Tischtennis:Schlagseite nach den Doppeln

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Es läuft nicht mehr: Mateja Jeger (links) und Sabine Winter kassieren die nächste unerwartete Niederlage. (Foto: Niels P. Joergensen)

Der TSV Schwabhausen verliert im Abstiegskampf der ersten Liga zu Hause wichtige Punkte. Wirklich vorwerfen konnten sie sich nur wenig, dennoch ärgerten sie sich danach über eine vergebene Chance.

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Sie lachten. Alle beide. Die Frage war nur: Wieso? Der zweite Aufschlagfehler in diesem zweiten Satz war Sabine Winter und Mateja Jeger soeben unterlaufen, das ist viel, und schon im ersten hatte es einen gegeben. Noch führten sie, 9:7, und den ersten Durchgang hatten sie erwartet klar gewonnen. Lächelten sie also, weil sie sich gut fühlten, sicher, selbstbewusst? Versuchten sie ihre eigene Nervosität zu überspielen? Oder die jeweils andere damit zu beruhigen? Im Nachhinein war das schwer zu klären. Dieser zweite Satz ging dann jedenfalls verloren, 9:11, auch der dritte und der vierte - und dann lächelten natürlich nur noch die Gegnerinnen.

Dieses Heimspiel des TSV Schwabhausen in der ersten Tischtennis-Bundesliga am Samstag fing ebenso an wie jenes in der Vorwoche gegen Busenbach. Winter/Jeger als favorisiertes Duo war auf das vermeintlich schwächere des Gegners getroffen, in diesem Fall Annett Kaufmann und Mitsuki Yoshida vom SV Böblingen. Wieder hatte alles nach dem fest eingeplanten Sieg ausgesehen. Wieder riss der Faden. Wieder schafften auch Alina Nikitchanka und Laura Tiefenbrunner am Nebentisch als Außenseiter keine Überraschung. Wieder lag Schwabhausen also 0:2 zurück. "Es ist traurig, wir haben am Anfang der Saison wirklich gut zusammengespielt", klagte Winter später. "Und jetzt, wo es wichtig wäre, klappt es nicht mehr." Winter hat im Doppel schon zwei Europameisterschaften gewonnen, mit verschiedenen Partnerinnen. Man werde nun wohl häufiger Doppel trainieren müssen, folgerte Jeger. "Irgendetwas müssen wir an diesen Doppeln ändern", sagte Tiefenbrunner. Klar ist: Aus einem 2:0 heraus kann ein Lauf entstehen, da kann man ebenbürtige Gegner auch mal überrollen. Nach einem 0:2 steht man im Abstiegskampf unter enormem Druck. Und der Unterschied zur Vorwoche war: Da hatten sie sich wenigstens noch ein 5:5 erkämpft. Dieses Mal endete die Partie 4:6.

Wäre die Heinrich-Loder-Halle ein Schiff, es wäre drei Stunden später in Gefahr geraten zu kentern. Nikitchanka hatte soeben in drei aufreibenden Sätzen gegen Rosalia Behringer (ehemals Stähr) verloren, beides Abwehrspielerinnen. Beide hatten der anderen mit ihrer Hartnäckigkeit, aber auch mit eigenen Angriffen und Gegenangriffen knifflige Aufgaben gestellt. Schwabhausens Weißrussin unterlag dann nach mehreren abgewehrten Matchbällen 13:15, 7:11, 11:13. Es stand nun 4:5. Also strömten alle Zuschauer von diesem an den anderen Tisch, wo Tiefenbrunner bereits 0:2 zurücklag, wie von einer Reling an die andere. Denn drüben gab es die letzte Chance, wenigstens das Unentschieden zu retten.

Die Fans kamen rechtzeitig, um mitzuerleben, wie kurios Tiefenbrunner den dritten Satz drehte: Bei beiden Aufschlägen von 8:8 auf 10:8 traf sie den Ball hinten an die Tischkante. Nun lachten viele in der Halle, nur die beiden Spielerinnen nicht.

Tiefenbrunner unterlag dann 1:3, was sie "sehr schlecht" fand, sie war frustriert. Kaufmann, Deutschlands Nummer eins in ihrer Altersklasse, ist erst 13, doch sie hatte zuvor ja schon im Doppel verblüfft und auch beim 2:3 gegen Nikitchanka mit 2:0 Sätzen geführt. "Das hat mich am meisten beeindruckt", lobte Winter, "wie man in diesem Alter schon so clever gegen Abwehr spielen kann." Jeger sagte, sie sei im Doppel erstaunt gewesen, wie diese junge Person aufgedreht habe. Gegen die 18-jährige Tiefenbrunner trat Annett Kaufmann erneut mutig und aggressiv auf und holte den Siegpunkt. Vorzuwerfen hatte sich später niemand richtig viel, alle hatten je einen Sieg und eine Niederlage geholt. Tiefenbrunner hatte Behringer mit geduldigen Angriffen niedergerungen, Jeger sich in einem Krimi gegen Yoshida behauptet. Wie Winter auch, war sie im anderen Einzel an Abwehrlegende Qianhong Gotsch gescheitert. Es blieb dabei: In der Summe fehlte ein Doppelsieg.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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