Süddeutsche Zeitung

Talentiade 2019:"Mega coole Erfahrung"

Talentiade-Gewinnerin Ann-Kathrin Spöri aus Geretsried hat sich den Traum von Olympia erfüllt.

Von Nora Schumann, Geretsried

Ann-Kathrin Spöris Stimme klingt ruhig und aufgeräumt am Telefon, von Nervosität keine Spur. Die Gewinnerin der SZ-Talentiade 2017 ist viel unterwegs als Leistungsträgerin des deutschen Badmintons und schwer erreichbar. Detailgenau, ohne die Spur eines Prahlens in der Stimme, zeichnet Spöri das vergangene Jahr ihrer sportlichen Erfolge nach. Mehrere Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften - Spöris sportliche Chronik kann sich sehen lassen. Sie gilt als die deutsche Badminton-Hoffnung. Mit dem U-19-Team holte sie bei den Jugend-Europameisterschaften die Bronzemedaille. Am meisten gefreut haben dürfte sie jedoch ihre Qualifikation für die Olympischen Jugendspiele 2018 in Argentinien, das sei schon immer ihr Traum gewesen. "Dafür muss man die beste deutsche Spielerin sein und auf der Jugendweltrangliste mindestens Platz 28 belegen", erklärt sie. Voller Begeisterung schwärmt die Sportlerin von der Eröffnungsfeier am Obelisk von Buenos Aires, die Spiele seien eine "mega coole Erfahrung" gewesen. Drei Wochen lang habe sie sich neben den Wettkämpfen auch die Hauptstadt und die anderen Sportarten anschauen können.

Im Dezember belegte Ann-Kathrin Spöri dann den ersten Platz bei den Deutschen Meisterschaften U 17 im Einzel, danach wurde es etwas ruhiger. Sie gehe auf eine normale Schule und habe sich aufs Abitur vorbereiten müssen, erklärt Spöri. "Im Sommer hatte ich Fehlzeiten von über drei Monaten." Sie müsse dann eigenständig mit dem ihr zur Verfügung gestellten Material lernen. Die Trainer bekämen von den Lehrkräften die Klausuren zugeschickt, übernähmen die Aufsicht und würden die Unterlagen schließlich an die Schule zurücksenden, erzählt Spöri. Das sei schon herausfordernd. An einem Tag ohne Wettkampf habe sie zweimal Training, da könne sie noch etwas für die Schule machen. "An einem Tag mit Wettkampf darf es keine Ablenkung geben", sagt sie.

Um möglichst intensiv gefördert und gefordert zu werden, zog Spöri mit 16 Jahren ins Internat zum Bundesstützpunkt der deutschen Badminton-Frauen in Mülheim an der Ruhr. Hier fokussiert sie sich auf das Spiel im Einzel. Sie habe eine gute Laufarbeit, das sei fürs Einzel praktischer, sagt die Sportlerin.

Ann-Kathrin Spöri ist in diesem Jahr 18 Jahre alt geworden und ihre Zeit als Jugendspielerin ist damit vorbei. Im Erwachsenenbetrieb geht es härter zu, "das Tempo ist höher, es gibt mehr Konstanz in gewissen Schlägen, es wird cleverer gespielt", beschreibt sie die Unterschiede. Sie trainiert bereits nachmittags bei den Erwachsenen mit. Gleichzeitig versucht Spöri, sich eine duale Karriere aufzubauen, für die Zeit nach dem Sport. "Irgendwas mit Mathe", möchte sie machen.

Dass die Leistungssportlerinnen eine "Exit-Strategie" haben, das ist auch Uwe Eckhoff, Abteilungsleiter des TuS Geretsried, ein großes Anliegen. Der TuS Geretsried war jahrelang Spöris Heimatverein, bis sie sich im März 2019 für einen Wechsel zum Erstligisten Refrath entschied. "Ich lege Wert darauf, dass der Leistungssport ein Abschnitt im Leben ist, dass man da nicht versumpft", so Eckhoff. Der Sport sei gleichzeitig eine gute Schule für die Persönlichkeit, "man lernt, in schwierigen Situationen zu kommunizieren", so Eckhoff. Die Preisverleihung bei der SZ-Talentiade habe auf ihn einen sehr professionellen Eindruck gemacht, "freundlich und frisch". Es habe keinen finanziellen Anreiz gegeben, bei der Talentiade mitzumachen. "Ich finde es schön, wenn junge Sportler geehrt werden", erläutert Eckhoff, das sei eine Wertschätzung für deren Leistung.

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Quelle:
SZ vom 04.05.2019
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