Süddeutsche Zeitung

Tennis:Ein Winner zu wenig

Der TC Großhesselohe verliert trotz großer Chancen beim Konkurrenten TV Reutlingen 4:5 und verpasst mit nur einer Saisonniederlage den Aufstieg in die erste Liga.

Mit einer Rückhand die Linie entlang beendete Boy Westerhof seine Partie. Er ballte kurz die Faust. Die Rückhand war zu wuchtig, zu platziert für seinen Gegner Alexis Klegou von der SpVgg Hainsacker. Ein sogenannter Winner. "Ein solcher Ball hätte vorgestern gereicht", raunte Präsident Bernard Eßmann Karsten Schulz, dem Trainer des TC Großhesselohe, danach zu. Eßmann seufzte. Vier Matchbälle hatte Westerhof am Freitag beim TV Reutlingen gegen Florian Fallert vergeben. Hätte der Niederländer nur einen bei einer 9:5-Führung im Match-Tiebreak des dritten Satzes verwandelt, dann hätte sehr wahrscheinlich Großhesselohe und nicht Reutlingen am Sonntag die Meisterschaft in der zweiten Tennis-Bundesliga Süd gefeiert. So verlor der TCG 4:5 und beendete die Saison mit einem 6:3-Sieg gegen Hainsacker nur als Zweiter.

"Wir haben sehr viel Aufwand betrieben": Der Ertrag bleibt aus

"Das war natürlich sehr hart für mich, weil wir sonst gewonnen und den Titel geholt hätten", gab Westerhof am Sonntag zu. Im Konjunktiv ist allerdings noch keine Mannschaft in die erste Liga aufgestiegen. Aber genau das war das Ziel der Großhesseloher in dieser Spielzeit gewesen. "Wir haben sehr viel Aufwand dafür betrieben", sagt Eßmann. So hatten sie zum Beispiel den früheren Wimbledon-Viertelfinalisten Florian Mayer in die zweite Liga gelockt. Der Weltranglisten-57. spielte auch in Reutlingen und gewann Einzel und Doppel. Er musste mit ansehen, wie Westerhof seinen unterlegenen Gegner immer wieder mit blöden Fehlern ins Spiel zurückholte. "Ich war der bessere Spieler", betonte Westerhof und fand, dass "ich bei meinen Matchbällen nichts falsch machte, weil er da unglaubliche Bälle gespielt hat."

Am Sonntag gegen Hainsacker benötigte der 31-Jährige fünf Matchbälle, um als Sieger festzustehen. Niemand machte ihm Vorwürfe wegen der verpassten Möglichkeiten in Reutlingen. Vielmehr motivierten die Teamkollegen ihn immer wieder in kritischen Momenten. "Come on, Boy", rief Kevin Krawietz ein ums andere Mal. "Ich fühle mich hier wie zu Hause", erzählt Westerhof, der sich vor zwei Jahren bei einem Heimspiel so schwer am Knie verletzte, dass er mehr als ein Jahr pausieren musste. Einen Totalschaden stellten die Ärzte hinterher fest. In Westerhofs Knie rissen alle Bänder und Sehnen, die in einem Knie reißen können. Großhesselohe schickte ihn trotzdem nicht fort. Er hätte den Klub deshalb gerne in die erste Liga geführt. Aber vielleicht gibt es ja noch eine andere Möglichkeit. Bernard Eßmann sagt: "Wenn eine Mannschaft zurückziehen oder nicht aufsteigen will, würden wir den Platz gerne einnehmen."

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SZ vom 14.08.2017 / schma
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