Süddeutsche Zeitung

Tischtennis:Schwabhausen tendiert zum Aufstiegsverzicht

Der dominierende Zweitligist will nicht nach oben

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis die Tischtennisspielerinnen des TSV Schwabhausen ihren vorzeitigen Meistertitel in der zweiten Bundesliga feiern. Am Samstag fertigten sie den MTV Tostedt zu Hause mit 6:1 ab. Damit haben sie nun 26:0 Punkte und 78:17 Spiele. Tostedt, nur zur Einordnung, ist der Vorjahresdritte. Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed versicherte, dass man vor der Qualität dieses Gegners "sehr sehr großen Respekt" habe - doch auch das Hinspiel war mit 6:0 schon nicht wirklich auf des Messers Schneide gestanden. Und so musste er im Nachhinein einmal mehr argumentativ belegen, dass die Partie doch viel enger gewesen sei, als es das Endergebnis suggeriere; dass es anstelle einer 4:0-Führung locker auch 2:2 hätte stehen können; und dass er ja selbst nicht wisse, warum sein Team "so mit Glück gesegnet" sei, dass es zurzeit alle engen Matches für sich entscheide. Yahmed betont all das nicht nur, um aufkeimender Langeweile vorzubeugen. "Sonst sagen doch wieder alle: Wir sind zu gut für diese Liga", fürchtet er.

Nun, es gibt sicher schlimmere Urteile. Der Knackpunkt ist aber wohl der: "Stand jetzt", sagt Yahmed, wird dieses Team auch in der kommenden Saison in der zweiten Liga antreten. Sprich: Nach dem freiwilligen Rückzug aus der ersten Bundesliga wird es auf den Wiederaufstieg verzichten, trotz der Überlegenheit. "Es hat sich bisher keine Spielerin bei uns gemeldet, die Interesse hat, mit uns in der ersten Liga zu spielen, damit hat es für uns keinen Sinn", erklärt der Trainer. Noch hätte der Verein zwar Zeit, diese Entscheidung zu revidieren, doch aktuell geht der Trainer davon aus, dass er künftig den Fokus darauf legen wird, die nachrückenden Talente Sarah Mantz und Natalia Mozler näher an die zweite Liga heranzuführen. Zumal alles, was er aus der ersten Bundesliga höre, darauf hindeute, dass das ohnehin schon gewaltige Leistungsgefälle dort künftig eher wachsen als sich verkleinern werde. Seine Prognose: "Interessanter wird sie nicht."

Drei gewonnene Doppel | Wichtiger Heimsieg für Schwabhausens Männer

Die Tischtennis-Männer des TSV Schwabhausen haben einen wichtigen Schritt zum Verbleib in der Regionalliga geschafft. Ohnehin abstiegsgefährdet, müssen sie seit November wegen einer gerissenen Achillessehne auf Spielertrainer Alexander Yahmed verzichten. Am Samstag bezwangen sie den Tabellennachbarn Regenstauf mit 9:5. Den Grundstein legte Schwabhausen mit drei gewonnenen Doppeln, dazu kamen je zwei Siege von Vojtech Klimek auf Position vier und George Shoney auf fünf. Regenstauf muss zurzeit auf seine Nummer zwei Martin Pytlik verzichten - eine gerissene Achillessehne. lib

Schon in der vergangenen Saison hatte kein Zweitligist Interesse am Aufstieg gehabt. Der aktuelle Meister Uentrop ist zurzeit Dritter, der Vorjahreszweite Anröchte ist mit vier Minuspunkten der einzig noch ernsthafte Verfolger der Schwabhauserinnen. Tostedt als ehemaliger Dritter liegt irgendwo im Niemandsland. Und tatsächlich hielt der MTV am Samstag recht ordentlich mit dem Tabellenführer mit. Während Mateja Jeger und Christina Feierabend ihr Doppel souverän gewannen, mussten Yang Ting und Eva-Maria Maier zittern. Zwei mutige Angriffe der ansonsten stoischen Abwehrspielerin Yang gaben den Ausschlag zum 3:2-Erfolg. Und auch die Kroatin Jeger hatte in fünf Sätzen gegen Laura Matzke zu kämpfen, ehe sie 16:14, 8:11, 9:11, 11:8 und 11:8 gewann. "Sie hat diesmal sehr viel falsch gemacht", sagte Yahmed, "aber sie ist immer in der Lage, in kritischen Situationen besonders konzentriert zu spielen und Fehler zu vermeiden." Lediglich Maier verlor ihr Einzel, das erste in der laufenden Saison, 2:3 gegen Maria Shiiba. "Das ist überhaupt nicht schlimm", fand ihr Trainer. "Ab dem dritten Satz war sie eigentlich besser, aber Maria hat im fünften sehr gut gespielt."

In der aktuellen Form wirkt Schwabhausen für die zweite Liga natürlich trotzdem zu stark. Yang Ting, 35, hat nun eine Einzelbilanz von 20:2 - die routinierte Chinesin ist für die zweite Liga überqualifiziert. Mateja Jeger, 22, hat 14:3 Siege, Christina Feierabend 14:2 und Eva-Maria Maier 10:1. Vor allem Jegers Bilanz findet Trainer Yahmed nach wie vor erstaunlich. "Christl erzähle ich seit drei Jahren, dass sie so gut spielen kann", sagt er, "von Eva wussten wir es." Beide spielen im hinteren Paarkreuz. Jeger hingegen tritt stets zuerst gegen die gegnerische Nummer eins an. "Sie ist unsere Sensation", schwärmt Yahmed.

Stand jetzt wird diese Sensation der ersten Liga vorenthalten bleiben. Schon für die laufende Runde hatten sich nur neun statt zehn Teams für die höchste Spielklasse gefunden. Wenn es immer noch spannender erscheint, die zweite Liga nach Belieben zu dominieren, als nach oben zu gehen, scheint mit der Beletage irgendetwas im Argen zu liegen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3396165
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.02.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.