz- und Modern Dance bei der TSG Bavaria, Abteilung Eching. Inzwischen sind sie sogar schon Weltmeisterinnen.

Bereits nach einer Saison gehörten die Mädchen zu den Stammtänzerinnen der 14-köpfigen Formation und nahmen 2012 als Kinderformation "New Elements" an der Weltmeisterschaft in Frankfurt teil. Qualifiziert hatten sie sich dafür über die bayerische und die deutsche Meisterschaft. Die Formation beendete das Turnier auf einem starken vierten Platz. Ein Jahr später, 2013, traten die Tänzerinnen sowohl im Duo als auch solo auf. Während Angelina im Einzel Bronze gewann, schrammten sie als Duo jedoch mit Platz vier knapp an einem Platz auf dem Treppchen vorbei. Die verpasste Medaille und die anschließende Enttäuschung habe die beiden jungen Tänzerinnen noch mehr zusammen geschweißt, sagt Nelly Simonov, die Mutter von Maya. Der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft habe ihren Ehrgeiz geweckt, bei den folgenden Titelkämpfen die ersehnte Medaille zu erringen. Nach einem harten Trainingsjahr mit 20 Übungsstunden pro Woche - das gleicht dem Pensum von manch erwachsenem Profisportler - schaffte das ambitionierte Duo dann tatsächlich den erhofften Coup und holte sich 2014 die WM-Goldmedaille.

Im Alter von zwölf Jahren stiegen die beiden Tänzerinnen aus Eching in die Jugendliga auf, wo sie nun unter all den älteren und sehr starken Konkurrentinnen die Jüngsten sind. Neben ihrem eigenen Training und Erfolg kümmern sich die Tänzerinnen auch um den Echinger Nachwuchs. Jeden Samstag sind sie vormittags in der Turnhalle, um mit den kleineren Kindern des Vereins zu arbeiten und ihre erfolgreichen Choreografien und ihr Können an die nächste heranwachsende Generation weiterzugeben. Trainerin Natalya Menzel sieht dieses Engagement sehr positiv. "Alle Kinder profitieren davon", sagt sie: "Es spart nicht nur Kosten, die jungen Trainerinnen lernen auf diesem Weg auch, Verantwortung zu übernehmen, ihr Können zu reflektieren und ihre Empathie-Fähigkeit sowie andere soziale Kompetenzen durch den Perspektivwechsel zu fördern."

Die beiden Teenager erklären den kleinen Tänzerinnen geduldig neue Schritte, nehmen die Tanzpassagen auf und analysieren sie anschließend gemeinsam. Die kleinen Nachwuchshoffnungen sind sehr dankbar für die Tanzstunden. Maya und Angelina sind ihrerseits sehr stolz auf ihre Schützlinge. Das Arbeitsklima unter den Tänzerinnen des Vereins, so hört man von den Verantwortlichen, ist durchweg positiv. Zu verdanken haben die Mädchen das ihrer Trainerin. Sie investiert nicht nur sehr viel Zeit, sondern auch Herz in das Team und weiß genau, wie sie aus jedem Mädchen das gewisse Etwas an Talent herauskitzeln kann.

Allerdings ist diese Talentförderung sehr kostspielig für die Eltern. Dreimal im Jahr fahren die Tänzerinnen in ein einwöchiges Trainingscamp nach Saarlouis, wo sie von einem internationalen Team und Bundestrainer Andreas Lauck trainiert werden. Auch Workshops mit namhaften Tanztrainern finden unter der Saison statt. Diese sind wichtig, um die Technik zu verbessern. Nur so können die jungen Tänzerinnen in der Weltspitze konkurrenzfähig sein und gewährleisten, dass sie das auch bleiben. Ohne die umfangreiche ehrenamtlichen Unterstützung der Eltern wäre der Verein nicht in der Lage, über so viele Jahre das Leistungsniveau der Tänzerinnen zu halten.

Trotz des großen Einsatzes aller Beteiligter gibt es immer wieder erfolgreiche Tänzerinnen, die aus finanziellen Gründen den Verein verlassen müssen. Bei all dem Engagement und der hervorragender Nachwuchsarbeit des Vereins, der finanzielle Aspekt dieses Sports auf hohem Niveau ist ein großes Problem, das viele Familien der Tänzerinnen teilen. Auch Nelly Simonov kennt das aus eigener Erfahrung. "Es gab einen Moment, da wurde es auch uns zeitlich und finanziell zu aufwendig", sagt sie beim Blick zurück in die Vergangenheit. Doch ihre Tochter durfte ihren geliebten Sport weiter betreiben. "Maya sagte mir, wir dürften ihr das Tanzen auf keinen Fall wegnehmen", erinnert sich Nelly Simonov: "Denn das sei ihr Leben."

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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