Tennis:Aufschlag der deutschen Weltklasse

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„Natürlich würde er sich lieber auf die US Open vorbereiten“: Auch Lokalmatador Peter Gojowczyk, 30, tritt in Großhesselohe an. (Foto: Claus Schunk)

Großhesselohe ist einer der Schauplätze der German Pro Series, die der nationalen Elite Matchpraxis ermöglichen soll.

Von Ralf Tögel, Pullach

Der Trainer Christopher Kas ist einfach nur froh, überhaupt wieder auf dem Platz zu stehen. Dort präpariert er momentan Peter Gojowczyk für kommende Aufgaben: "Natürlich würde er sich lieber auf die US Open oder Wimbledon vorbereiten, aber es war eine lange Zeit ohne Turniere, jetzt ist wichtig, dass es wieder losgeht." Ein paar Trainingsmatches habe sein Schützling schon in den Knochen, erzählt Kas, aber klar, von seiner Bestform ist der 30-Jährige, der aktuell auf Platz 125 in der Weltrangliste steht, noch ein ganzes Stück entfernt. Das aber dürfte für alle Tennisprofis dieser Welt gelten. Wie das eben so ist, wenn man seinen Beruf als Leistungssportler drei Monate nicht ausüben darf, denn Matchpraxis, so Kas, sei besonders in diesem Metier "einfach unersetzlich".

Die kann Gojowczyk, der vor zwei Jahren noch als Nummer 39 der Welt um den Tennisglobus reiste, nun beim Auftakt der German Pro Series des Deutschen Tennisbunds (DTB) sammeln. Diese startet an diesem Dienstag mit vier Vorrundenwettbewerben, einer davon beim TC Großhesselohe. Fast die gesamte Elite des deutschen Tennis wird teilnehmen, um erstmals, seit die Corona-Krise den Sport Mitte März weltweit lahm gelegt hatte, wieder ein Tennismatch zu bestreiten. Lediglich Alexander Zverev und Philipp Kohlschreiber passen.

Topgesetzt ist daher Jan-Lennard Struff, der im Vorjahr bei den French Open im Halbfinale stand und aktuell Nummer 34 der ATP-Rangliste ist, vor Gojowczyk, der wegen der verletzungsbedingten Absage von Dominik Koepfer (ATP 92) einen Rang nach vorne rutscht. Neben den bekannten deutschen Profis, zu denen auch Kevin Krawietz, Doppel-Champion der French Open, zählt, treten die acht besten deutschen Nachwuchsspieler (als Next Generation geführt) an, zudem wurden acht Wildcards vergeben, was ein Feld von 32 Teilnehmern ergibt (das wegen Koepfers Fehlen auf 31 schrumpft).

Gespielt wird die Vorrunde mit je acht Startern in Troisdorf, Überlingen, Neuss und Großhesselohe, in zwei Vierergruppen tritt dann jeder gegen jeden an, danach folgen Platzierungsspiele zwischen den beiden Gruppen. Die ersten vier jedes Austragungsortes qualifizieren sich für die nächste Runde, zwei der insgesamt vier Zwischenrunden finden (23. bis 26. Juni) erneut beim TC Großhesselohe sowie in der Tennisbase in Oberhaching statt.

Dort wiederum qualifizieren sich jeweils die beiden Bestplatzierten für das Halbfinale, bevor die Finalisten (21. bis 24. Juli) in Großhesselohe den Gesamtsieger der Männer ermitteln. Bei den German Ladies' Series (16. Juni bis 26. Juli) gibt es keinen bayerischen Austragungsort. Die Series sind mit insgesamt 373 000 Euro dotiert, Weltranglistenpunkte werden nicht vergeben. Der Online-Streamingdienst Tennis Channel International überträgt alle Spiele live, Zuschauer sind in Großhesselohe nicht zugelassen. Der Gastgeber um TCG-Präsident Roland Benedikt hegt aber die Hoffnung, dass sich dies bei Zwischen- oder Finalrunde vielleicht noch ändern wird, was aber von der jeweiligen Gesundheitsbehörde abhängt. In Neuss etwa sind schon in der Vorrunde 100 Zuschauer erlaubt.

Aus Sicht des gastgebenden TC Großhesselohe ist es neben dem Zuschlag für gleich drei Turniere besonders erfreulich, dass neben den Lokalmatadoren Gojowczyk und Matthias Bachinger, die beide im Bundesligateam des TCG spielen, auch der Münchner Tobias Simon sowie die beiden Oberhachinger Tennisbase-Profis Yannick Hanfmann (ATP 143) und der deutsche U-16-Meister Max Rehberg (ITF 120) vom TC Aschheim aufschlagen. Umarmungen sind wie Händeschütteln tabu, auch Ballkinder und Linienrichter werden nicht auf dem Platz sein, nur einen Stuhlschiedsrichter wird es geben.

Neben seiner Funktion als Trainer hat auch der Großhesseloher Teammanager Christopher Kas Grund zur Freude: "Es ist ja kein Geheimnis, dass wir mit dem Bundesligateam große Ambitionen hatten", entsprechend enttäuscht war man über die Saisonabsage: "Es freut uns umso mehr, dass wir auch in diesem Jahr Weltklassetennis bieten können."

© SZ vom 08.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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