Süddeutsche Zeitung

Tennis:Rudel an der T-Linie

Großhesselohe schlägt Iphitos in einem emotionalen Derby und bleibt damit in der Herren-30-Bundesliga.

Von Thomas Becker

3:3 hieß es nach den Einzeln, und so mussten im letzten Saisonspiel die Doppel entscheiden, ob der TC Großhesselohe auch künftig in der höchsten Spielklasse der Herren 30 aufschlägt oder eben eine Etage tiefer. Für den Gegner, den MTTC Iphitos, ging es um nichts mehr. Da in diesem Jahr nicht mehr die beiden führenden Teams, sondern nur noch die Sieger der Gruppen Nord und Süd um den deutschen Meistertitel kämpfen, war für die Truppe vom Aumeisterweg hinter STK Garching nichts mehr zu holen - außer noch ein bisschen mehr guter Laune für das am Abend anstehende Sommerfest des Klubs, Motto "Beach". Auch in Großhesselohe wurde am selben Abend gefeiert, Motto "La notte bianca". Wo es letztendlich lauter und wilder zuging? Egal, einen Grund mehr zum Feiern hatte am Ende Großhesselohe: 5:4 gewonnen, Klasse gehalten, ein Prosit der Gemütlichkeit.

Dass am Ende sogar nur ein gewonnenes Doppel reichte, "das war uns dann gar nicht so unrecht", gibt Mannschaftsführer Maximilian Wimmer zu. Er hatte mit Emanuel Fraitzl das erste Doppel gegen Richard Malobicky und Fabian Schmid 6:3, 6:4 gewonnen - und damit den Klassenerhalt gesichert. Denn: Der Iphitosler Lars Uebel konnte verletzungsbedingt gar nicht erst zum Doppel antreten - walk over heißt das im Tennis, Punkt für Hesselohe. Drei von vier Einzeln hatte Uebel, einst ein Top-250-Spieler, in dieser Saison für sich entschieden, doch am letzten Spieltag musste der Coach von der Tennisbase Oberhaching pausieren. Da sich aber Mannschaftskollege Benedikt Dorsch nach gewonnenem Einzel aus privaten Gründen bereits am Nachmittag verabschieden musste, wanderte Uebels Name auf den Spielberichtsbogen. "Wir haben nur mit Ach und Krach sechs Spieler aufs Feld schieben können", erklärt Kapitän Fabian Ziemer das Iphitos-Dilemma, "Lars war nicht einsatzfähig. Wir wollten das ordentlich über die Runde bringen und garantiert niemandem etwas schenken." Und wer die Einzelpartien verfolgt hatte, der konnte daran nun wirklich nicht zweifeln.

Wieder nur ein 3:3 | Großhesselohe verpasst ersten Bundesliga-Sieg

München - Auch am vierten Spieltag der ersten Tennis-Bundesliga hat der TC Großhesselohe den ersten Saisonsieg verpasst. Das 3:3 zuhause gegen den Gladbacher HTC ist bereits das dritte Unentschieden der laufenden Saison für den Aufsteiger, für den allerdings wesentlich mehr möglich gewesen wäre. Die Münchner waren am Sonntag mit einer starken Mannschaft an den Start gegangen, angeführt von der derzeitigen Nummer 16 der Weltrangliste, Nikoloz Basilashvili. Nach den vier Einzelpartien hatte sich Großhesselohe in teilweise hochklassigen und überaus umkämpften Partien eine komfortable 3:1-Führung erarbeitet, Basilashvili, der nach eigener Aussage mit Fieber spielte, gewann seine Partie genauso wie Daniel Brands und French-Open-Sieger Kevin Krawietz. Dann jedoch verloren die Großhesseloher beide Doppel jeweils im Matchtiebreak und mussten so erneut eine Punkteteilung hinnehmen. Mit 3:5 Matchpunkten steht der Münchner Erstligist nun auf dem sechsten Rang der Tabelle. Felix Haselsteiner

Allein die Partien auf den Positionen eins bis drei waren aufs Heftigste umkämpft: An Position zwei sorgten Dorsch und Fraitzl für ein munteres Auf und Ab (6:0, 4:6, 10:8), im Top-Spiel besiegte Malobicky Großhesselohes Einser Wimmer nach zähem Ringen 6:2, 7:6, musste beim Stand von 5:6 einen Satzball abwehren, und auch über den Matchball - ein Aufschlag ans äußerste Ende der Linie - wurde noch eine ganze Weile nach dem Handshake am Netz diskutiert. In dieser Hinsicht schossen auf Position drei Filip Fichtel und Dominik Hansen den Vogel ab. Letzterer gewann 6:4, 6:4, was lange nicht so spektakulär klingt, wie es letztlich war. Sage und schreibe acht Matchbälle wehrte der das ganze Spiel über ausgiebig mit sich hadernde Iphitosler Fichtel ("Vorhand, Rückhand: nur Fehler!", "Alle so knapp aus, Oida!", "Der 20. Doppelfehler! Hat jemand mitgezählt?") ab, vergab selbst drei Spielbälle zum 5:5, bis Hansen schließlich nach einem ebenfalls umstritten langen Aufschlag seinen Matchball Nummer neun verwandelte. Danach kam es zur spontanen Rudelbildung an der T-Linie: Alle Beteiligten und jede Menge Unbeteiligte mussten den inkriminierten Ball unbedingt nochmal in Augenschein nehmen - bis der Platzwart mit dem Besen kam: Schwamm drüber, Lebbe geht weider. Für den nunmehr abgestiegenen Konkurrenten SaFo Frankfurt eben eine Liga tiefer. Marathon-Mann Hansen, der sich nach dem ersten Satz noch wegen Rückenproblemen behandeln lassen musste, war für die jubelnden Gäste der Mann des Tages: "Der hat abends beim Sommerfest ein Bier mehr bekommen", erzählte Maxi Wimmer. Die Gemengelage bei den Gastgebern muss in dieser Hinsicht im Ungefähren bleiben. Nach bislang unbestätigten Berichten soll das erste Fass Bier noch in der Umkleidekabine geleert worden sein.

Wer nun deutscher Mannschaftsmeister wird, entscheidet sich bereits am kommenden Samstag. Da empfängt Süd-Meister STK Garching ab 12 Uhr die Nord-Konkurrenz vom Buschhausener TC. Beim favorisierten Klub aus Oberhausen taucht der erste deutsche Spieler an Position elf auf, er durfte in der ganzen Saison allerdings nur ein einziges Mal im Doppel ran. An eins gemeldet ist der Luxemburger Gilles Muller, 2017 noch die Nummer 21 der Welt und erst seit einem Jahr nicht mehr auf der Tour. Einer, der Nadal, Agassi und Roddick besiegt hat. Da kommt ganz großes Tennis zu Besuch.

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Quelle:
SZ vom 22.07.2019
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