Tennis:Neue Dimension

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Die Überraschung des Turniers: Die erst 15-jährige Aschheimerin Laura Putz gewann das 3:35 Stunden dauernde Finale der Damen in Ismaning. (Foto: Claus Schunk)

2300 Bälle, 160 Kilogramm Bananen, 536 Teilnehmer: Die bayerische Tennis-Meisterschaft in Ismaning sprengt alle Rekorde.

Von Sebastian Hepp, Ismanging

"Wo ist der Ball hingeflogen"?, fragte eine Zuschauerin am Rande des Center Courts den Bamberger Patrick Schmitt, als dessen Gegner Ivo Klec (TP St. Florian München) das Spielgerät bei einem Smash weit über die Tribüne hinaus befördert hatte. "Ins Zentrum von Ismaning", antwortete Schmitt. Was als Scherz gemeint war, kam der inzwischen erreichten Dimension der bayerischen Tennismeisterschaften indes durchaus nahe. Man musste neuerdings nicht nur 15 Plätze auf der Anlage des TC Ismaning an der Grünfleckstraße im Blick haben, wenn man die Titelkämpfe verfolgen wollte. Gespielt wurde auch auf der nicht allzu weit entfernten Anlage des STK Garching sowie beim SV Heimstetten.

Insgesamt 404 Teilnehmer hatten heuer allein bei den Seniorenkonkurrenzen der Altersklassen ab 30 Jahren gemeldet, 132 waren es zusätzlich bei der unter dem Namen Demos Cup firmierenden Damen- und Herrenkonkurrenz. "Das ist neuer Rekord", sagte Christian Wenning, Mitglied des insgesamt zwölfköpfigen Turnierleitungs-Teams und Vizepräsident des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV). Und er nannte auch gleich den Grund, warum die Meisterschaft erstmals auf drei Tennisanlagen ausgetragen wurde und nicht mehr nur beim TC Ismaning: "Viele Teilnehmer der Seniorenkonkurrenzen haben sich in den vergangenen Jahren beschwert, dass sie mehrere Matches pro Tag spielen mussten. Wir haben für das Turnier deshalb zusätzliche Kapazitäten geschaffen."

"Hört mal, wer da hämmert": In dieser Kategorie duellierten sich die Klassen 30 bis 50

Erstmals habe man nun auch bei den Senioren Preisgeld ausgeschüttet, fügte Wenning hinzu. In der Damenkonkurrenz hatten diesmal Spielerinnen zwischen Position 39 und 200 der deutschen Rangliste gemeldet, bei den Herren war der an eins gesetzte, im Viertelfinale ausgeschiedene Stephan Hoiss (GW Luitpoldpark München) mit Position 34 der Bestplatzierte der deutschen Rangliste, berichtete Wenning. Gewonnen hat die Damenkonkurrenz völlig überraschend die ungesetzte 15-jährige Aschheimerin Laura Putz, bei den Herren siegte der Starnberger Sebastian Prechtel.

Der logistische Aufwand, der hinter der Organisation eines Turniers dieser Größenordnung steckt, ist ihm zufolge beträchtlich. Die weißen, wetterfesten Zelte für die Turnierleitung mussten aufgebaut, die segelartigen Banner mit dem BTV-Emblem auf der Anlage platziert, Namensschilder für sämtliche Teilnehmer (mit der Angabe ihrer Leistungsklasse und ihres Vereins) ausgedruckt und Klarsichthüllen an den Zäunen der jeweiligen Plätze angebracht werden, in die die Kontrahenten dann ihr Schild als Service für die Zuschauer steckten. Letztere konnten es sich auch in Liegestühlen bequem machen, die man für das Turnier extra von der Therme Erding ausgeliehen hatte. Insgesamt 2300 Bälle wurden gebraucht, rechnete Harald Heger vom Turnierteam vor. Damit könnte man mühelos das Bällebad im Kinderspielbereich eines großen Möbelhauses füllen. Zur Stärkung vor und während der Matches gab es für die Spieler insgesamt 160 Kilogramm Bananen.

Eine der Hauptaufgaben war es freilich, an den drei Spielorten ständig die große elektronische Anzeigetafel mit der Übersicht über die angesetzten Paarungen zu aktualisieren. Eine Farblegende bot hierbei Orientierungshilfe: Ein blau unterlegtes Feld zeigte die auf dem betreffenden Platz geplanten Begegnungen mit genauer Uhrzeit an, orange bedeutete, dass beide Spieler bereits anwesend sind, grün hieß, die Partie läuft gerade. Und grau unterlegt waren die bereits absolvierten Matches mit Angabe des Ergebnisses. Sogar die Spieldauer der jeweiligen Partie wurde angegeben - "damit man weiß, welcher Teilnehmer jetzt noch eine Spielpause braucht und welcher bald wieder eingesetzt werden kann", wie Wenning erläutert.

Die Software für dieses Anzeigesystem wird nach seinen Worten inzwischen bei allen größeren Turnieren eingesetzt. "Sie pflegt über Nacht die Ergebnisse der Spielerinnen und Spieler automatisch in die BTV-Plattform "my bigpoint" ein und bringt die Prognose für ihre künftige Leistungsklasse auf den neuesten Stand", ergänzt er. Dank der parallelen Austragung der Konkurrenzen in allen Altersklassen wurde bei den Titelkämpfen die gesamte Bandbreite in diesem Sport abgebildet. In der Kategorie "Hört mal, wer da hämmert", standen die Teilnehmer der Klassen 30 bis 50 den Akteuren der Herren- und Damenkonkurrenz in puncto Schlaghärte und Ballbeschleunigung kaum nach. Und bei den älteren Jahrgängen wurde die Kraft der Jugend meist durch technische und taktische Finesse ersetzt - oft sah man hier die mit feiner Klinge geführte Slice-Rückhand, die von manchen zu Unrecht bereits in die in die Mottenkiste des Tennis verbannt wurde.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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