Süddeutsche Zeitung

Tischtennis:Eine Nacht Winterpause

Der Frauen-Erstligist TSV Schwabhausen steht nach einem Doppelspieltag am Rhein auf dem dritten Tabellenplatz, mit besten Aussichten auf einen Playoff-Platz.

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Es ist nun endlich einmal etwas Zeit, Luft zu holen. Bis Mitte Februar steht für die Tischtennisspielerinnen des TSV Schwabhausen kein weiteres Erstliga-Duell mehr an. Sie können also in Ruhe sacken lassen, was sie zuletzt erreicht haben, können vielleicht sogar mal einen Blick auf die Tabelle riskieren, wo sie mit 8:6 Punkten aussichtsreich auf Rang drei stehen, eine Playoff-Teilnahme ist äußerst wahrscheinlich. Und sie können gelassen verfolgen, wie in der Zwischenzeit Titelverteidiger Berlin seine Versäumnisse aus der Vorrunde nachholen wird - wegen diverser Verlegungen hat der Meister seit dem Remis gegen Schwabhausen Anfang September erst vier Partien absolviert, steht auf Rang fünf und hat viel nachzuholen.

Sabine Winter gäbe das nun eine vorzügliche Gelegenheit, ihren Fauxpas zu verarbeiten, der ihr vor etwas mehr als einer Woche im Final Four des Pokals unterlaufen war: jene sechs Matchbälle, die sie bei 10:4-Führung im Halbfinale gegen Kolbermoors Yu Fu vergab, was letztlich zum Ausscheiden führte statt zum Finaleinzug gegen den späteren Sieger Berlin. Dass ausgerechnet sie diese historische Chance versemmelte, machte ihr danach doch zu schaffen; ausgerechnet sie, die in der Liga ungeschlagen war; ausgerechnet sie als "Schwabhauser Urgestein", wie sich die 28-Jährige nannte, obwohl sie zwischendurch ja mal sieben Jahre für Kolbermoor antrat.

Eines steht seit dem vergangenen Wochenende allerdings fest: Winter hat ihren Lapsus offenbar bereits verarbeitet. Am Samstag unterlag Schwabhausen der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 3:5, am Sonntag folgte, ebenfalls auswärts, ein 7:1-Erfolg gegen den ESV Weil, und Winter machte in beiden Partien einfach da weiter, wo sie vor dem Pokal aufgehört hatte: Sie gewann alles. Auf 12:0 erhöhte sie ihre Siegbilanz.

Dabei hatte ihr Verein vor der Saison eher befürchtet, wegen der Folgen einer Operation an der rechten Schulter länger auf seine Nummer eins verzichten zu müssen. Stattdessen knüpft Winter seit Herbst an jene Zeiten vor ihrer Schulterverletzung an. Gegen Bingen setzte sie sich nach einem 3:2 gegen Giorgia Piccolin auch 3:1 gegen Chantal Mantz durch, die nach ihrer Ausbildung in Kolbermoor ebenfalls mal ein Jahr für Schwabhausen spielte.

Erstmals seit ihrer Corona-Erkrankung kommt Mercedesz Nagyvaradi wieder zum Einsatz

Trotzdem sei bei allen vieren "der Wurm drin gewesen" in Bingen, stellte Abteilungsleiter Helmut Pfeil fest. Enttäuscht war er nicht. "Es können nicht immer alle in Bestform sein", kommentierte er die 3:5-Niederlage, zu der Mercedesz Nagyvaradi den dritten Punkt beisteuerte. Bingens Winter-Zugang Karolina Mynarova vom Zweitligisten Berliner Füchse avancierte mit zwei Zählern zur Matchwinnerin. "Uns war klar, dass es zwei harte Spiele werden würden, und wenn uns vorher jemand zwei Punkte aus dem Wochenende angeboten hätte, hätte ich eingeschlagen und gesagt: Prima, dann muss ich nicht fahren!", sagte Pfeil.

Die bayerischen Nachbarn vom SV-DJK Kolbermoor haben am Samstag übrigens die Tabellenführung erobert, durch ein 6:2 im Spitzenspiel beim TSV Langstadt, der allerdings ohne die am Rücken lädierte Petrissa Solja und die wegen Einreisebeschränkungen fehlende Ägypterin Dina Meshref antrat.

Ihre Winterpause (wenn man das denn so nennen will) verbrachten die Schwabhauserinnen in einem Hotel in Weil am Rhein, denn mit der Partie in Bingen am Samstag endete für sie die Vorrunde dieser etwas schiefen Saison, tags darauf begann die Rückrunde. Das 7:1 gegen Aufsteiger Weil war dann fast etwas schmeichelhaft. "Niedergefightet" habe man die Gastgeberinnen zu Beginn, ordnete Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed das Ergebnis ein: Mateja Jeger wehrte gegen Polina Trifonova einen Matchball ab, Alina Nikitchanka und Nagyvaradi drehten 1:2-Satzrückstände.

Der Ungarin Nagyvaradi wird die Pause vermutlich weniger gelegen kommen. Seit ihrem Debüt für Schwabhausen Anfang September hatte sie keinen Liga-Einsatz mehr, fiel wegen einer Corona-Erkrankung lange aus. "Fünf Wochen ohne Sport und danach weiter ohne Wettkämpfe" habe sie in der Heimat verbracht, erzählt Pfeil, bis zum Final Four im Pokal. Körperlich sei sie nun wieder fit, aber es fehle Wettkampfpraxis. Nagyvaradi wird sich auf Mitte Februar freuen.

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