Tennis:Schneller sein

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Hätte auch gut zu Luitpoldpark gepasst: Das umworbene Münchner Talent Isabella Pfenning. (Foto: Marco Einfeldt)

Großhesselohe nimmt sich den Rivalen Luitpoldpark zum Vorbild - und schnappt ihm Isabella Pfennig weg.

Von Matthias Schmid, München

Die Veröffentlichung der Spielernamen in der zweiten Tennis-Bundesliga der Frauen bewegt Hildegard Jonasz schon lange nicht mehr. Es ist seit Jahren ein wiederkehrendes Ritual: Ende März stellt der Deutsche Tennis-Bund (DTB) die Meldelisten für die anstehende Sommerrunde ins Internet. Während die meisten in der Branche freudig erregt auf die lange geheim gehaltenen Zukäufe und Vereinswechsel reagieren, ärgert sich die langjährige Teammanagerin des TC Grün-Weiß Luitpoldpark nur noch über die Vielzahl von Spielerinnen, die da zu finden sind, aber in der neuen Spielzeit kein einziges Mal ihren Schläger auspacken werden. Sie stehen nur zur Abschreckung dort, oder wie es Jonasz formuliert: "Die Liga ist eine rein taktische geworden."

Niemand weiß letztlich, wer am jeweiligen Spieltag auf der Anlage erscheint, um die Einzel und die Doppel zu spielen. Es ist wie mit der sprichwörtlichen Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was dran ist. Luitpoldpark hat dagegen nichts zu verbergen, da weiß auch jeder Gegner, was ihn erwartet. Die Meldeliste entspricht der tatsächlichen Aufstellung. "Wir sind die Dummen und werden dafür bestraft, dass wir als geschlossene Mannschaft auftreten", findet Jonasz, "weil gegen uns alle stets ihre stärksten Profis aufbieten."

Das Modell Luitpoldpark mit festen Spielerinnen aus dem Ausland und aus Bayern birgt zwar Risiken, aber es hat auch Bewunderer gefunden. Einer davon ist der Trainer des Münchner Lokal- und Ligarivalen TC Großhesselohe. "Es ist vorbildlich, wie sie das machen", schwärmt Marc Senkbeil. "Schon seit Jahren schaffen sie es, mit den gleichen Spielerinnen zu spielen und so für Identifikation zwischen Klub und Mitgliedern zu sorgen." Der Tennislehrer findet das alles so gut, dass er das Modell nun einfach kopiert. Fast eins zu eins. "Wir wollen künftig auch verstärkt mit Talenten aus der Region spielen", fügt Senkbeil hinzu. Der erste Schritt dazu ist die Verpflichtung der langjährigen Luitpoldpark-Spielerinnen Lena Hofmann und Isabella Pfennig.

Die 16-jährige Pfennig, die an der Tennisbase Oberhaching trainiert, passt eigentlich wunderbar ins Anforderungsprofil von Luitpoldpark: jung, weiblich, hochbegabt. "Solche Spielerinnen hat sich Luitpoldpark in den vergangenen Jahren alle abgegriffen", betont Senkbeil. In seiner Stimme schwingt Anerkennung mit. Der 35-Jährige hatte sich im vergangenen Jahr als neuer Trainer des TC Großhesselohe alles noch in einer Art Beobachterrolle angeschaut, er war neu im Klub, neu in München, gerade aus Lüneburg nach Bayern übergesiedelt. Nun will er aktiv an der Klubhistorie mitschreiben. Die Kopie soll bald schon das Original schlagen, oder, wie es Senkbeil ausdrückt: "Wir können uns ja die Talente aufteilen. Eine Hälfte geht zu Großhesselohe, die andere zu Luitpoldpark. Im Fußball klappt das ja auch."

An dem Wechsel von Pfennig vom Münchner SC nach Großhesselohe lässt sich exemplarisch ablesen, wie die beiden Münchner Zweitligisten vorgehen, wenn es darum geht, die begabten bayerischen Nachwuchsspielerinnen zu sich zu locken. "Wir werben nie aktiv um die Spielerinnen", versichert Hildegard Jonasz, "sie sollen zu uns kommen wollen, dann steht die Tür für sie offen. Wir sagen ihnen nicht, dass bei uns alles besser ist und sie mehr Geld verdienen können." Deshalb spiele Isabella Pfennig nun nicht für Luitpoldpark, sondern für Großhesselohe. Marc Senkbeil verhehlt nicht, dass er sich frühzeitig um die bayerische U-16-Hallenmeisterin bemüht habe. Isabellas Bruder unterrichtet er schon. "Deshalb habe ich auch mit der Mutter und mit ihr früh über einen Wechsel gesprochen", gibt Senkbeil einen Einblick in seine Vorgehensweise.

Inzwischen ist die ganze Familie dem TCG beigetreten. Dort werden sie täglich auch Lena Hofmann begegnen, die nicht nur selbst auf der Anlage an der Pullacher Straße übt, sondern als Trainerin auch Kindern und Jugendlichen das Tennisspiel beibringen wird. "Das hat man nicht oft in der zweiten Liga", sagt Senkbeil. Aber es passt zur neuen Philosophie: Der Tennislehrer will künftig auch viel Wert auf das menschliche Miteinander legen, auf den besonderen Teamgeist, so wie es Luitpoldpark vormacht. Aus diesem Grund hat Senkbeil noch drei Schwedinnen über private Kontakte für die neue Saison geholt. "Skandinavierinnen sind in der Regel ruhige und ehrliche Menschen", erläutert er, "mit ihnen hoffen wir, dass wir wieder eine entspannte Saison mit einem frühzeitig gesicherten Klassenerhalt erleben werden."

Am 21. Mai werden die beiden Klubs im Schwabinger Luitpoldpark aufeinandertreffen. Das Saisonziel verbindet die beiden Vereine. "Der Klassenverbleib für uns wäre schön, damit wir auch künftig unseren jungen Spielerinnen zwischen zehn und 16 Jahren eine gute Perspektive bieten können", sagt Hildegard Jonasz.

Luitpoldpark hat so viele begabte einheimische Spielerinnen, dass die zweite Mannschaft bereits zum zweiten Mal in die Regionalliga aufgestiegen ist. Vor Mark Senkbeil liegt also noch viel Arbeit, er kann noch einiges lernen vom Original. Denn auch hier liegt Großhesselohe noch hinter dem Rivalen zurück: Die zweite Mannschaft des TCG feierte in der vergangenen Saison die Meisterschaft in der Bezirksliga.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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