SZ-Talentiade:Unter Jungs

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Für Sydney Lohmann (re.) läuft es richtig gut, hier freut sich im Spiel der U15-Nationalmannschaft gegen Tschechien mit Kollegin Anna-Lena Stolze. (Foto: Getty)

Die Brucker Fußballerin Sydney Lohmann wurde gerade in die U-16-Nationalmannschaft berufen, ihr Traum ist die WM.

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Diese Prominenz erstaunt dann doch: Mit Sydney Lohmann schmückt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seinen Internetauftritt der U16-Nationalmannschaft der Juniorinnen. "Vor dem Debüt in der U16: Sydney Lohmann", ist zu lesen. Die Gewinnerin des Talentiade-Sonderpreises, gestiftet vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV), hat sich bei einem dreitägigen Lehrgang in der Sportschule Kaiserau für die U16-Auswahl qualifiziert. Die freudige Nachricht hatte Lohmann per Mail von Bundestrainerin Ulrike Ballweg bekommen. 24 Mädchen waren in Kaiserau dabei, 18 gehören nun zum Kader für den "Nordic-Cup" Ende Juni in Dänemark. Sydney Lohmann ist eine fünf Debütantinnen, gespielt wird gegen Norwegen, Schweden und Island.

Sydney Lohmann ist gerade 15 Jahre alt geworden, wenn man mit ihr spricht, klingt das schon recht abgeklärt. Die sechsmalige U15-Nationalspielerin hat bereits eine Menge taktische Schulung durch ihre Trainer verinnerlicht: "Ich vermeide auch mal einen Zweikampf und versuche den Gegner abzulaufen", sagt sie und ergänzt genauso überlegt wie selbstbewusst: "Man muss sich halt klug verhalten." Damit meint sie ihr Mitwirken in Jungenmannschaften, denn seit sie vor fünf Jahren zum SC Fürstenfeldbruck (SCF) kam, kickt sie dort mit den Jungs. Nun ist der SCF ein Ausbildungsverein für junge Talente und DFB-Stützpunkt für den Nachwuchsbereich. Regelmäßig gibt es Talentsichtungen und die Nachwuchsfußballer strömen zum SCF. Nur die besten dürfen bleiben.

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Wie Sydney Lohmann, die als Zehnjährige diesen Auswahltest bestanden hat. Seit der vergangenen Saison spielt Lohmann bei den männlichen C-Junioren in der Bayernliga, Lohmann ist Stammspielerin. "Sie ist Leistungsträgerin", bestätigt SCF-Trainer Jonas Schittenhelm, "und längst an den robusteren Jungen-Fußball gewöhnt. Die Spielerin, die mal Außenverteidiger oder mal Sechser spielt, hat bei ihm keinen Mädchenbonus: "Sie spielt, weil sie die Leistung bringt", stellt der Trainer klar.

Sydney Lohmann kommt aus dem kleinen Ort Pürgen einige Kilometer südlich von Landsberg, wo sie die neunte Klasse des Gymnasiums besucht. Ihre Mutter Isaabel ist Kanadierin, Vater Malte stammt aus Hamburg. "Schule und Fußball bringt sie ganz gut unter einen Hut", findet Malte Lohmann, "sie ist sehr diszipliniert." Das habe sie vor allem beim Fußball gelernt, die Brucker Trainer hätten das immer verlangt. Bei drei-, viermal Training in der Woche kommt es schon vor, dass Sydney auch im Auto lernt. Ihre Mutter fährt sie regelmäßig die 35 Kilometer zum Trainingsplatz des SCF. "Wenn ich Nachmittagsunterricht habe, ist das manchmal stressig", sagt Sydney. "Sie ist immer da", berichtet Trainer Schittenhelm, selbst an ihrem 15. Geburtstag vergangenen Freitag.

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"Da blieb nicht viel Zeit zum Feiern", erzählt Vater Malte Lohmann. Eines Tages, so erinnert er sich, sei seine damals vierjährige Tochter von der Straße herein gekommen und meinte: "Mama, Papa, ich will Fußball spielen." Die Eltern erfüllten Sydneys Wunsch und meldeten sie im nahen SV Lengenfeld an. Dort spielte sie mit vier Jahren schon bei den Jungs mit. "Sie konnte da schon immer mit denen mithalten", sagt der stolze Papa. Später spielte sie noch eineinhalb Jahre in Kaufering, ehe sie zum SCF kam. "Mit den Jungs mitzuhalten, war immer eine Herausforderung für sie", erzählt der Vater, "das wird natürlich jetzt immer schwerer, wenn sie demnächst in der B-Jugend gegen 1,90 Meter große Burschen antritt." Er würde sich mehr Unterstützung von der Schulleitung des Ignaz-Kögler-Gymnasiums in Landsberg wünschen: "Das ist oft frustrierend", um freie Tage für die Nationalmannschaft müsse man feilschen. Anerkennung für die besondere Leistung seiner Tochter habe es noch nicht gegeben, sagt Malte Lohmann.

Tochter Sydney verfolgt natürlich die Frauen-WM im Fernsehen, sie träumt davon, in vier oder acht Jahren selbst einmal bei einer WM auf dem Platz zu stehen. "Jetzt ist das noch unrealistisch", wehrt sie die Frage sofort ab. Auch an einem möglichen Vereinswechsel zum aktuellen Frauenmeister FC Bayern München denkt sie nicht. "Es gibt auch andere Vereine", sagt sie keck. Sydney wird vorerst weiter beim SCF spielen. Ach ja, wie kommt es zu dem Namen? Ganz einfach: "Meine Eltern waren in Australien und haben in Sydney geheiratet."

Bisher erschienen: Das Juniorteam des Voltigiervereins Ingelsberg

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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