SZ-Talentiade:Keine Halle? Volles Haus!

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Seit zwei Jahren trainieren und spielen die Handballer des TSV Forstenried in Ausweichquartieren, weil ihre Halle saniert wird. Wie der Klub es trotzdem schafft, seine Mitgliederzahlen zu steigern.

Von Johannes Schnitzler, München

Auf einen Heimvorteil können die Handballer des TSV Forstenried schon länger nicht mehr bauen. Seit die Halle des Schulzentrums Fürstenried-West wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist, verteilt sich der Trainings- und Spielbetrieb des TSV auf sechs Standorte im Stadtgebiet. Seit rund zwei Jahren geht das so. Das bedarf vieler freiwilliger Fahrdienste von Mamas und Papas und generalstabsmäßiger Planung in eigens dafür eingerichteten Whatsapp-Gruppen. "Am Anfang hatten wir Angst, dass uns viele Spieler verlassen werden", sagt Jugendleiterin Janine Murr. Aber das Gegenteil trat ein. Laut Vereinsangaben hat die Handball-Abteilung des TSV Forstenried, mit rund 3500 Mitgliedern einer der größten Breitensportvereine Münchens, mittlerweile rund 230 Mitglieder - 15 Prozent mehr als vor dem Umbau. "Die Mitglieder sprudeln nur so", sagt Murr. "Bei den Minis explodieren wir förmlich." Bis auf die weibliche B-Jugend sind alle Jahrgänge besetzt, erstmals habe der Verein zwei Teams in der weiblichen D-Jugend, unterhalb der Minis gibt es jetzt auch noch eine Bambini-Gruppe. "Wir wissen gar nicht, wohin mit den Kindern", sagt Murr. Wissen sie natürlich trotzdem. Und sportlich erfolgreich sind sie auch noch. Trotz aller Widrigkeiten hat die männliche B-Jugend in diesem Jahr die Meisterschaft in der Bezirksoberliga Süd gewonnen.

Von ungefähr kommt freilich auch in Forstenried nichts. Als klar war, dass die Halle für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen würde, "haben wir offen kommuniziert, dass es nur gehen wird, wenn die Eltern helfen", sagt Murr. Mit Flyern, Aktionstagen an Grundschulen und großer gemeinschaftlicher Anstrengung hätten sie "versucht, neue Spielerinnen und Spieler zu bekommen". Dabei sei es erst einmal um Quantität gegangen - je breiter die Basis, desto stabiler. Murr geht dabei mit gutem Beispiel voran: Obwohl die 23-jährige Biologie-Studentin gerade mitten in ihrer Masterarbeit an der LMU steckt, hat sie sich doch wieder bereit erklärt, selbst eine Mannschaft zu übernehmen. Dass der Ist-Zustand wohl noch eine Weile anhält - ein Ende der Sanierungsarbeiten ist aktuell für 2020 in Aussicht gestellt - muss angesichts des ehrenamtlichen Engagements und der daraus resultierenden Handball-Begeisterung beim TSV gar keine so schlechte Nachricht sein. An diesem Wochenende können sich Interessierte davon überzeugen: Dann veranstaltet der TSV Forstenried zum 27. Mal einen Handballtag auf der Bezirkssportanlage an der Graubündener Straße. Am Samstag und Sonntag, jeweils von 9 bis 16.30 Uhr, zeigen die Teams des TSV und seiner Gastvereine, was sie können. Draußen, auf Kunstrasen.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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