Tischtennis:Die Zigarre danach

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Schwabhausen dreht die Partie gegen Schlusslicht Leipzig

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

John "Hannibal" Smith war einer der Protagonisten der US-Fernsehserie "Das A-Team" aus den Achtzigerjahren. Ein Stratege, der sich am Ende jeder Folge breit grinsend eine Zigarre zwischen die Zähne steckte und sagte: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!" Etwa so kann man sich wohl auch Alexander Yahmed vorstellen, den Trainer der Schwabhauser Tischtennisfrauen, als er am vergangenen Samstag die Doppel-Aufstellungen vor dem Erstliga-Kellerduell gegen die Leutzscher Füchse sah. Denn die Leipziger hatten ihre Duos exakt so aufgeboten, wie Yahmed das zuvor erwartet hatte, und nun war er entsprechend zuversichtlich, dass es vor eigenem Publikum gleich mal einen 2:0-Vorsprung geben würde gegen den Tabellenletzten. "Ich war ganz sicher, dass es mindestens ein 1:1 gibt", gab er später zu.

Erst angefressen, dann stolz: Alexander Yahmed (hier mit Yang Ting). (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Zigarre, sofern er denn eine gehabt hätte, wäre Yahmed schnell wieder aus dem Gesicht gekippt. Denn nach den Doppeln stand es 0:2. Bald darauf 1:4. Der avisierte Pflichtsieg geriet arg in Gefahr. "Ich war richtig angefressen", räumte Yahmed später ein, "mich hat das gewurmt, wie wir am Anfang gespielt haben." Die Wende, die schließlich doch noch zum 6:4-Sieg führte, sei dann aber "umso schöner" gewesen.

Es hatte vor der Partie zwischen den Spielerinnen Meinungsverschiedenheiten gegeben. Nichts Gravierendes, fand Yahmed, kleine Missverständnisse, die man ausräumen müsse, doch die hätten dazu geführt, "dass die Mannschaft nicht fokussiert war". Und plötzlich stand eine ganze Menge auf der Kippe beim TSV Schwabhausen, der mit einem 4:6 gegen Hövelhof und einem 3:6 gegen Essen in die Saison gestartet war, zwei knappen Niederlagen also gegen den Dritten und den Zweiten des Klassements. "Dann hätten wir halt in der Rückrunde gegen Leipzig gewinnen müssen", sagte Yahmed zwar, doch natürlich ahnte er, was eine Niederlage bedeutet hätte. "Erst spielst du gegen starke Gegner zweimal super, aber holst keinen Punkt; dann verlierst du so blöd gegen die, die du schlagen solltest.

Man kann sich ja vorstellen, wie es für die Mannschaft dann läuft."

Genau danach sah es aus. Nach den Auftaktpleiten im Doppel unterlagen auch Chantal Mantz (5:11, 9:11, 11:8, 8:11 gegen die ehemalige Schwabhauserin Kathrin Mühlbach) und Christina Feierabend (11:5, 4:11, 10:12, 10:12 gegen Maria Lorenzotti). Der Zugang aus Uruguay sei "die große Unbekannte" gewesen und Feierabends Niederlage "unglaublich unglücklich", fand Yahmed, letztlich habe sich seine Nummer drei zu leicht ablenken lassen. Bis zum 1:4 gewann nur Spitzenspielerin Yang Ting ihr Einzel. Doch plötzlich lief es. Die 19-jährige Eva-Maria Maier an Position vier wurde beim 3:1 gegen Anna-Marie Helbig nur kurz unruhig. Yang gewann gegen ihre ehemalige Mitspielerin Mühlbach locker 3:0. Mantz bezwang Marina Shavyrina in vier, Feierabend Helbig in fünf Sätzen. Die Mannschaft habe da bereits wieder zusammengefunden, bemerkte Yahmed zufrieden. Und Maier bewies erneut Nervenstärke: Gegen Lorenzotti gelang ihr mit 11:7, 7:11, 7:11, 11:6, 13:11 der gefeierte Siegpunkt, was Yahmed hernach erstaunlich gelassen kommentierte. "Immer wenn der Ball im Spiel war, hat man gesehen, dass Eva besser war. Es war abzusehen, dass sie gewinnt." Sein Plan hatte also doch irgendwie funktioniert. Wenn auch ganz anders als geplant.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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