Talentiade 2019:Ganz nah dran

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Kathleen Krüger, einst SZ-Talent, Vertraute der Bayern-Profis.

Von Stefan Galler, München

Die Meisterfeiern des FC Bayern in der Fröttmaninger Arena wirkten zuletzt zunehmend routiniert, schließlich wussten Neuer, Ribéry und Co. ja stets schon länger, dass ihnen am Saisonende wieder die Schale überreicht werden würde. Diesmal ist der Titelkampf spannender und es ist noch unklar, ob es am 18. Mai überhaupt Grund zum Feiern geben wird für den Rekordchampion. Sollte es so sein, dann dürfte bei der schon traditionellen Jagd mit den überdimensionalen Weißbierhumpen wieder eine blonde Frau im Mittelpunkt stehen.

Wobei die Bierdusche eher als Liebesbeweis zu sehen ist, denn Kathleen Krüger, die Jahr für Jahr das Ziel einer solchen Attacke wird, kann mit Fug und Recht als guter Geist der Bayern-Profis bezeichnet werden. Seit 2012 ist die 33-Jährige Teammanagerin und in dieser Funktion zum Beispiel für die Planung der Reisen zuständig, sei es zu Auswärtsspielen oder auch ins Trainingslager. Sie koordiniert Sponsorentermine der Spieler und steht immer dann mit Rat und Tat zur Seite, wenn einer der hochbezahlten Spieler Wünsche oder Anliegen hat.

Kathleen Krüger. (Foto: oh/FC Bayern)

Dass sie eines Tages so nah dran sein würde an dieser Mannschaft, war vor 18 Jahren noch nicht absehbar. Damals trat sie für Phönix Schleißheim selbst aktiv gegen den Ball. Und sie tat das so gut, dass sie nicht nur in der U-16-Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes zum Einsatz kam, auch in die Jugendnationalmannschaft wurde Kathleen Krüger regelmäßig berufen. Diese Entwicklung blieb der Jury der ersten SZ-Talentiade 2001 nicht verborgen: Sie wurde mit einem Preis ausgezeichnet, der ihr dann bei der Gala im früheren Verlagsgebäude von Ehrengast Uli Hoeneß überreicht wurde.

Im Interview sagte sie damals, dass sie "mit Abwehrarbeit nichts am Hut" habe. "Meine Stärken liegen in meiner guten Übersicht und meiner Technik. Für die defensive Absicherung sind andere zuständig", sagte Krüger im März 2001, ziemlich genau zwei Monate vor dem Champions-League-Titel für die Bayern im Finale gegen Valencia in Mailand.

Beim nächsten Sieg in der Königsklasse 2013 in Wembley gegen Dortmund war Krüger dann selbst schon Teil des engsten Bayern-Zirkels. Und das hängt mit dem früheren Sportdirektor Christian Nerlinger zusammen. Der hatte Krüger nämlich 2009 zu seiner Assistentin bestellt, übrigens auf Vermittlung von Hoeneß.

Lang ist’s her: Krüger und Uli Hoeneß bei der Talentiade-Gala 2001. (Foto: Simon)

Die damals in Eching ansässige Teenagerin war kurz nach der Talentiade-Ehrung von Schleißheim zu Wacker München und 2003 zum FC Bayern gewechselt, wo sie sich schnell von der Regionalliga-Reserve in den Bundesligakader aufschwang. Doch nach 33 Erstligaeinsätzen und zwei Spielzeiten beendete Kathleen Krüger 2009 ihre Karriere, weil es damals, wie sie kürzlich dem Vereinsheft 51 verriet, "für den enormen Aufwand nur ein nettes Taschengeld gab. Wir haben neben dem Spielbetrieb alle gearbeitet oder studiert". Krüger startete ein Management-Studium, nebenbei jobbte sie in der Organisation bei den Bayern-Fußballerinnen. Und wurde nur wenige Monate danach in Nerlingers Büro abkommandiert.

Als der Sportdirektor nach dem verlorenen "Finale dahoam" 2012 gehen musste, wurde sie zur Teammanagerin befördert. Die Spieler wüssten, dass sie selbst einmal aktiv gewesen sei, dennoch halte sie sich aus Analysen des sportlichen Geschehens heraus, sagt Krüger. Wie sehr die Profis der einzigen Frau in ihrem unmittelbaren beruflichen Umfeld vertrauen, zeigt die Tatsache, dass sie Teil der mannschaftsinternen WhatsApp-Gruppe ist. Sie nutze diese vor allem, um Informationen an die Spieler weiterzugeben; dagegen würden die Spieler im Chat vor allem Fotos und Sprüche austauschen. "Ich schmunzle und schweige", sagte Krüger dem Klubmagazin.

An Spieltagen ist die frühere Fußballerin zum Beispiel dafür zuständig, die Aufstellung rechtzeitig zu kommunizieren. Neuerdings ist sie während der Spiele mit Headset ausgestattet, um etwa bei einer Verletzung vom Arzt Diagnosen zu bekommen, die sie dann unmittelbar an Trainer Niko Kovac weitergibt, so dass dieser mit einer Auswechslung reagieren kann.

Ein Beispiel dafür, wie sehr sich die Sportwelt in den 18 Jahren seit dem Start der SZ-Talentiade verändert hat - und Kathleen Krüger auch.

© SZ vom 04.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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