Süddeutsche Zeitung

Tommy Haas:"Ich habe noch den Ehrgeiz, dieses Kribbeln"

Erst ein Senioren-Bundesliga-Einsatz für den TC Dachau, dann steht noch das Legenden-Turnier in Wimbledon an.

Von Thomas Becker, Pullach

Als sein Name erstmals auf der Rangliste auftauchte, war das natürlich sofort Gesprächsthema. Dabei schien es anfangs alles andere als sicher, ob es überhaupt klappen könnte mit einem Einsatz: Würde Tommy Haas, die ehemalige Nummer zwei der Tenniswelt, wohnhaft in Los Angeles, tatsächlich für die Herren 30 des TC Dachau aufschlagen? Am vergangenen Samstag passierte genau das. Haas, 41, verhalf den Dachauern zu einem 5:4-Auswärtssieg beim TC Großhesselohe. Zu seinem 6:4, 7:6-Erfolg gegen Maxi Wimmer waren nach Angaben der Gastgeber 750 Zuschauer gekommen. Im Anschluss hatte Haas noch Luft für ein Gespräch.

SZ: Herr Haas, willkommen zu Hause! Vor 24 Jahren, mit 17, haben Sie hier auf der Anlage des TC Großhesselohe Bundesliga gespielt - und nun in der Herren-30-Bundesliga aufgeschlagen, diesmal allerdings für den TC Dachau. Wie hat sich das Comeback in der alten Heimat angefühlt?

Tommy Haas: Comeback ist es ja keins. Mein letztes Spiel ist schon eine ganze Weile her, ich weiß gar nicht mehr genau, wie lange schon. Mein Gegner, der Maxi Wimmer, hat hier sehr stark und sehr schnell gespielt, gut aufgeschlagen. Ich habe im Match eine Weile nach Ausreden gesucht: Die Bälle sind schon sehr hart, es ist recht schwer, so ein bisschen den Rhythmus zu finden, gerade wenn man versucht, sich noch einigermaßen zu bewegen, wenn man nicht richtig zum Ball zu steht. Aber es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht. Super, dass auch so viele Leute vorbeigekommen sind und sich das Match angeschaut haben. Es macht immer wieder Spaß, vor Zuschauern zu spielen. Und dass ich im Endeffekt knapp gewonnen habe, ist dann natürlich sehr zufriedenstellend.

Wird man Sie künftig öfter in der Herren-30-Bundesliga sehen?

Ich weiß nicht, ob es dieses Jahr noch mal klappt. Wir waren jetzt ein paar Tage hier, in einigen Tagen bin ich wieder beim Legends-Doppel in Wimbledon dabei, danach noch ein bisschen Urlaub mit der Familie. Vielleicht klappt es noch für das ein oder andere Spiel. Oder auch wieder im nächsten Jahr. Ich hätte Lust, mir einen Grund zu geben, ein bisschen fit zu bleiben. Ich habe noch den Ehrgeiz, dieses Kribbeln, da rauszugehen. An einigen Dinge muss ich allerdings arbeiten, das habe ich beim Match gegen Maxi Wimmer gesehen. Auf der Senior und Champions Tour geht es doch ein wenig langsamer zu als gegen so einen frischen College-Spieler wie den Maxi, der mit Matthias Bachinger und Peter Gojowczyk auch zwei deutsche Spieler coacht. Es macht auf jeden Fall Spaß.

Und die Schulter scheint zu halten, so wie Sie aufgeschlagen haben.

Geht so. Sie macht nicht so mit, wie sie sollte. Aber am Ende des Spiels war es eher der Rücken, der ein bisschen zugemacht hat.

Wie halten Sie sich fit seit dem Karriereende, außer mit Tennis?

Nicht mehr so viel. Tennisspielen ist eigentlich das Einzige, was ich tue, um mich fit zu halten. Ich spiele viel auf der Senior Tour in Amerika und ein bisschen in Europa. Außerdem habe ich viele Freunde, die supergern Tennis spielen. Aber das ist Bälleschlagen, nicht so wie hier gegen Maxi, links, rechts, und einem Aufschlag, der dann doch mal mit 200 Stundenkilometern kommt. Das bin ich nicht mehr gewohnt - und so schnell bin ich auch nicht mehr, auch nicht mehr so kompakt und stabil, weil man nicht mehr so viel macht, und nach so vielen Jahren auch nicht mehr unbedingt machen will. Auf der anderen Seite ist es mal wieder ein ganz guter Test, zu sehen, wie man sich danach fühlt - und auch ein Grund, sich einigermaßen fit zu halten für solche Tage wie heute.

Die Matches auf der Senior Tour gegen die alten Weltklasse-Helden sind tatsächlich langsamer?

Auf jeden Fall. Da wird auf Hartplatz gespielt. Sand ist für mich schon eine ziemlich seltene Angelegenheit, obwohl es besser ist für den Körper. Da verspringt schon mal ein Ball, dazu die Höhenluft - das ist schon ein ziemlich schnelles Spiel hier. Aber nach all den Jahren wieder in Großhesselohe zu spielen, war schon etwas sehr Besonderes für mich. Gerade an diesen Platz hier, den Center Court, habe ich viele Erinnerungen und an unser Team damals. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Jetzt bin ich mit meinen eigenen Kindern hier.

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Quelle:
SZ vom 09.07.2019
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