Süddeutsche Zeitung

Talentiade 2019:Tölzer Teamgeist

Die U17 des Zweitligisten bestätigt die nachhaltige Nachwuchsarbeit des Vereins. Gegen Konkurrenz aus der ersten Liga setzt sich das Team in der DNL durch - ausgerechnet in der Finalrunde in Bad Tölz hat es dann aber Pech.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Wie gut, dass es Rückennummern gibt. "Das ist ein Vorteil", sagt Florian Funk und schmunzelt. Sonst könnte es passieren, dass er mit Nikolaus Heigl zu sprechen glaubt, tatsächlich aber dessen Bruder Thomas vor sich hat. Oder umgekehrt. Die 16-Jährigen seien "typische Zwillinge", sagt Funk, "sehr schwer auseinanderzuhalten". Was die Sache nicht leichter macht: "Sie harmonieren unheimlich miteinander und suchen sich ständig auf dem Eis."

Die beiden, sagt Funk, Nachwuchsleiter beim EC Bad Tölz, gehörten zu den Besten in ihrem Jahrgang 2003. So kam es, dass die U17 des Eishockey-Zweitligisten die Gruppe Süd der Deutschen Nachwuchs Liga gewann und in der bundesweiten Meisterrunde auf Platz zwei landete, hinter Köln, aber vor Mannheim. Ausgerechnet im Endturnier in Bad Tölz hatten sie dann Pech, weil Nikolaus Heigl, der in 27 Spielen 78 Scorerpunkte gemacht hatte, verletzt fehlte und auch Thomas nur bedingt einsetzbar war.

Schon allein die Teilnahme an diesem Turnier im wichtigsten Jugendjahrgang gegen die Konkurrenz aus der ersten Liga zeigt aber die nachhaltige Tölzer Nachwuchsarbeit: Bei den Schülern (U15) war der ECT in diesem Jahrhundert drei Mal deutscher Meister (2005, 2013 und 2014). Man müsse "mehr arbeiten als andere", sagt Funk, der auch schon die erste Mannschaft betreut und 2012 zur Oberliga-Meisterschaft geführt hat. Der Klub beschäftigt zwei hauptamtliche Nachwuchstrainer, neben Funk den 933-maligen DEL-Spieler Klaus Kathan. "Aber andere Klubs leisten sich vier Trainer", sagt Funk.

Umso erstaunlicher: Im U-17-Team standen auch drei Mädchen. Und sie standen nicht nur pro forma auf dem Spielberichtsbogen. Sofie Disl, die Torhüterin, erhielt genauso viele Spiele wie Teamkollege Arno Tiefensee - und ein Kompliment von Funk: "Sie gehört mit Abstand zu den Besten, sie hat einen guten Stil - sie schaut einfach aus wie ein Torwart." Neben Verteidigerin Franziska Klinger und Stürmerin Sarah Kubiczek gehörte Disl fest zum Kader, Klinger und Kubiczek stehen mittlerweile im erweiterten Kreis der Frauen-Nationalmannschaft. "Mädchen sind ehrgeiziger als Buben", sagt Funk. Was sie eint: "Teamgeist", sagt Franziska Klinger.

Zum zehnten Mal hat die Süddeutsche Zeitung in den vergangenen Wochen herausragende Talente gesucht und Sportvereine, die sich besonders um die Nachwuchsarbeit verdient gemacht haben.

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Quelle:
SZ vom 23.07.2019/bica
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