Süddeutsche Zeitung

Synchronschwimmen:Olympische Akzente

Marlene Bojer und Daniela Reinhardt wollen sich mit neuer Kür für Tokio 2020 empfehlen. Es wäre die erste deutsche Olympiateilnahme im Synchronschwimmen seit 1992. Schwierig bleiben ihre Trainingsbedingungen mit wechselnden Bädern.

Von Sebastian Winter

Marlene Bojer und Daniela Reinhardt stehen an diesem Wochenende bei den deutschen Synchronschwimm-Meisterschaften in Berlin besonders im Fokus. Das Duett aus München will die erste deutsche Olympiateilnahme in diesem ansonsten eher nicht im Fokus stehenden Sport seit 1992 schaffen. Entscheidend ist der World-Series-Wettkampf Ende April in Tokio, wo sich das Duett einen der 22 Startplätze für Tokio erkämpfen muss. Nach Platz 19 und 20 bei den Weltmeisterschaften in Gwangju im vergangenen Sommer ist das kein unrealistisches Ziel. "So eine Olympiateilnahme würde unserem Sport Auftrieb verleihen", sagt Bojer.

Reinhardt und Bojer haben seither ihr Studium zurückgestellt, mit Bundestrainerin Doris Ramadan so viel trainiert wie nie. Außerdem haben sie in den vergangenen Monaten eine neue Choreographie erarbeitet. "Berlin wird der erste Testlauf für die neue Kür, wir werden eine erste Rückmeldung der Wertungsrichter dazu erhalten" sagt Ramadan, die selbst bei den Spielen 1988 in Seoul im Solo am Start war, das aber nicht mehr olympisch ist.

Mit der neuen Kür wollen die Münchnerinnen "neue Akzente setzen und für einen Überraschungseffekt sorgen" sagt SG-Vorstandsmitglied Barbara Liegl, die das Synchronschwimmen in München koordiniert und sich eng mit Ramadan austauscht. Im Sommer, nach der WM in Südkorea, hatten die beiden ein Tief, sie waren ja monatelang aufeinander gesessen, bei den Wertungen stagnierten sie bei etwa 80 Punkten. Das ist die Marke, die als Eintrittskarte für internationale Wettbewerbe gilt, aber die Weltspitze bewegt sich bei mehr als 90 Punkten.

Die Bädersituation in München macht die Jagd nach mehr Punkten nicht einfacher, auch die Wiedereröffnung der Olympiaschwimmhalle bringt Bojer und Reinhardt nur an Wochenenden etwas. Unter der Woche müssen sie abends in verschiedene andere Bäder ausweichen, wo die Bedingungen schlechter sind. "Wir haben zu wenig Wasserzeiten, und es wird nicht besser. Wie soll man da ein Team zu den Olympischen Spielen bringen? Wenn ich all die Energie, die ich für die Suche nach Wasser aufwende, ins Team stecken würde, wären wir längst Weltmeister", sagt Liegl. Sie hat inzwischen einen Brief an die Stadtspitze geschickt, um sich mehr Gehör zu verschaffen. Während Nationen wie die USA acht Stunden täglich trainierten, müssten Bojer und Reinhardt in der Olympiaschwimmhalle während ihres nicht einmal halb so langen Trainings mitunter dreimal die Becken wechseln.

Vergangene Woche waren sie daher mal wieder in Kleve, wo inzwischen eine besondere Städtepartnerschaft existiert. Für die SG München wurde dort eine Woche lang das öffentliche Bad gesperrt, kostenlos, "die Bademeister brachten uns Kaffee, es ist ein Rundum-Sorglos-Paket", sagt Liegl: "Wenn es in München nur ein bisschen so wäre..."

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Quelle:
SZ vom 09.11.2019
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